Zu Besuch bei Till Neatby von Marley Spoon
Köstliche Rezepte auf Abruf, die gleich mit allen Zutaten nach Hause kommen: Zusammen mit Co-Gründer Fabian Siegel betreibt Till Neatby das Berliner Jungunternehmen Marley Spoon. Die beiden achten auf Regionalität, Nachhaltigkeit - und verschicken ein ganz neues Kochgefühl.
Was war dein Lieblingsessen als Kind?
Angeblich habe ich als dickes, einjähriges Baby zum Geburtstag meines Großvaters in Burgund der leicht irritierten Verwandtschaft gezeigt, wie man Weinbergschnecken isst. Meine ersten konkreten Erinnerungen sind aber eher schlichte Gerichte wie Pfannkuchen mit Zimt und Zucker. Später musste meine Mama mir dann am Telefon erklären wie man eine Quiche backt, als ich das erste Mal ein Mädchen mit selbst gekochtem Essen beeindrucken wollte.
Was inspiriert sich zu neuen Rezepten?
Reisen in nahe und ferne Länder und deren Küchen inspirieren mich am meisten. Beim Bummeln über Wochenmärkte in diversen Ländern stelle ich mir aus dem vielfältigen Angebot verschiedene Kombinationsmöglichkeiten zusammen und probiere so ständig Neues aus.
Ist mal etwas total schief gelaufen in deiner Küche?
Ständig. Ich bin ein ziemlicher Anarchist in der Küche, probiere aber gerne neue Sachen aus. Beim Backen geht das ganz schön häufig schief, beim Kochen inzwischen seltener – aber da ich häufig auch bei großen Runden erst in letzter Minute einkaufe, dauern die Aperitifs in der Küche gerne mal länger...
Was isst du, wenn du keine Zeit hast?
Kühlschrank auf, schauen was ich an Resten finde. Für ein schnelles Omelette reicht es meist, ich habe aber auch immer ein paar Dinge wie Tintenfisch-Tuben im Gefrierfach, da kann man immer fix eine kleine Pasta mit kochen...
Welche Lebensmittel hast du immer vorrätig?
Gute Zwiebeln, Knoblauch, Pasta und Trockenzeugs wie Puy-Linsen oder Graupen und Risottoreis. Oliven sollten immer da sein, gerne habe ich auch lange haltbares Gemüse wie Knollensellerie im Kühlschrank – macht sich in jeder Pasta und Suppe gut, aber auch klein gewürfelt und kurz angebraten.
Welche Lebensmittel würdest du niemals kaufen?
Billiges Supermarktfleisch. Meine Frau ist sowieso eine Mischung aus Veganerin / Pescetarierin, so dass ich kaum Fleisch zubereite – aber wenn, dann muss es gut sein. Am liebsten vom kleinen Bio-Metzger, der mir sagen kann von welchem Hof die Tiere kommen.
Woher beziehst du die Zutaten für deine Küche?
Ich versuche es zumindest einmal die Woche auf den Wochenmarkt zu schaffen, wir haben Samstags auch einen tollen kleinen Biomarkt bei uns um die Ecke. Bio-Supermärkte gibt es ja inzwischen zum Glück auch überall, da ist zumindest die Auswahl in Sachen Gemüse besser als in den meisten normalen Supermärkten. Da ich früher ein eigenes Restaurant hatte, treibe ich mich auch immer noch gerne auf dem Großmarkt herum. Besonders wenn ich frischen Fisch suche kenne ich dort ein, zwei gute Händler.
Welche regionale Küche liegt dir am meisten?
Lateinamerika in allen Variationen.
Was würdest du niemals in einem Restaurant bestellen?
Gibt es nicht. Es gibt viele Restaurants in die ich niemals gehen würde, aber wenn ich dem Restaurant traue, probiere ich gerne alles. Am besten ist, wenn man sich mit guten Freunden möglichst viele verschiedene Sachen teilen kann. Allerdings wurden wir dabei schon fast aus dem ein oder anderen Sterneladen herauskomplimentiert – das war dann das letzte Mal, dass wir dort waren...
Welches Kochbuch hast du als letztes gekauft?
365 Good Reasons to Sit Down to Eat.
Was kochst du, wenn spontan ein paar Leute zum Essen vorbeikommen?
Wie spontan? Wenn ich keine Zeit zum Einkaufen haben, siehe oben. Falls doch, versuche ich zumindest eine kleine "Menüreihenfolge" zu schaffen – Suppe geht immer ruckzuck mit Gemüse der Saison, gutem Fond (und ggfs. Pürierstab). Für ein Risotto plus Salat reicht auch meist die Zeit – oder im Sommer wird schnell der Grill angeschmissen und dazu gibt es einen schönen Linsensalat. Dieser muss allerdings immer etwas ziehen... Für Nachtische reicht es dann meistens nicht, da muss dann eine kleine Käseplatte und etwas Obst reichen. Vielleicht noch gute dunkle Schokolade zum Kaffee, die haben wir auch immer Zuhause...