1. Eine aufwändige Arbeit - Die Holzverarbeitung

Als erster Arbeitsschritt muss das Holz zunächst mit Schleifpapier mittelstarker Körnung geschliffen werden und – entsprechend der Oberflächenbeschaffenheit – im Anschluss mit feinkörnigem Schleifpapier nachbearbeitet werden. Je nachdem, wie stark der alte Lack auf dem Holz haftet, müssen mehrere Arbeitsgänge durchgeführt werden.

Große Hilfe leistet ein Exzenterschleifer, den ich gern für größere Flächen einsetze. Für kleinere Flächen nehme ich eine elektrische Schleifmaus, die recht handlich ist. Feinheiten lassen sich leider nur per Hand erledigen. Schleifschwämme eignen sich besonders für gerundete Konturen.

Ist ein Möbel von extrem dicken oder unebenen Lackschichten überzogen, lasse ich es von einem Fachmann abbeizen. Das Reinigen eines alten Stücks bis aufs blanke Holz ist nur dann erforderlich, wenn die Flächen gekalkt oder gebeizt werden. Meist genügt es, gerade so viel von der alten Beschichtung abzuschleifen, dass eine glatte, nicht mehr glänzende Oberfläche entsteht, auf der neue Auftragsmittel haften bleiben. Besonders wichtig ist, dass die Vorarbeiten gründlich erledigt werden. Gerade ein feineres Möbel gewinnt durch eine makellose glatte Oberfläche.

Wenn Spachtelarbeiten bei Oberflächenschäden durchgeführt werden müssen, achten Sie bitte darauf, dass auch die Spachtelschicht nach der Trocknung sorgfältig abgeschliffen wird. Das gute Stück soll schließlich eine glatte Oberfläche erhalten und dadurch aufgewertet werden. Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Bei einem rustikalen Möbel beispielsweise lassen sich spannende Akzente setzen, indem man gerade die Risse und Löcher betont.

2. Das große Vergnügen - Der Farbauftrag

Nach abgeschliffener Oberfläche wird das Möbelstück mit Acryl-Vorstreichfarbe oder Gesso in Weiß vorgestrichen, danach die "Hauptacrylfarbe" angemixt. In einem Künstlerbedarfsgeschäft sind alle Farben erhältlich. Acrylfarben sind wasserlöslich und daher simpel zu handhaben, auch Pinsel und Werkzeuge lassen sich problemlos reinigen. Der Grundton der Hauptfarbe ist immer Weiß. Dieser wird solange mit weiteren Tönen gemischt, bis der gewünschte Farbton erreicht ist, wie zum Beispiel der schlammige Grünton unserer Küchenfronten.

Tipps:

Als Hauptanstrich benutze ich häufig Weiß, da ich es hell bevorzuge und die spätere Patinierung dem Möbelstück den endgültigen Farbton verleiht.

Bei jedem Stück, das ich in einer Farbe lackiere, mache ich einen Probeanstrich, denn nach der Patinierung sieht der Farbton häufig anders aus. Er ist nach der Trocknung viel dunkler als im feuchten Zustand.

Wichtig ist auch die Verwendung des richtigen Pinsels. Hier darf beim Kauf nicht gespart werden. Ich bevorzuge breite, flache Pinsel aus Kunsthaar. Das Haar ist sehr fein und seidig, so dass nach dem Auftragen der Farbe kaum Pinselstriche zu sehen sind. Bei pfleglichem Umgang halten gute Pinsel mehrere Jahre, während ihre billigen Kollegen ständig Haare verlieren und schnell kaputtgehen.

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3. Bringt nostalgischen Charme - Die Patina

Für das Patinieren, das ich gern „Verschmutzen“ nenne, nehme ich Künstlerölfarbe aus der Tube. Da die Ölfarbe allein für den Auftrag zu dickflüssig ist, verdünne ich sie mit Terpentin-Ersatz oder Leinöl, die ebenfalls beide im Künstlerbedarf erhältlich sind. Der Zusatz, mit dem die Ölfarbe vermischt wird, wirkt sich allerdings auf den Trocknungsprozess aus. Ölfarbe vermischt mit Terpentinersatz trocknet ausgesprochen schnell, rührt man sie hingegen mit Leinöl an, muss man mit ca. 1,5 Wochen Trockenzeit rechnen. Das kann von Vorteil sein, wenn man sich mit der Gestaltung des Alterungsprozesses viel Zeit lassen möchte.

Nachdem die Ölfarbe mit dem entsprechenden Verdünnungsmittel vermengt und die richtige Konsistenz erreicht ist, kann die Arbeit beginnen – entweder mit einem weichen Baumwolltuch oder einem Pinsel. Mit dem Pinsel gelangt man jedoch besser in die Ecken. Die eingestrichene Oberfläche sieht mit „Umbra gebrannt“ sehr dunkel aus. Nach dem Auftrag wird ein weiches Baumwolltuch zur Hand genommen, um die Ölfarbe locker abzuwischen. Folglich ist der Braunfilm nicht mehr so dick. Zum Schluss fahre ich mit Stahlwolle über die Flächen, bis die Oberfläche meinen Wünschen entspricht.

Tipp: Stahlwolle gibt es in verschiedenen Stärken in jedem Baumarkt zu kaufen. Beim Patinieren bevorzuge ich feine Stahlwolle, um dezente Akzente zu setzen. Wenn ich das Möbelstück damit bearbeite, belasse ich die Schmutzränder und -ecken und hebe natürlich abgenutzte Flächen hervor.

4. Das Finale

Ist die Patinierung getrocknet, wird als letzte Schicht Klarlack aufgetragen. Nach vollkommener Aushärtung darf problemlos feucht gewischt werden.

Tipp: Wenn ich lackiere, greife ich zu mattem Acryllack. Bitte kaufen Sie nicht den günstigsten Lack, gute Qualität zahlt sich hier aus.

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