Die Deutsche Schuhfachschule (DFS) in Pirmasens bietet jedes Jahr etwa einem Dutzend Studenten die Ausbildung zum staatlich geprüften Schuhtechniker. Ein Beruf, der besonders junge Frauen anzieht. Doch auch Männer finden sich unter den Studenten – der berühmteste von ihnen war  adidas-Grüner Adi Dassler. Die Absolventen sind in der Schuhindustrie heiß begehrt, den meisten von ihnen werden schon vor dem Abschluss Jobs in den Design-Abteilungen großer Häuser angeboten.

Kathrin Heyder (25) wird im Juli dieses Jahres die zweijährige Ausbildung an der DSF abschließen. Ihren Arbeitsvertrag hat sie bereits in der Tasche: Ab August beginnt sie als Designerin für Damenschuhe bei Deichmann, Europas größtem Schuhfachhändler, der inzwischen längst selbst Schuhe designt und produziert. Der Kontakt kam während eines Praktikums zustande, das Kathrin Heyder bei Deichmann in Essen absolvierte. „So lernte ich das Unternehmen kennen und habe gemerkt, dass ich gut reinpasse“, erklärt die Saalfelderin, die privat High Heels bevorzugt.

Die Schuhfachschule in Pirmasens stellt hohe Ansprüche. Jeder Studierende benötigt eine fachspezifische Vorbildung. Kathrin Heyder hatte eine dreieinhalbjährige Ausbildung als Orthopädie-Schuhmacherin absolviert. Studienkollegen haben Schuhfertiger, Schuhmacher oder Lederwarenstepper gelernt – alles Berufe, die den Einstieg in die Ausbildung enorm erleichtern, denn der Unterricht erfolgt größtenteils in Projektform – die Studierenden erarbeiten weitestgehend selbstständig marktgerechte Lösungen und Modelle. Sie engagieren sich auch auf Messen, nehmen an Wettbewerben teil und erforschen die neuesten Trends im Bereich des Schuhdesigns. „Es kann schon vorkommen, dass wir für einige Tausend Euro Schuhe in den Mode-Metropolen kaufen und diese dann analysieren“, erklärt Daniel Dörfler (25) aus Kempten im Allgäu. Männer sind übrigens fast genauso stark vertreten wie die Frauen – im aktuellen Abschluss-Jahrgang ist das Verhältnis sechs zu sieben.

Glänzende Berufsperspektiven

„Die Berufsmöglichkeiten sind im Anschluss äußerst vielfältig“, erklärt Fachlehrer Martin Thorenz (45), von Hause aus Diplom-Ingenieur, der Modellentwicklung, Kollektionsgestaltung und Fertigungstechnik unterrichtet. „Unsere Absolventen können als Schuhdesigner, als Modelleure in der Konstruktion, aber auch als Produktionsplaner, Controller oder Technische Betriebsleiter arbeiten.“ Es gäbe keinen anderen Abschluss, der so viele Möglichkeiten in der Schuhbranche biete. Weil die Absolventen der Deutschen Schuhfachschule so begehrt sind, engagieren sich auch Unternehmen in Pirmasens und unterstützen die Studierenden. In diesem Jahr ist Deichmann Projektpartner und hat die gesamte Ausstattung für die Abschlussarbeit der Studierenden zur Verfügung gestellt. Die jungen Schuhdesigner mussten drei Schuhmodelle komplett eigenständig entwerfen und herstellen: Stiefel, Sneaker und Pumps. Deichmann lieferte Leisten und Sohlen. Das Unternehmen hat folgende Aufgabe formuliert: Die Schuhe sollen tragbar sein, eine breite Zielgruppe ansprechen und zu einem vergleichsweise günstigen Preis angeboten werden können. Keine leichte Aufgabe – aber Isabel van de Sand hat es viel Spaß gemacht, drei eigene Modelle nach diesen Vorgaben zu entwickeln und herzustellen.

Die 24-jährige Isabel ist die einzige Studentin ihres Jahrgangs, die selbst aus Pirmasens kommt. Damit hat sie sozusagen ein Heimspiel. Nach ihrem Abschluss zieht es sie ins Ausland. Sie möchte in einem einjährigen Zusatzstudium in England noch den Bachelor in „Foot Wear Design“ machen und träumt danach von einer internationalen Karriere als Designerin.

„Nur nicht stehen bleiben“

Das „Küken“ der 13-köpfigen Studentengruppe ist Irina Rapp. In der Ukraine aufgewachsen, hatte sich die 21-jährige gelernte Schuhstepperin vorher mit dem Nähen von Schuhen beschäftigt und dabei ihr Talent für Design entdeckt. „Wir sind alle jung und ehrgeizig. Unser Motto lautet: 'Nur nicht stehen bleiben' – wir wollen uns ständig weiter entwickeln. Die meisten zieht es in Richtung Design, und sie wollen einen möglichst kreativen Job“, erklärt sie. Die Türen stehen ihnen weit offen, sagt Studiendirektor Stephan Seidenschnur (45). „Mit unseren Absolventen sorgen wir für den Nachwuchs in der Schuhindustrie.“ Kein Wunder, dass sich zahlreiche hochrangige Namen in der Absolventenkartei der letzten Jahrzehnte finden, wie eben Adi Dassler.

Die Deutsche Schuhfachschule

Die Deutsche Schuhfachschule (DSF)  ist einzigartig in Deutschland. Sie bereitet junge praxiserfahrene Nachwuchskräfte aus Industrie oder Handwerk auf eine Karriere im technischen Management oder im Schuhdesign vor. Der Unterricht erfolgt größtenteils in Projektform. Für den Schwerpunkt Modellgestaltung bedeutet dies, dass die Studierenden innerhalb ihrer zweijährigen Ausbildung mehrere Schuhkollektionen gestalten, die Schnitte manuell oder computergestützt konstruieren und in den Werkstätten die Designs in Tragbare Modelle umsetzen.