In den letzten Jahren ist ein Thema, das die Welt schon seit Jahrhunderten beschäftigt, wieder stärker in den Fokus gerückt: Die Gleichstellung von Mann und Frau. Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend hat das Thema im Gleichstellungsatlas mit interaktiven Statistiken umfassend aufbereitet.

Das Frauenwahlrecht wurde in Deutschland im Jahr 1918 eingeführt – 100 Jahre später können Frauen dem Heer beitreten, ins All fliegen, Bundeskanzlerin werden. Doch Kampagnen wie der Equal Pay Day beweisen: Das ist nicht die ganze Wahrheit. Dieser Aktionstag markiert symbolisch den Tag des Jahres, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer ab dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. 2018 fiel der Equal Pay Day auf den 18. März, denn die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen beträgt noch immer 21 %.

2018 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das dritte Mal in Folge seinen Gleichstellungsatlas veröffentlicht, in dem es Daten wie diese bezogen auf die 16 Bundesländer genauer aufschlüsselt. So beträgt der Lohnunterschied in den neuen Bundesländern unter 10 Prozent, während Frauen in Baden-Württemberg ein Viertel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Dieser Trend setzt sich mit der Rente fort: Durchschnittlich erhalten Frauen ab 65 Jahren in Deutschland um ganze 57,4 % geringere eigene Alterssicherungseinkommen als Männer.

Auch in die Führungsriege aufzusteigen ist im 21. Jahrhundert für Frauen noch kein Selbstläufer. In Privatunternehmen liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte in der obersten Ebene nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland über 29 % und damit noch unter einem Drittel. In acht von 16 Bundesländern ist nicht einmal jede vierte Stelle in der Chefetage von einer Frau besetzt. Der Anteil von weiblichen Hochschulprofessoren ist sogar noch geringer: Im Saarland liegt er unter 17 %, in neun von 16 Ländern unter 23 %.

Daten wie diese ergänzt der Gleichstellungsatlas um Informationen zu Schulabschlüssen, Berufswahl, Kinderbetreuung oder Partnerschaftsgewalt. So werden in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Bremen und Berlin pro 100.000 Einwohnern über 401 Frauen Opfer von Beziehungsgewalt. Auch Männer sind in den drei Stadtstaaten am häufigsten betroffen – allerdings "nur" 91 Männer je 100.000 Einwohner.

Der Gleichstellungsatlas präsentiert diese Werte übersichtlich grafisch als Deutschlandkarte und als Balkendiagramm. Infos zur Herkunft der Daten und Hinweise, wie sie zu verstehen sind, sorgen für Transparenz. Der zweite Gleichstellungsatlas erschien 2013, mit einer vierten Ausgabe ist in der Zukunft zurechnen – hoffentlich mit einigen Verbesserungen im Gepäck.