Natalie Schnack ist Coach für Sichtbarkeit und Selbstbehauptung. In ihrem Buch LEISE ÜBERZEUGEN räumt sie unter anderem mit sieben Klischees über introvertierte Menschen auf und zeigt, wie man besser wahrgenommen wird, ohne sich zu verstellen.

1. Für einen ersten Eindruck, gibt es keine zweite Chance

Der erste Eindruck, den wir von einer Person haben, beruht auf unseren eigenen Erfahrungen mit Menschen. Aber es wäre fatal, den ersten Eindruck einer Person nicht zu hinterfragen. Für introvertierte Menschen wird auf diese Weise vermittelt, dass sie sich als offensive Menschen verstellen sollen oder eben einen schlechten Eindruck machen und dann keine zweite Chance kriegen. Laut Schnack darf man sich gerne auf einen Moment vorbereiten und möglichst seine beste Seite zeigen, aber man sollte sich nicht verstellen. Merksatz: Wenn ein leiser Mensch als ein leiser Mensch wahrgenommen wird, dann ist alles richtig gelaufen.

2. Wer Erfolg haben will, muss sich verkaufen

Diesem Klischee haftet zu Recht etwas Negatives an. Sich zu verkaufen impliziert sich anzubiedern und wie ein Produkt an den Mann zu bringen, ob das erwünscht ist oder nicht. Natürlich sollte man seine Qualitäten auch bemerkbar machen, aber das geht auch auf positive Art und Weise. Sich zu verkaufen kann bedeuten, dass man sich zeigt, informiert und mit anderen ins Gespräch kommt. Wer mit der üblichen Deutung des Spruchs "man muss sich verkaufen, um Erfolg zu haben" nicht weiter kommt, kann ihn ins Positive umdenken. Merksatz: Es geht nicht darum, anderen etwas vorzugaukeln, sondern darum, das zu zeigen, was da ist.

3. Nur die ersten Geigen zählen

Was an dieser Botschaft nicht stimmt, ist, dass diejenigen, die nicht die erste Geige spielen, also nicht den Ton angeben, gar keinen Einfluss hätten. Dabei sind Rollenverteilungen viel komplizierter. Es gibt die ersten Geigen, die Unterstützer, die im Hintergrund so einige Fäden ziehen, die selbstständigen einsamen Wölfe und viele mehr. Die meisten Rollen vermischen sich. Auch leise Menschen übernehmen in einigen Situation die Führung – oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Merksatz: Auch ohne die Führung zu übernehmen oder im Mittelpunkt zu stehen, kann man mehr Präsenz zeigen.

4. Will man gesehen werden, muss man laut auf sich aufmerksam machen

Laut dieser Aussage müssten leise Menschen sich verstellen, was von Schnack nicht empfohlen wird (siehe Klischee 1) oder gehen im Lärm der anderen unter. Das ist aber völlig falsch. Denn es sind oft die, die wach und selbstbewusst in der Ecke sitzen und nicht krampfhaft versuchen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die deutlich wahrgenommen werden. Merksatz: Gesehen und wahrgenommen zu werden hat überhaupt nichts mit Lautstärke zu tun!

5. Selbstmarketing bedeutet Dampfplaudern

Es gibt Dauerredner, die immer etwas zu sagen haben, aber inhaltlich nichts beitragen – trotzdem werden sie so wahrgenommen. Es gibt aber auch wirklich gute Redner. Die haben aber nicht nur ein Talent zum Plaudern, sondern haben hart dafür gearbeitet. Es gibt aber auch sehr gute leise Redner. Man darf sich von den Dampfplauderern nur nicht beeindrucken lassen, denn zum Selfmarketing gehört auch Inhalt und Tiefe. Merksatz: Es ist sehr wichtig, anderen das von sich zu zeigen, von dem man möchte, dass es wahrgenommen und gewürdigt wird. Auf eine Weise, die zu einem passt. Aber durchaus aktiv!

6. Sei sittsam, bescheiden und rein und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein

Bescheidenheit an sich ist gut – aber nur in der richtigen Dosis. Den leisen Menschen kommt ein solcher Spruch sehr gelegen, doch sie übertreiben es schnell. Die eigenen Erfolge werden heruntergespielt, Lob nur unter Scham angenommen und ertappt man sich stolz zu sein, sucht einen das schlechte Gewissen heim. Merksatz: Du hast jede Menge auf dem Kasten. Wenn du dir dessen bewusst wirst, gehst du aktiver mit deinen Pluspunkten um. Vor allen Dingen aber verändert sich deine Ausstrahlung.

7. Eigenlob stinkt

Dieser Vorwurf impliziert, dass jeder, der seine Stärken und Erfolge lobt, ein Angeber ist. Aber Eigenlob ist nicht gleich Eigenlob. Wer die ganze Zeit nur von sich selbst redet, ist ein Angeber. Wer aber voller Freude erzählt, was er gerade geschafft hat, der hat das auch verdient. Man stelle sich ein Bewerbungsgespräch vor. Da wird man auch nach seinen Stärken gefragt und wird anhand der Antwort eingeschätzt. Wer seine eigenen Erfolge loben kann, ist sich seiner selbst bewusst und das hat einen Einfluss auf den Eindruck, den wir machen. Merksatz: Wenn du von anderen gewürdigt werden möchtest, fang erst mal mit dir selbst an!

Leise überzeugen

Mehr Präsenz für Introvertierte
Der Ratgeber für Alltag und Beruf

Natalie Schnack
Humboldt Verlag
ISBN: 978-3-86910-500-0