Vielleicht hat der ein oder andere selbst schon einmal an der Hochzeit der türkischen Kollegin oder der Feier der Tante der indischen Freundin teilgenommen. Vieles ist so anders als bei europäischen Hochzeiten und so fragt man sich spätestens dann: Was bedeuten die einzelnen Riten, Bräuche und Traditionen eigentlich wirklich und welchen Stellenwert hat das Heiraten in anderen Ländern im Leben des Brautpaares? Wir haben drei Länder unterschiedlichster Kulturen näher unter die Lupe genommen und erklären wie sich in anderen Ländern das "Ja-Wort" gegeben wird.

Hochzeitsbräuche in der Türkei

Bedeutung: Die Hochzeit spielt in der Türkei eine besonders bedeutende Rolle, da sie im Leben der Türken eines der wichtigsten Ereignisse darstellt. So wird oft über mehrere Tage rauschend gefeiert. Das Geld bereitet dem Brautpaar dabei keine Sorgen, da die Kosten für die Feierlichkeiten großzügig von der Familie und Freunden übernommen werden. Damit alles perfekt abläuft wird jedes Detail der Hochzeit im Vorfeld genauestens geplant, die Hochzeitssäle sind oft riesig und prunkvoll geschmückt. Bei türkischen Hochzeiten gilt das Prinzip: Inklusion statt Exklusion – jeder ist willkommen und so kommen nicht selten um die 500 Hochzeitsgäste zusammen.

Bräuche/Traditionen: Gerade in ländlichen Gegenden der Türkei ist es noch immer üblich, dass Ehen arrangiert werden. Hier wird sich besonders im Umfeld der Familie nach passenden "Heiratskandidaten" umgeschaut. Selbstverständlich lernen sich in der Türkei Paare aber auch auf "natürlichem" Weg kennen. Dabei muss die Familie des Bräutigams dann bei den Eltern der Braut um die Hand der Tochter anhalten. Sind die Eltern einverstanden, wird die Verlobung mit den Worten "wenn unsere Kinder es so wünschen, dann soll es ihnen Glück bringen" besiegelt. Am Abend vor der Hochzeit wird der Junggesellinnenabschied der Braut als Hennaabend- oder Nacht gefeiert. Hierzu werden Verwandte und Freundinnen der Braut eingeladen, um den Austritt der Braut aus der Familie zu betrauern. Dabei trägt die Braut traditionell ein rotes Tuch über dem Kopf, um ihre Tränen und die Trauer über den Familienaustritt zu verbergen. Im Laufe des Abends wird die Stimmung jedoch fröhlicher und die Angehörigen der Braut verschönern ihre Hände kunstvoll mit Hennafarbe. Am Hochzeitstag wird vor der Zeremonie die Wohnung des Brautpaares noch mit symbolischen Gaben ausgestattet: Koran, Spiegel, Kerze, Reis und Zucker. Diese Dinge stehen vor allem für die Zugehörigkeit zum Glauben aber auch für Erleichterung, Fruchtbarkeit, sowie ein harmonisches Zusammenleben.

Kleidung: Die Braut trägt traditionell weiß, was Reinheit und Jungfräulichkeit symbolisieren soll. Das Kleid wird noch mit einem roten Satinband sowie einem Gürtel kombiniert. Um die Aufmerksamkeit nicht zu sehr von der Braut abzulenken, trägt der Mann häufig einen recht schlichten dunklen Anzug, in dem er seine Angetraute zum Altar führt.

Zeremonie: Die Hochzeitszeremonie beginnt zunächst mit der Abholung der Braut. Der Bräutigam fährt in einem festlich geschmückten Wagen vor das Elternhaus der Braut um seine Zukünftige abzuholen. Es ist üblich, dass der Bräutigam zunächst einen Betrag an die Eltern der Braut zahlen muss, damit diese ihm die Tür öffnen. Ist die Braut aus dem Haus, wird oft geweint und der Abschied aus dem Elternhaus betrauert. Der Wagen mit dem Brautpaar fährt anschließend in Begleitung von Angehörigen und Freunden zunächst eine Tour durch die Stadt, bevor sie im Standesamt getraut werden. Nach der Trauung geht es dann zum Festsaal wo Familie und Freunde bereits auf die Ankunft des frisch vermählten Paares warten. Traditionell führt das Paar zunächst einen Hochzeitstanz auf, danach füllt sich die Tanzfläche oft schnell mit den übrigen Gästen und gemeinsam mit dem Paar wird gesungen und Folklore getanzt. Es folgen ein üppiges Essen und die Geschenkübergabe bei der dem Paar Schmuck und Geld überreicht werden. Türkische Hochzeiten werden oft sehr lange und exzessiv gefeiert, die Festlichkeiten dauern meist bis in die frühen Morgenstunden, manchmal sogar einige Tage.

Hochzeitsbräuche in Indien

Bedeutung: In Indien haben Hochzeiten eine ganz besondere Bedeutung. Die Feste werden oft sehr prunkvoll und kostspielig ausgerichtet, da sie gleichzeitig für den finanziellen Wohlstand der Familien stehen. Da die Hochzeit in Indien als einmaliges Ereignis im Leben gelten soll, wird oft schon von klein auf für den großen Tag gespart – viele Inder legen sogar sogenannte "Hochzeitssparverträge" an. Wer auf einer indischen Hochzeit eingeladen ist, sollte sich zudem revanchieren und so gilt es absolut nicht sparsam zu sein.

Bräuche / Traditionen: In Indien ist es im Rahmen des Hinduismus auch heute noch üblich Ehen zu arrangieren. Die Eltern von Braut und Bräutigam suchen der gesellschaftlichen Schicht und Kaste entsprechend einen passenden Partner für ihr Kind aus. Die Hochzeiten finden meist zwischen Dezember und Februar statt, dann ist in Indien Hochzeitssaison. Das genaue Datum wird über das Horoskop von Braut und Bräutigam bestimmt. Zwei bis drei Tage vor der Hochzeit findet traditionell der sogenannte "Sangit" statt. Sangit bedeutet wörtlich übersetzt "miteinander singen". Es handelt sich dabei um eine Feier, bei der sich die Frauen beider Familien treffen um miteinander zu singen, zu feiern und zu essen und sich so auf ungezwungene Art und Weise kennenzulernen. Während der Sangit früher eine reine Frauenfeier war, ist es heute oft üblich, dass zu später Stunde auch der Bräutigam sowie andere männliche Gäste zur Feier dazu stoßen. Henna-Verzierungen haben in Indien große Tradition. Beim "Mehndi" der Braut, einem Fest das bis zu drei Tage dauern kann, werden die Hände, Füße und Knöchel der Braut kunstvoll bemalt. So lange die Farbe nicht abgewaschen ist (ca. 2 Wochen), muss die Frau nicht im Haushalt helfen. So heißt es je dunkler die Hennafarbe aufgetragen ist, desto lieber mag die Schwiegermutter die zukünftige Angetraute ihres Sohnes.

Kleidung: Da Rot als Glücksbringende Farbe gilt, ist es in Indien Tradition, dass die Frau einen Sari in irgendeinem Rotton trägt. Das kann von rosa, über braun oder dunkelrot jede Farbe sein die Rot enthält. Der Sari ist sehr reich bestickt und aufwendig gefertigt. Eine Kombination aus Rock, Bluse und Tuch, dem sogenannten Lehnga ist aber auch möglich. Bei beiden Gewändern werden jedoch die Arme üppig mit roten und weißen Armreifen geschmückt sowie der Hochzeitsschmuck angelegt. Zum Schluss erhält die Braut noch ein Tuch um den Kopf, das im Haar befestigt wird. Der Bräutigam muss nicht zwingend Rot tragen, er kann sich zwischen Schwarz, Blau oder Erdfarben entscheiden. Er trägt einen langen Mantel mit Mandarinkragen, den sogenannten Achkan oder einen leicht kürzeren Mantel, den Sherwani, der aber ein sehr viel dickeres Innenfutter besitzt. Kombiniert werden diese Gewänder mit Baumwollhosen.

Zeremonie: Oft finden Hochzeiten in Indien im Haus der Brauteltern statt. Am Tag der Feier macht sich der Bräutigam gemeinsam mit Angehörigen und Freunden auf den Weg dorthin und wird feierlich mit einem Getränk aus Honig und Joghurt in Empfang genommen, das Glück bringen soll. Im Innenhof des Hauses wird ein Pavillon aufgebaut, in dem die eigentliche Trauung stattfindet. Dieser ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die durch einen Vorhang in der Mitte voneinander getrennt sind. Das Brautpaar betritt den Pavillon von verschiedenen Seiten. Im Laufe der Zeremonie wird der Vorhang dann entfernt, sodass sich das Brautpaar, manchmal zum aller ersten Mal überhaupt, sehen kann. Besonders wichtig in der Zeremonie ist das heilige Feuer, in welches das Brautpaar Reis und Butteröl als Opfergabe wirft. Als nächstes wird die Kleidung des Paares aneinander geknotet und so müssen sie sieben Schritte um das Feuer herumgehen. Die Hochzeitsfeste in Indien sind sehr groß, oft kommen bis zu 1000 Leute zu einer Feier und so wird je nach Wohlstand der Familie sehr ausgiebig gefeiert, manchmal mehrere Tage lang.

Hochzeitsbräuche in Brasilien

Bedeutung: In Brasilien feiert man gerne und ausgiebig. So werden auch Hochzeiten exzessiv und mit viel Alkohol oft bis in die frühen Morgenstunden zelebriert. Im Mittelpunkt der brasilianischen Hochzeit steht vor allen Dingen die Gastfreundschaft. Auch wenn die Unterschiede zwischen Arm und Reich in kaum einem anderen Land so deutlich zu sehen sind, wird jeder Gast mit allem was möglich ist umsorgt.

Bräuche / Traditionen: Der Junggesellinnenabschied – Cha de Panela – ist in Brasilien besonders beliebt. Hier muss die zukünftige Braut oft mit verbunden Augen die Geschenke ihrer Freundinnen (meist Haushaltsgeräte) erraten. Liegt sie falsch, muss sie sich eines Kleidungsstückes entledigen und etwas trinken. So wird an den Abenden mit viel Alkohol feuchtfröhlich gefeiert. Es entstehen oft sehr unterhaltsame Bilder, die manchmal zur Scham der Braut auf der Hochzeitsfeier gezeigt werden.

Kleidung: Die Braut trägt meist ein weißes oder cremefarbenes Kleid, ähnlich europäischer Hochzeiten. Dabei ist es oft jedoch mehr opulent als schlicht gehalten. Der Bräutigam ist meist in einem eher schlichten Anzug gekleidet, der an das Kleid der Braut farblich angepasst oder einfach schwarz sein kann.

Zeremonie: Meist wird an einem Freitag oder Samstag geheiratet. Tradition ist es, dass die Braut sich bei Freunden zuhause fertig machen lässt. Im kompletten Outfit sieht ihre Familie sie so bei der Hochzeitszeremonie vorm Altar das erste Mal. Der Vater begleitet seine Tochter traditionell zum Altar. Dort begrüßt die Braut zunächst die Familie und Freunde des Bräutigams und umgekehrt. Ist die Braut am Altar angekommen beginnt der Pfarrer seine Rede. Weil Brasilien ein sehr gläubiges Land ist, ist Tradition von besonders großer Bedeutung. Wenn das frisch vermählte Paar den Altar verlässt, wird es mit Reis beworfen. Die Feier selbst ist oft sehr groß, nicht selten sind mehr als 200 Gäste geladen. Auf der Feier wird die Hochzeitstorte vom Brautpaar angeschnitten. Dabei schneiden viele Paare die Torte von unten nach oben an, um zu symbolisieren, dass es in der Ehe stets bergauf gehen soll. Nachdem ausgiebig gefeiert wurde, verlässt das Brautpaar die Festlichkeiten oft früher als die übrigen Gäste um in die Flitterwochen aufzubrechen.