Esszimmerstühle wurden in den 1960er-Jahren häufig nach dänischem Vorbild gefertigt, das einen schmalen, nach vorne hin taillierten Rahmen vorsieht. Dieser Stuhl aus dem Hause des renommierten schottischen Möbeldesigners McIntosh war ursprünglich einer von sechs Stühlen einer Serie. Mit seinem einzigartigen Design und der komfortablen Rückenlehne hat er als Bürostuhl seine neue Berufung gefunden. Stühle dieser Art gibt es auch mit hellerem Rahmen, etwa aus Ulme. Dieser hier wurde aus Palisander – einem Edelholz – gefertigt.

Werkzeug und Werkstoffe

  • Werkzeug-Grundausstattung
  • Sicherheitsausrüstung
  • Polsterstoff mit hohem Stoffgewicht, L 75 cm x B 140 cm
  • Flammenhemmender Nessel, L 50 cm x B 75 cm für den Weißbezug
  • Rahmenbezug, 0,5 m2
  • Polyesterwatte (Polstervlies) mit 56 g/m2, L 150 cm x B 67 cm
  • 2,5 cm dicker, grauer (fester) Schaumstoff
  • eine Platte zu 60 cm2
  • 1,25 cm dicker, blauer Schaumstoff
  • eine Platte zu 50 cm2
  • 6 mm und 8 mm lange Heftklammern, je eine Schachtel
  • Mittelstarke Kederschnur, L 100 cm
  • Gewachstes Garn, L 100 cm
  • Nagelstifte, 10 Stück
  • Sprühkleber
  • Notizblock und Bleistift
  • Spachtelmasse für Holz (bei Bedarf)
  • Leinöl (bei Bedarf)

Abmessen

Für diesen Esszimmerstuhl wird wohl kaum mehr als ein Meter Stoff nötig sein. Um die genaue Menge zu errechnen, mess zuerst die Länge und Breite der Sitzfläche aus und füge dann an jeder Seite 3 cm für den Stoffeinschlag hinzu, der an die Unterseite des Sitzes geheftet wird. Die Lehne wird mit einem durchgehenden Stück Stoff bezogen: Addiere zur gemessenen Breite 1,5 cm an jeder Seite für den Stoffeinschlag; um die Länge zu ermitteln, wickel das Maßband einmal um die Rückenpolsterung. Die seitlichen Kanten der Lehne werden mit einem Doppelkeder verziert, für deren Herstellung du zwei schmale Streifen des Polsterstoffes in der zuvor gemessenen Länge benötigst. 

Abpolstern

Einige Stühle aus dieser Zeit wurden mit einer abnehmbaren Sitzplatte gebaut. Bei diesem hier musst du die Platte abschrauben, ehe du den Sitzbezug entfernen kannst. Löse die Heftklammern mit einem Klammerentferner und einem Holzhammer; für widerspenstige Klammern und Nägel verwendest du am besten eine Zange. Entferne die Polsterung, entsorge das abgetragene Material und widme dich anschließend der Rückenlehne. Hier ist der Polsterstoff an der unteren Kante der Lehne befestigt. Du musst den Stuhl also umlegen, um weiterarbeiten zu können. Entferne zuerst das Kederband an den seitlichen Kanten und ziehe dann die Heftklammern, von einer Seite beginnend, aus dem Lehnenrahmen.

Reparieren

Dieser McIntosh-Esszimmerstuhl wurde in den 1960er-Jahren entworfen und gebaut. Der Stuhlrahmen besteht aus Palisanderholz, das geölt und nicht lackiert werden sollte. Wenn die Stuhlbeine stark beschädigt sind, kann man sie vorsichtig abschleifen und mit einem Holzlack aufbessern, doch bei diesem Stuhl genügt es, einmal mit Leinöl über den Rahmen zu streichen, um die schöne Palisanderfarbe zu betonen. Die Stoffbezüge wurden sehr wahrscheinlich geheftet und sollten beim Entfernen keinen allzu großen Schaden am Stuhlrahmen hinterlassen.

Tipp: Verwende ein Stück Nesselstoff, um das Leinöl in den Rahmen einzumassieren.

Aufpolstern

Sitzplatte

1. Lege die Sitzplatte auf den 2,5 cm dicken Schaumstoff, zeichne die Form nach und schneide sie aus. Trage Sprühkleber in einem gut belüfteten Raum auf eine Seite des Schaumstoffes auf, warte 30 Sekunden, bis der Kleber angetrocknet ist, und klebe den Schaumstoff anschließend auf die Oberseite der Sitzplatte (A).

2. Bedecke den Schaumstoff mit zwei Schichten Polyesterwatte, zupfe die Watte an den Ecken zurecht und schneide sie entlang der Kanten ab, sodass keine Watte unter die Sitzplatte fällt.

3. Messe den Sitz erneut aus, von einer Seitenkante über das Schaumstoffpolster zur gegenüberliegenden Kante, und addiere an jeder Seite 3 cm für den Stoffeinschlag. Schneide den Nessel in der errechneten Größe zu. Leg den Sitz mit der gepolsterten Seite nach unten auf den Nessel und hefte die Stoffenden mit 6 mm langen Klammern an der Sitzplatte fest. Setze die ersten Klammern in der Mitte jeder der vier Seiten, etwa 1,5 cm von der Kante entfernt, und die weiteren Klammern abwechselnd zuerst auf der einen, dann auf der gegenüberliegende Seite (B). Ziehe den Nessel stramm, während du dich zu den Ecken vorarbeitest, doch achte darauf, den Schaumstoff durch zu festen Zug nicht einzudellen. Der Stoff wird an den Ecken nicht gefaltet. Es genügt, ihn mit der Hand über die Ecken zu ziehen und festzuheften. Mögliche Unschönheiten, die dabei entstehen, werden am Ende nicht zu sehen sein. Schneide überstehenden Stoff unter den Klammern ab und leg gegebenenfalls die Löcher für die Schrauben frei.

Rückenlehne

4. Messe die Breite der abgepolsterten Lehne von einer Seitenkante zur anderen und ermittle die Länge, indem du das Maßband von der vorderen unteren Kante bis zur hinteren unteren Kante der Lehne legen. Zeichne die gemessene Form auf 1,25 cm dicken Schaumstoff, schneide sie aus und besprühe eine Seite davon mit Sprühkleber. Warte 30 Sekunden, bis der Kleber gut haftet. Drücke das Schaumstoffstück zuerst an der Vorderseite der Lehne fest und falte es dann über die obere Kante zur Rückseite. Fixier den Schaumstoff mit 8 mm langen Heftklammern entlang der seitlichen und unteren Lehnenkanten.

5. Bedecke den Schaumstoff mit zwei Schichten Polyesterwatte. Die Watte sollte dabei nicht über die Kanten hinausstehen.

6. Messe die Lehne erneut aus, von links nach rechts und von der vorderen unteren Kante über die Schaumstoffpolsterung zur hinteren, unteren Kante. Schneide ein Stück Nessel mit diesen Maßen zu und hefte ihn entlang der seitlichen und unteren Kanten mit 8 mm langen Klammern an die Lehne.

Polsterstoff anbringen

7. Beginne mit dem Sitzpolster. Messe die Länge und Breite der Sitzfläche aus und füge an jeder Seite 3 cm für den Stoffeinschlag hinzu. Schneide den Polsterstoff in der entsprechenden Größe zu.

8. Bedecke den Weißbezug auf der Sitzfläche mit einer Schicht Polyesterwatte und schneide die Watte entlang der Kanten ab, sodass kein Überstand entsteht.

9. Breite den Polsterstoff mit der Musterung nach unten auf deiner Arbeitsfläche aus und platzier die Sitzplatte mit der Polsterung nach unten mittig auf dem Stoff. Befestige den Stoffbezug mit 6 mm langen Heftklammern auf die gleiche Weise, wie du zuvor den Nesselstoff angebracht hast (siehe Schritt 3). Beginne in der Mitte jeder Kante und arbeite dich zuerst auf einer Seite, dann auf der gegenüberliegenden Seite zu den Ecken der Sitzplatte vor. Ziehe den Stoff über die Ecken, sodass sich lediglich an der Unterseite des Sitzes Falten bilden (wirf einen Blick auf die Sitzfläche, um sicher zu gehen, dass sie glatt ist) und hefte den Stoff fest. Kürze den Stoffüberstand, falls nötig.

10. Weiter geht es mit der Rückenlehne. Messe die Lehne erneut aus und schneide den Polsterstoff mit einer Zugabe von 3 cm in der Länge und 1,5 cm in der Breite zu.

11. Bedecke den Weißbezug an der Lehne mit einer Schicht Polyesterwatte und schneide die Watte entlang der Kanten ab.

12. Beginne an der hinteren unteren Kante mit dem Befestigen des Polsterstoffes. Setze 8 mm lange Klammern, ausgehend von der Mitte, bis 5 cm vor den Rand. Ziehe den Stoff über die obere Kante der Lehne und falte ihn unter der vorderen Kante nach innen, sodass die Stofffalte auf dem bereits gehefteten Stoffende zu liegen kommt. Befestige den Stoff in dieser Position und lass wieder 5 cm zu den seitlichen Kanten hin frei.

13. Falte den Stoff an den Seiten nach innen und hefte ihn so nahe wie möglich am Rand der Lehne fest. Sobald die Seiten fixiert sind, kannst du die unteren Stoffenden fertigheften.

Abschlussarbeiten

14. Um die Rückenlehne formschön abzuschließen, werden die Klammern an den Seiten mit einem Doppelkeder bedeckt. Stecke die Heißklebepistole an, damit sie vorgeheizt wird, während du den Keder nähst.

15. Lege das Maßband einmal rund um die Rückenlehne und schneide zwei Stoffstreifen in dieser Länge zu.

16. Umfasse den Keder genau in seiner Mitte und setzte ihn auf eine der beiden oberen, seitlichen Kanten der Lehne. Klebe das Kederband zuerst an der Vorderseite der Lehne entlang – nicht mehr als 2,5 cm am Stück, da der Heißkleber sehr schnell trocknet – und dann an der Rückseite, sodass sich die Enden des Keders an der unteren Lehnenkante treffen. Kürze das Band bei Bedarf und befestige es an der Unterseite der Lehne mit Heftklammern oder Nagelstiften.

17. Nun zur Sitzplatte. Lege die Sitzplatte mit der Polsterung nach unten auf den Tisch und nimm die Maße für den Rahmenbezug. Rechne 1,5 cm an jeder Seite für den Stoffeinschlag hinzu. Lege den zugeschnittenen Stoff über die Sitzplatte und hefte ihn mit 8 mm langen Klammern in der Mitte jeder Seite fest. Ziehe den Stoff stramm, während du ihn entlang der Kanten weiterheftest, damit keine Wellen entstehen. Ertaste mit deinen Fingern die Löcher für die Schrauben und setze über jedem Loch einen kleinen Kreuzschnitt durch den Rahmenbezug. Am besten gelingt das mit einem Nahttrenner. Nun kannst du die Sitzplatte wieder anschrauben, ohne dass der Rahmenbezug beschädigt wird.

Tipp: Sollte der Keder deutlich zu lang geraten sein, trenne die Naht an den Enden auf und kürze die Schnüre ein wenig. So lässt sich das Band sauber unter der Lehne falten und befestigen.

Et voilà!

Diese Anleitung findet ihr in dem Buch "Sofa, Sessel, Schemel und Co. - Frisch bezogen, neu gepolstert" von Vicky Grubb.

Ideen und Projekte für Einsteiger

Leopold Stocker Verlag

ISBN: 978-3-7020-1575-6

Preis: 19,90 €