„Stell dir vor, ein Zombie sitzt hinter dir und versucht, dich in den Abgrund zu ziehen. Aber du kämpfst dagegen an!“, sagt Cassey Ho und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Die Fitness-Trainerin illustriert damit den Roll-Up, eine Pilates-Übung, bei der man zunächst mit geradem Rücken und nach oben gestreckten Armen sitzt und sich dann Wirbel für Wirbel nach hinten abrollt. Das ist eine von unzähligen Übungen, die Cassey auf ihrem Youtube-Kanal „Blogilates“ hochgeladen hat. Damit hat sie bis jetzt drei Millionen Abonnenten erreicht.

Blogilates im Schnell-Check

Jede Woche kommen neue Videos mit Pilates- oder Cardio-Training. Die Länge variiert zwischen fünf und 30 Minuten. Beim Cardio stärkt man die Ausdauer- beim Pilates den Muskelaufbau. Ja, wirklich! Pilates mag sich nach „Pferdemädchen-Sport“ anhören. Ist es aber nicht. Stattdessen baust du mit deinem eigenen Körpergewicht - ganz ohne Hanteln und Geräte- Muskeln auf. Du wirst stärker und fitter. Darum geht es vor allem. Natürlich kannst du Pilates machen, um abzunehmen. Dazu liefert dir Cassey auch gleich Rezepte, damit du die Ernährung umstellen kannst. Trotzdem geht es darum, Muskeln aufzubauen. Funktioniert das wirklich? Wir haben es getestet.

Praxistest

Für Anfänger gibt es den kostenlosen „Beginners Calendar“. Der sagt einem einen Monat lang, welche Videos man zum Trainieren kombinieren soll. Wer dem Kalender folgt, trainiert jeden Tag, bis auf Sonntag, circa 20 Minuten. Dazu kommen ein kurzes Warm-Up vor und ein Stretching nach dem Training. Insgesamt also eine halbe Stunde pro Tag. 30 Minuten sind zwar nicht viel- aber sie sind jedes Mal mit einer Dusche danach verbunden, da man ordentlich ins Schwitzen kommt. Die Schwierigkeit hier: das tägliche Training in den Alltag integrieren. Wenn du gerne nach dem Aufstehen Sport machst, oder einen anderen festen Zeitpunkt in deinem Tagesablauf freimachen kannst, solltest du den Kalender mal ausprobieren. Der Anspruch der Videos ist angemessen. Auch wenn man für gewöhnlich nicht regelmäßig Sport macht, sind sie machbar. Häufig zeigt Cassey die Übungen auch in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Ein Beispiel: Bei den „Elbow Push Ups“ begibt man sich zunächst in eine Liegestütz-Haltung, legt dann einen Unterarm nach dem anderen ab und stützt sich wieder hoch. Anfänger können hierbei die Schienbeine ablegen, anstatt auf den Zehenspitzen zu sein. In dieser Art kann man viele Übungen modifizieren und sich langsam steigern.

Das findet man auch in den anderen Einzelvideos, die man sich frei zusammenstellen kann. Die Videos sind meistens auf eine Körperpartie spezialisiert, manche bieten auch ein Ganzkörpertraining. Wem das zu unübersichtlich ist, kann sich an dem aktuellen Monatskalender versuchen. Um diesen zu bekommen, muss man sich lediglich kostenlos auf der Website anmelden.

Wer regelmäßig Pilates macht, wird sich körperlich verändern. Wer sonst nicht trainiert, sollte klein beginnen und sich langsam steigern, um nichts kaputt zu machen und vor allem: den wachsenden Muskeln Zeit zu Regeneration zu geben. Hält man das eine Weile durch, werden die Übungen einfacher, man schafft mehr Wiederholungen. Dazu braucht es nicht lange und so hat man schnell Erfolgserlebnisse zu verzeichnen.

Vorteile

Casseys Videos haben Tempo und sind mit Musik unterlegt. Dazu motiviert einen Cassey, indem sie fast die ganze Zeit mit einem redet. Dabei erinnert sie weder an einen Boot-Camp-Sergeant, noch an eine esoterische Yoga-Lehrerin. Stattdessen lächelt sie auch nach 100 Roll Ups noch und spricht einem Mut zu.

Du bist weder an feste Zeiten, noch an entfernte Orte gebunden und kannst dein Training ganz frei zusammenstellen. Jederzeit kannst du zu Hause auf der Yoga-Matte oder deinem Teppich deine Übungen machen. Im Gegensatz zu den meisten Online-Fitness-Studios, sind Youtube-Videos kostenlos. Bis auf die neue Serie „PIIT“, sind alle Videos auf Casseys Channel frei zugänglich. Alle Ausreden à la „In meiner Nähe ist kein Fitness-Studio“, „Ich habe kein Geld für neue Laufschuhe“, „Ich möchte lieber alleine Sport machen“, „Ich arbeite in Schichten, deshalb kann ich keine regelmäßigen Termine für Sport machen“ zählen nicht mehr. Nichts kann dich von deinen sportlichen Zielen abhalten.

Nachteile

Youtube-Fitness erfordert sehr viel Disziplin. Die Startseite der Broadcasting-Website ist wesentlich weniger motivierend, als der Eingangsbereich eines Fitnessstudios. Statt lächelnder trainierter Mitarbeiter neben Protein-Shake-Werbung erblickst du hier Vorschauen von Comedy-Videos oder Tutorials. Wenn du deine Sport-Motivation aus der Gruppe, der zeitlichen Verbindlichkeit oder den finanziellen Ausgaben schöpfst, ist diese Variante des Sports schwierig. Was dich speziell von Blogilates abhalten könnte ist die englische Sprache. Man muss kein Englisch-Profi sein, um die Amerikanerin zu verstehen. Trotzdem sind gerade die Erklärungen zu Bewegungsabläufen und Körperanatomie in der eigenen Muttersprache wesentlich leichter zu verstehen.

Deutsche Alternativen

Sophia Thiel: Die Bodybuilderin war mal übergewichtig und zeigt in ihren Videos, wie man mit Stühlen, Wasserflaschen und Handtüchern das Gym ersetzen kann. Die Übungen erklärt sie detailgenau und liefert dazu noch Infos rund um einen gesunden Lifestyle.

HappyAndFitPilates: Wenn du Pilates magst, dir Casseys quirlige Art aber zu anstrengend ist, wirst du bei HappyAndFitPilates fündig. Hier zeigen dir verschiedene Trainer auf ruhigere aber ebenso motivierende Art Home-Workouts zum Mitmachen. Auf acht weiteren HappyAndFit Channels kannst du Yoga- oder Tanz-Workouts ausprobieren und dich über neue Rezepte sowie Sport in der Schwangerschaft informieren.