2010 kamen geheime Militärakten der USA ans Licht und blamierten weltweit Diplomaten. Hinter diesen Enthüllungen steckte Julian Assange und seine Enthüllungsplattform WikiLeaks. Was Assange als Pressefreiheit versteht, sieht die US-Regierung als Verrat und fordert seitdem Assanges Auslieferung an die amerikanische Justiz. INSIDE WIKILEAKS handelt von der Geschichte zwischen Assange (Benedict Cumberbatch) und dessen Weggefährten und späteren Aussteiger Daniel Domscheit-Berg, gespielt von Daniel Brühl.

Filmkritik

Journalist Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl) chattet mit dem exzentrischen Hacker Julian Assange (Benedict Cumberbatch) und wird von diesem schnell in dessen Hackernetzwerk WikiLeaks eingespannt. Zusammen lüften sie internationale Staatsgeheimnisse. Im Namen der öffentlichen Transparenz schützen sie ihre Informanten, so genannte "Whistleblower", damit die Informationen überhaupt fließen. So wird ihnen ein Video zugespielt, das zeigt wie US-amerikanische Soldaten Journalisten im Irak erschießen. Die WikiLeaks-Aktivisten machen sich damit einen berüchtigten Namen bei der internationalen Presse. Als sie tausende Diplomaten-Depeschen erhalten, sollen diese zusammen mit The Guardian, The New York Times und Der Spiegel als die Kriegstagebücher des Irak-Kriegs veröffentlicht werden. Der Schutz der Whistleblower kann jedoch so vielen Daten nicht mehr garantiert werden, aber Assange will sie trotzdem unter allen Umständen publik machen…

INSIDE WIKILEAKS erzählt die wahre Geschichte aus der Perspektive von Aussteiger Domscheit-Berg, sein gleichnamiges Buch diente als Vorlage. Der Film zeigt Assange nicht nur als Revolutionär, sondern als schroffen Außenseiter. Der echte Julian Assange, welcher derzeit in der ecuadorianischen Botschaft in London festsitzt und sich der Auslieferung an die USA verweigert, verweigerte mit der Begründung, der Film würde WikiLeaks schaden und dass er damit nicht in Verbindung gebracht werden möchte, einen Kommentar. Benedict Cumberbatch hat im Rahmen seiner Vorbereitung auf die Rolle zwar versucht Assange zu treffen, aber dieser lehnte ab. Ob INSIDE WIKILEAKS tatsächlich so objektiv ist, wie Regisseur Bill Condon behauptet oder ob die Darstellung Assanges zu subjektiv, zu negativ und belastet vom bösen Blut, das zwischen ihm und Domscheit-Berg geflossen ist, bleibt dabei offen. Bekannt ist, dass Cumberbatch der einzige war, der Kontakt zu Assange aufgenommen hat. Weder Drehbuchautor Josh Singer, noch Condon haben sich die Geschichte aus Assanges Sicht erzählen lassen. Kein Wunder also, dass der Film-Assange auf den Zuschauer egozentrisch, eingebildet und manipulativ wirkt - schließlich basiert seine Filmfigur auf der Beschreibung durch Domscheit-Berg. Dessen Missgunst gegenüber Assange ist kein Geheimnis.

Jedoch muss ein Film, der auf einer wahren Geschichte basiert, wenigstens den Anschein erwecken, die Beweggründe seiner Protagonisten greifbar zu machen und zu hinterfragen. Leider haben sich die Produzenten dagegen entschieden und zeigen mit INSIDE WIKILEAKS eine einseitige Story, von der man ausgehen muss, dass sie die Darstellung tragender Aspekte der Geschichte aus der verzerrten Sicht eines vergrellten Domscheit-Berg zeigt.

Die eigentliche Botschaft des Films geht zum Glück nicht verloren: Was wiegt mehr: Öffentliche Transparenz oder staatliche Integrität? WikiLeaks und Assange wollen Transparenz. Aber welche Geheimnisse sollte die Öffentlichkeit erfahren und welche könnten für sie gefährlich sein? Der Film kann diese Frage nicht beantworten. Durch neue Enthüllungen, wie zum Beispiel der NSA-Skandal durch Edward Snowden, wird die Diskussion immer wieder neu entfacht.

Inside WikiLeaks

Kinostart: 31. Oktober 2013
Genre: Thriller
Regie: Bill Condon
Produzenten: Steve Golin, Michael Suger

Drehbuch: Josh Singer
mit BENEDICT CUMBERBATCH, DANIEL BRÜHL, ANTHONY MACKIE, DAVID THEWLIS,
ALICIA VIKANDER u.v.m.