Vor 18 Jahren hat unsere Redakteurin Alexandra Bersch zum ersten Mal den Vergnügungspark besucht – als Grundschulkind mit frecher Cousine, Eltern und Großeltern im Schlepptau. Heute, als Mutter eines Vierjährigen, ist der Ausflug in den „Magic Park“ immer wie ein Kurztrip in die Vergangenheit. Denn vieles auf der idyllisch zwischen Wald und Autobahn gelegenen Anlage ist noch genauso wie damals. Was nicht in jedem Fall etwas Gutes bedeutet.

Das Freizeitprogramm einer Kleinstadtfamilie mit Kindergartenkind ist eine ziemlich überschaubare Sache. Schwimmbad, (Indoor-)Spielplatz, Omas Garten, Stadtwald. Auch wenn Kinder auf Routine stehen, sind wir als Eltern doch stets bemüht, eben diese doch abwechslungsreich zu gestalten. Und da lange Autofahrten neben Spinat und Schlafen auf der No-Go-Liste des Nachwuchses stehen, kommen oft nur Ausflüge in die nähere Umgebung in Frage. Im Kreis Verden wäre dies der Magic Park, der sich auf Bespaßung und Auspowern von Kindern – nach eigenen Angaben bis 12 Jahren, meiner Erfahrung nach bis höchstens Mitte vierte Klasse – spezialisiert hat.

Mit Ausnahme der loopinglosen Achterbahn, der kleinen Wildwasserbahn und des Kettenkarussell-Klassikers sind alle Fahrgeschäfte schon für die Kleinsten ein Riesen-Spaß. Lokomotiven, selbstfahrende Oldtimer und Traktoren, sich langsam emporhebende und in Zeitlupe im Kreis fliegende Wolken und Flugzeuge, in die sich sogar manche Eltern reintrauen. Und natürlich die Dinosaurier-Insel, umgeben von einem Tümpel, durch den man auf deinem glitschigen Holzfloß staken kann. Ohne lange zu zögern haben wir unserem Sohn zum Saisonanfang eine Dauerkarte (Preis: 45 Euro, lohnt sich bei einem einmaligen Eintrittspreis von 13 Euro sehr, wenn man in der Nähe wohnt und die Oma wie zufällig eine zum Geburtstag geschenkt bekommt) gekauft. Seitdem sind wir am Wochenende oder in den Ferien regelmäßige Besucher des „Magic Parks“.

Als ich das erste Mal 1995 dort war, hieß er noch „Freizeitpark“ und war berühmt für den Märchenwald (auch der ursprüngliche Name des Parks). Entlang eines Pfades durch den Wald sind sechs mechanisch gesteuerte Märchenkulissen aufgebaut. Aus den Lautsprechern ertönt die Stimme des Erzählers, vor den Absperrungen (Anfassen ist verboten!) stehen bequeme Plastiksessel. 30 Minuten sollte man für den Märchen-Spaziergang einplanen. Angefangen bei „Hänsel und Gretel“ geht es über „Hase und Igel“, „Chinesische Nachtigall“ und „Das Blumenwunder“ ins „Schlaraffenland“. Das große Finale findet dann vor dem „Dornröschen“-Schloss statt.  Bereits vor Jahren präsentierten sich die Installationen im „Shabby Chic“, sie hatten Charme, Charakter und etwas wunderbar uriges. Wenn wir ein wenig in Kindheitsnostalgie schwelgen wollen, müssen wir all unsere Überredungskünste aufwenden, um unseren Sohn in den Märchenwald zu locken. Denn mit moosig-maroden Häuschen, witterungs-bedingt gesichtslosen Figuren und Lautsprecherknackgeräuschen kann man einen Vierjährigen nicht wirklich begeistern. Schade eigentlich, dass in dieses schöne Stück Kulturgeschichte ganz offensichtlich nichts investiert wurde.
Auch die Riesenrutsche, von der man auf kratzigen Bastmatten (die sich schon bei meinem allterersten Besuch modrig anfühlten und auch so rochen) runtersaust, könnte ein paar fleißige Handwerkerhände vertragen. Zwar sind hier und da ein paar neue Schrauben zu entdecken, aber alles in allem scheint die Konstruktion nur nach einem fähigen Restaurator zu schreien. Spaß macht es trotzdem, die gewellten Bahnen runter zu sausen.

Abstrampeln auf der Schwebebahn
Riesenspaß auf der Riesenrutsche

2002, als der damalige „Freizeitpark“ kurz vor der Insolvenz stand, nahm sich die Familie Sepe, welche unter anderem auch den Serengeti-Park Hodenhagen betreibt, des kleinen Parks an und eröffnete ihn im März des Jahres unter neuem Namen und mit neuem „magischem“ Konzept. Neben dem alteingesessenen „Zirkus Axo“ unterhält seit einigen Jahren auch der junge Magier Ben Jayman die Besucher mit Illusionen aus seiner Zaubertrickkiste, seit 2007 erhält er dabei tatkräftige Unterstützung von Zauberin Vega.

Nach eingehender Betrachtung durch die Augen eines Erwachsenen ist mir – schweißgebadet und mit schweren Gliedmaßen – klar geworden: In Wirklichkeit (und wahrscheinlich ist diese Tatsache nicht mal den Betreibern selbst bewusst) steckt hinter dem Magic Park ein ziemlich kluges und marktlückenfüllendes Konzept. Nämlich das eines Open-Air-Fitness-Studios für Eltern, die keine Zeit haben, ein konventionelles Studio zu besuchen. Beim Rudern, Staken, Kurbeln, Treten, Schieben und natürlich beim Dem-Kind-Hinterherlaufen werden alle Muskelgruppen trainiert und man spart sich das Geld für einen Babysitter beziehungsweise den Mitgliedsbeitrag in einem teuren Fitness-Tempel mit Kinderbetreuung.