Ciudad del Este liegt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien. Dort, wo auch die berühmten Igauzú Wasserfälle Argentinien und Brasilien trennen.

Interview: Anna Werr für amicella / Fotos: Anna Werr

Angela, was sollte man sich in Paraguay unbedingt anschauen?


Sehenswert ist Itaipú Binacional, das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Es gehört zum Teil zu Brasilien und zum anderen Teil zu Paraguay. Ursprünglich hatte es nur 18 Turbinen, wurde dann aber im Laufe der Zeit um 2 erweitert. 10 davon sind für Brasilien und die anderen 10 für Paraguay. Allerdings nutzt Paraguay nur 2 davon und gibt den Strom von den anderen 8 an Brasilien ab. Hier werden 25% der Strombedarfs Brasiliens produziert. Auf der paraguayischen Seite kann man es kostenlos besuchen. Jeden Freitag und Samstag Abend gibt es auch eine spezielle Lichtinstallation – ich hab es allerdings wegen der Kinder noch nie geschafft es mir nachts anzuschauen. Ansonsten gibt es hier in Ciudad del Este einen kleinen Wasserfall, Salto de Monday. Ist nicht annähernd so groß wie Iguazú, aber trotzdem sehr nett und viel weniger Besucher.

Ciudad del Este ist so nah an Brasilien, man kann einfach nur über die Brücke gehen. Deswegen kommen viele Brasilianer hierher zum shoppen, besonders Elektroartikel. Da es zu Brasilien eine Stunde Zeitverschiebung gibt, öffnen alle Geschäfte schon um fünf, sechs Uhr morgens Paraguayische Zeit und schließen um vier am Nachmittag wieder.

Die Hauptstadt Acuncíon ist auch besuchenswert, sie liegt am Ufer des Flusses Paraguay, der durch das Ganze Land von Norden nach Süden fließt. Es ist eine der ältesten spanischen Städte Südamerikas. Besonders empfehlen kann ich, sich dort die Catedral Metropolitana anzuschauen, aber auch den Palacio de Gobierno, auch Palacio de los López genannt. Wenn man da ist, sollte man auch im Viertel Manzana de la Rivera vorbeischauen, dort befinden sich viele Museen und Theater. In San Bernadino, am Rande von Asunción, befindet sich das ganze Nachtleben und viele Bewohner der Hauptstadt haben dort ein Sommerhaus.

Caacupé, eine Stadt in der Nähe von Asunción, ist definitiv einen Besuch wert. Dort im Zentrum ist die Kathedrale "San Francisco", ein berühmter Wallfahrtsort hier in Südamerika. Besonders am 8. Dezember – Mariä Empfängnis – pilgern dort viele Menschen hin um die Jungfrau Maria zu huldigen. Paraguay ist ein sehr katholisches Land.

Was auch noch sehenswert ist im Süden Paraguays in Missiones das Festival Jiente de Misiones. Ein Festival mit Pferdeshows, Ausstellungen, Tänzen und typischem Essen und Trinken.

Angela lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Ciudad del Este, Paraguay. Sie haben dort seit 20 Jahren eine kleine Apotheke.

Was ist typisch für Paraguay?


Da gibt es viele Dinge in den unterschiedlichsten Bereichen. Ein klassisches Instrument ist die Paraguayische Harfe. Sie gehört mit ca. 1,5 m zu den kleineren Harfen. Hier wird noch sehr viel Polka gespielt und natürlich auch getanzt. Obwohl gerade Cumbia sehr modern ist, aber das ist nicht ganz so mein Fall.

Tereré ist ein typisches Getränk für Paraguay. Es ist ähnlich wie der Mate-Tee, wird aber anstelle von heißem mit kaltem Wasser getrunken. Ich hab meine meineThermoskanne und meinen Tereré-Becher immer dabei, auch sonst geht niemand ohne sie aus dem Haus.

Ñanduti ist eine typische Webkunst aus der Mitte Paraguays. Die Herstellung dieser Spitze ist ziemlich schwierig und nur wenige können das. Die Spitze wird teilweise als Wandschmuck oder als Tischläufer oder ähnliches verwendet. Manchmal auch zum Verzieren der Trachten.

Ansonsten haben wir hier noch die typische paraguayische Hängematte, die ziemlich bequem ist. Ach und nicht zu vergessen der berühmte Lapachobaum in Guaraní, auch Tajy genannt, der in den Farben Rosa, Orange, Weiß und Gelb blüht. Auf jedem Gemälde, in dem Paraguay abgebildet ist, gibt es auch einen Lapachobaum.

Sehr schön ist auch noch die Kunst des Aras de Oro en Filigrans (Silberschmuckfiligrane).

Wird Guaraní heute noch gesprochen?


Guaraní ist eine der offiziellen Amtssprachen, meistens wird aber spanisch geredet. Guarani ist die Sprache unserer Vorfahren und die Regierung will sie wieder aufleben lassen, deswegen wird sie jetzt in der Schule gelehrt. Ich spreche auch Guarani, aber eher mehr spanisch. Hier im Grenzgebiet wird auch noch teilweise portugiesisch geredet.

Kannst Du mir ein paar Worte auf Guaraní beibringen?


Klar, lass mich mal schnell überlegen...

Mba'eichapa! = Hallo, wie geht's?
iporânte = Danke, gut
aguyje = Danke

Welches Essen ist denn typisch für Paraguay?


Typisch für Paraguay ist Asador de la estaca, das ist Rindfleisch an einem Spieß, das am Rande des Feuers langsam gegrillt wird.

Weitere typische Gerichte, so eine Art Maisauflauf, sind Chipa Guazú und Sopa Paraguaya. Hier in Paraguay gibt es das Gerücht, dass Sopa Paraguaya im Guinnessbuch der Rekorde steht, als einzige Suppe der Welt, die nicht flüssig ist. Jeder mag entweder das eine oder das andere lieber. Mein Mann und meine Tochter bevorzugen Chipa, meine Nichte, mein Sohn und ich mögen die Sopa lieber.

Angelas Rezepte:

Jeder macht es ein bisschen anders. Für beide Rezepte braucht man Queso Paraguay, aber man kann stattdessen auch Edamer oder Parmesan verwenden.

Chipa Guazú
  • 500 g Maiskörner
  • 200 g Butter oder Schweineschmalz
  • eine große Zwiebel
  • 3 Eier
  • 500 g Käse
  • 150 ml Milch
  • eine Prise Salz

Den Mais im Mixer zerkleinern, die Zwiebel in Butter anschwitzen, bis sie glasig sind. In der Zwischenzeit das Ei mit etwas Salz aufschlagen und dann alle Zutaten miteinander in einer Schüssel vermischen. Alles in eine eingefettete Form geben und im Ofen bei 180°C 20 bis 30 Minuten backen.

Sopa Paraguay
  • 1 Kilo Maismehl
  • 250 g Butter
  • 750 g Käse
  • 1 Kilo Zwiebel
  • 9 große Eier
  • 250 g Milch
  • eine Prise Salz

Die Eier trennen, das Eigelb und die Butter mit der Hand verkneten, langsam nach und nach den Käse dazugeben. Den Käse mit der Hand dazu ein bisschen zerbröseln. Die Zwiebeln schneiden und in ein bisschen Wasser kochen, bis sie weich sind. Mit dem Salz in die Eier-Käse-Masse untermischen. Das Mehl und die Milch hinuzfügen und am Ende das Eiweiß zu Schnee schlagen und langsam unterheben. Alles in eine eingefettete Form geben und im Ofen bei 180°C eine halbe Stunde backen.