Nur mit seiner Stimme und einer Gitarre füllt der Brite Ed Sheeran ganze Arenen. Im Juni erschien sein zweites Album „x“, mit dem er jetzt durch Europa tourt. Wir haben den 23-jährigen Rotschopf — der nach eigener Aussage „Musik, die Frauen zum Weinen bringen soll“ macht — vor seinem Konzert in der Hamburger 02 World Arena zum Interview getroffen und nach den restlichen 108 Songs, die es nicht aufs Album geschafft haben, seinen liebsten deutschen Musikern und Ed-Sheeran-Fan-Fiction gefragt. Und natürlich kam auch Game of Thrones auf.

Interview: Alexandra Bersch

Zwei Stunden vor dem Konzert, backstage für zehn Minuten, in einem kahlen Raum, in den jemand zu den schrammeligen Stühlen und dem abgewetzten weißen IKEA LACK-Tisch ein schwarzes Ledersofa mit zwei grünen Kissen gestellt hat, treffe ich Ed Sheeran, der so entgegen aller Klischees sogar meine coole Teenagerschwester zum Kreischen bringt. Die Haare sorgfältig verwuschelt — wie immer um seine „unsichtbaren blonden Augenbrauen“, über die er so gerne spricht, zu kaschieren —, bekleidet mit einem St.Pauli-Pullover, kommt er herein, rückt das Sofa näher an den Tisch, auf dem mein Diktiergerät und zwei seiner Albumhüllen liegen. Er schüttelt mir die Hand und setzt sich im Schneidersitz auf die Ledercouch. Keine Entourage folgt, wir sind zu zweit, fangen an zu reden und zum Ende des Interviews, bevor er sich mit einer Umarmung verabschiedet, denke ich: Mit dem würde ich gerne Bier trinken und Fernsehen!

amicella: Warum sind deine Albumtitel - „+“ (gesprochen „Plus“) und „x“ (gesprochen „Multiply“) so mathematisch?
Ed Sheeran: Weißt du — ich habe echt keine Ahnung. Irgendwie spielen sie darauf an, was die Alben sind. Das zweite Album ist größer, es zielt auf größere Arenen ab, größere Sounds. Und das erste war mehr eine Art Ergänzung zu allem, was ich vorher gemacht hatte. Aber eigentlich weiß ich echt nicht, warum sie so heißen. Ich hatte mich halt entschieden, das erste „Plus“ zu nennen und dann hat es irgendwie Sinn gemacht, dass das zweite „Multiply“ heißt.

Ich habe gehört, du hast für dieses Album 120 Songs geschrieben - aber drauf sind nur 12. Was ist mit dem Rest passiert?
Sie sind noch da. Ein paar habe ich anderen Leuten gegeben und ein paar werden noch auf das Album kommen, ich werde es zu einem späteren Zeitpunkt noch anders arrangieren. Aber ich habe viele Songs, die ich nicht für irgendwas nutze, auch vom ersten Album gibt es Songs, die ich nie verwendet habe. Weil sie einfach nicht gut genug sind.

Also behältst du sie für später, um damit zu arbeiten oder so?
Nein, sie werden wirklich einfach nicht verwendet, weil sie nicht gut genug sind. Aber vielleicht veröffentliche ich sie irgendwann mal alle auf einmal. Mal sehen.

Eines deiner Ziele war es, den US-amerikanischen Markt zu erobern - das hast du geschafft. Welches Land ist als nächstes dran?
Es war Deutschland, aber hier läuft es jetzt sehr gut. Also ist jetzt Frankreich dran. Und Japan. Aber mehr Frankreich. Das wird schwer, denn dort spielen sie einfach mehr französische als englische Musik.

Gibt es deutsche Musiker, die du gerne hörst?
Ich hatte früher viele Rammstein-Alben. Ich weiß, es ist wahrscheinlich falsch von mir, das zuzugeben.

Ja. Jeder Nicht-Deutsche den man danach fragt, hört Rammstein.
Weil sie großartig sind! Sie sind wirklich gut, richtig, richtig gut.

Planst du eigentlich eine Zusammenarbeit mit Eminem? Er ist ja schon einer deiner Lieblingskünstler und seine Musik hat dich sehr beeinflusst.
Da würde ich nicht nein sagen. Aber es ist kein konkreter Plan, den ich zur Zeit verfolge, einfach, weil ich denke, dass ich noch nicht soweit bin. Aber ja, ich würde sehr gerne mit ihm zusammenarbeiten.

Als du jünger warst, hast du Bierflaschen berühmter Leute von deren Konzerten mitgenommen. Machst du das immer noch, oder geben sie dir die Flaschen mittlerweile von selbst?
(lacht) Ach, ich war 14 oder so, als ich das gemacht habe. Jetzt mache ich das nicht mehr.

Sammeln Leute jetzt deine Bierflaschen?
Wasserflaschen. Aber ja, ich bin sicher, dass sie das machen. Die Flaschen verschwinden jede Nacht von der Bühne, also nehmen Fans sie wohl tatsächlich mit.

Liest du manchmal Ed Sheeran Fan Fiction?
Fan Fiction? Ja, ich hab da schon ein paar Mal was gelesen. Ist ziemlich interessant… (lacht)

Über wen oder was würdest du so etwas schreiben?
Wahrscheinlich Harry Potter.

Gibt es da draußen eigentlich Leute, die dich nicht mögen? Alle, denen ich erzählt habe, dass ich dich zum Interview treffe, haben nur gesagt, wie toll sie dich und deine Musik finden.
Das ist ganz interessant, denn die deutsche Presse mochte mich und mein erstes Album gar nicht. Aber bei diesem Album habe ich den Eindruck, dass sich das Blatt gewendet hat. Ich weiß es also nicht, ob da jemand ist, der mich und das was ich mache wirklich nicht leiden kann.

Vielleicht haben sie sich jetzt an dich gewöhnt und sind vertrauter geworden mit deiner Arbeit.
Ja, das ist es vielleicht.

Man, wir haben wirklich schnell geredet, die Zeit ist noch nicht um. Dann jetzt einfach mal aus reiner Neugier: Worauf freust du dich mehr - auf den dritten Hobbit-Film oder die nächste Staffel Game of Thrones?
(überlegt lange) Ich denke, auf den Hobbit. Als ich den Song für Teil zwei gemacht habe, habe ich die ganzen Schauspieler getroffen und sie haben mir erzählt, was im dritten Teil passiert. Es wird… (macht eine ausladende Geste mit den Händen) episch! Ich liebe Game of Thrones, aber mein Fehler war es, zu früh damit anzufangen. Normalerweise gucke ich alles auf einmal. Gerade zum Beispiel habe ich die Staffeln eins bis sieben von Sons of Anarchy in drei Wochen geguckt.

So mache ich das auch immer.
Das ist auch der beste Weg. Bei Game of Thrones bin ich gleich bei der ersten Staffel eingestiegen und dann habe ich es ein mal die Woche geguckt, jede Woche. Das ist ganz schön anstrengend. Ich hätte einfach warten und dann alles auf einmal gucken sollen.

Ja, aber bei der Serie ist es doch so, dass man einfach nicht warten und nicht aufhören kann, wenn man erstmal angefangen hat.
Oh ja! Weißt du noch, in der letzten Staffel, die Szene (Spoiler Alert!) mit dem Kopf, wo sie den platzen lassen? Ich habe diese Episode an einem Interviewtag geguckt. Alle zehn Minuten habe ich dann zehn Minuten weitergeguckt, bis sie den nächsten Journalisten reingeschickt haben.

Du bist ja ein richtiger Serienjunkie!
Aber echt! (lacht) Und auf jeden Fall gucke ich diese Szene und kurz darauf kommt einer rein und legt los und ich konnte gar nichts. (Sieht die Albumhüllen auf dem Tisch) Soll ich da was drauf kritzeln?

Weiß nicht, die liegen hier als Deko. Aber wieso nicht? Zu einem Autogramm sage ich doch nicht nein.
(Signiert eine Hülle) Vielen Dank! Das wars, oder?

Ja, ich denke, das wars.
Danke! Bis bald!