Sie zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation. Bereits ihr erstes Roman P.S. Ich liebe dich wurde in 15 Sprachen übersetzt und verfilmt. Cecelia Aherns Geschichten ziehen den Leser in ihren Bann, sie sind voller Hoffnung, Schicksal, Romantik.

Wir treffen die 32-jährige Irin in Hamburg. Anlass ist die Veröffentlichung ihres neuen Romans Die Liebe deines Lebens und die Tatsache, dass sie für das ZDF-"Herzkino" geschrieben hat. Geschichten, die mit Yvonne Catterfeld und Julia Richter in den Hauptrollen verfilmt wurden und im Februar 2014 ausgetrahlt werden. Cecelia Ahern trägt ein korallenfarbenes Kleid und die Haare modisch zum Pixie-Cut. Das Makeup ist tadellos, das Lipgloss dezent. Sie lacht, spricht schnell. Ein Gespräch mit einer Frau, die kitschige, herrlich herzerwärmende Frauenliteratur schreibt und nicht mit Rosamunde Pilcher verglichen werden will.

Interview: Alexandra Bersch

amicella: Seit P.S. Ich liebe dich hast du neun weitere Bücher veröffentlicht und eine Familie gegründet. Wie hat das Leben mit Kindern deine Art zu schreiben und zu arbeiten verändert?

Cecelia Ahern: Früher habe ich nachts geschrieben und den Großteil des Tages verschlafen – jetzt habe ich tatsächlich ein Büro außerhalb meines Zuhauses. (lacht) Ich arbeite von halb neun bis halb fünf, Montags bis Freitags. Habe einen Routine, einen Terminplan, die ich früher nie hatte. Aber ich denke, das hat mein Schreiben viel fokussierter gemacht. Weil ich eben nur ein bestimmtes Zeitfenster dafür habe, hole ich das beste da raus.

Hast du denn manchmal auch mit Schreibblockaden zu kämpfen, wenn es einfach nicht läuft während der Office Hours?

Manchmal, ja. Aber ich habe nicht mehr das Bedürfnis danach, nachts zu schreiben, weil ich einfach so kaputt bin abends. Ich komme nach Hause und dann mache ich was mit den Kindern und wenn es für sie Zeit wird, ins Bett zu gehen, will ich auch. Natürlich gibt es Tage, wenn es einfach nicht läuft mit dem Schreiben. Aber dann gibt es immer genug andere Dinge zu tun. Interviews zum Beispiel oder Gespräche mit Verlegern. Arbeit gibt es immer.

Schon mal ein Selbsthilfebuch übers Schreiben gelesen?

Nein. Und genau das ist auch das, was ich an diesen Wie-macht-man-etwas-am-besten-Ratgebern nicht mag. Sie haben bestimmt schon vielen Leuten geholfen und ich will sie hier auch nicht schlecht reden, aber ich finde, es gibt keinen richtigen Weg, ein Buch zu schreiben. Man setzt sich einfach hin und macht es. Fühlt die Emotionen, ertastet sich Schritt für Schritt den Weg durchs Buch, durch die Geschichte.

Warum hattest du das Bedürfnis, das Thema Cyber-Mobbing im Buch aufzugreifen?

Das Buch thematisiert Selbstmord und ich wollte all die unterschiedlichen Arten von Druck aufzeigen, unter denen Menschen stehen können. Der erste ist ein Mann mit finanziellen Problemen. Er hat sein Zuhause und seine Arbeit verloren, was besonders in Irland zurzeit ein sehr großes Thema ist. Der zweite ist jemand, der auf den ersten Blick alles hat: einen tollen Job, Geld. Aber er ist dennoch nicht glücklich, weil etwas in ihm fehlt. Und da sind da Teenager, die heutzutage Erwartungen erfüllen müssen, die ich als Jugendliche nie erfüllen musste. Sie müssen älter, reifer, klüger sein – und das in einem sehr jungen Alter. Und alles, was ihnen passiert, all die Fehler die sie machen, kann gefilmt und übers Internet verbreitet werden. Sie haben es unglaublich schwer! Denn wir alle machen Fehler und als ich in dem Alter war, habe ich wirklich viele gemacht – aber es war halt niemand da, der es hätte filmen können. Es ist grausam, was Kinder Kindern antun in der heutigen Zeit. Ich wollte dieses Problem in meinem Buch aufgreifen, so dass sich die, die es lesen, nicht mehr so alleine fühlen.

Im Februar werden im ZDF zwei Filme ausgestrahlt, für die du die Geschichten geliefert hast. Wieso hast du dich entschieden, fürs deutsche Fernsehen zu schreiben?

Weil ich gefragt wurde und ja gesagt habe! (lacht) Es ist wirklich eine große Ehre als Nicht-Deutsche gefragt zu werden, diese Ideen zu entwickeln. Und ich fühle mich in Deutschland sowieso immer sehr willkommen, so war es für mich ganz klar, dass ich dieses Projekt zusage. Es ist wirklich ein Traum!

Würdest du dich als die Rosamunde Pilcher der jüngeren Generation bezeichnen?

Ach, ich mag es nicht, Menschen in Schubladen einzuordnen. Ich bin einfach ich.

Du hast ja auch mal aus der Perspektive eines Mannes geschrieben, zum Beispiel in Zeit deines Lebens. Inwiefern ist es anders, als eine Geschichte aus der Sicht einer Frau zu erzählen?

Wirklich anders ist es nicht. Ich denke, wir sind alle einfach bloß Menschen. Und solange ich den Charakter, aus dessen Sicht ich schreibe, verstehe und die Welt durch seine Augen sehe, mache ich es richtig.

Hat die denn ein Mann mal gesagt: „Nein, Cecelia, das würde ein Mann niemals denken oder sagen!“?

Nein. Zeit deines Lebens wurde im Vergleich zu meinen anderen Büchern auch viel mehr von Männern gelesen – also konnten sie sich wohl damit identifizieren. Ich denke, es geht vielen Männern so wie Edward. Sie versuchen, eine Balance zwischen Arbeit und Familienleben zu finden und das ist in der Gesellschaft, in der wir heute leben, eine große Herausforderung für beide Geschlechter.

Wenn die Zeit es zulässt, stelle ich am Ende eines Interviews gerne noch eine zufällige Frage aus The Book of Questions von Gregory Stock.

Oh toll!

Sag einfach Stopp.

Stopp!

Würdest du für zwei Millionen Dollar dein Heimatland verlassen und es nie wieder betreten?

Nein.

Wie viel müsste man dir bieten, damit du darüber nachdenkst?

(überlegt) 50 Millionen. (lacht)

Die Liebe deines Lebens

Cecelia Ahern
erschienen am 4. Oktober 2013 bei FISCHER Krüger
ISBN: 978 381 050 151 6