Könnte der Einkauf beim Gemüsehändler um die Ecke in Zukunft um einiges günstiger werden? Foodwatch hat von der Jamaika-Koalition gefordert, Obst und Gemüse in Zukunft mehrwertsteuerfrei zu verkaufen. Damit solle die zukünftige Regierung eine gesunde Ernährungsweise erleichtern, vor allem bei Kindern.

Der Hintergrund: Auch unter Kindern sind Fehlernährung und Übergewicht mittlerweile ein ernstes Problem. Ganze 15 Prozent der deutschen Kinder leiden an Übergewicht, sechs Prozent gelten sogar als fettleibig. Adipositas, die krankhafte Fettleibigkeit, erhöht deutlich das Risiko, an Herz-Kreislauf-Leiden sowie Diabetes, Gelenkproblemen oder Bluthochdruck zu erkranken. Das ist nicht nur ein Problem für die Betroffenen selbst, sondern kostet den Steuerzahler jährlich etwa 63 Milliarden Euro.

Laut Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker werde schon den Kleinsten eine gesunde Ernährung durch zahlreiche Fehlanreize erschwert: Werbung für Süßigkeiten, unverständliche Nährwertkennzeichnungen und hohe Preise für Vollwertiges würden zum Griff in die Snack-Schublade verleiten. Wichtig sei dagegen eine Ernährungsweise, die mehr pflanzliche Lebensmittel auf den Tisch bringe: Reichlich Gemüse und Obst, dazu Kartoffeln, Vollkornbrot und andere kohlenhydratreiche Beilagen. Stattdessen äßen viele Kinder jedoch zu große Mengen an Fleisch und Wurst, Süßigkeiten, Knabberartikeln, zuckrigen Müslis und Limonaden. Mit steuerpolitischen Maßnahmen könnte die Entscheidung für Gesundes leichter fallen.

Die Weltgesundheitsorganisation forderte schon 2016, Obst und Gemüse durch Wegfall der Mehrwertsteuer erschwinglicher zu machen. Stattdessen schlägt die WHO vor, stark zuckerhaltige Lebensmittel wie Limonaden höher zu besteuern, um auf diese Weise den Kaufanreiz zu vermindern.