Ellenie Salvo Gonzalez spielt Tine, die einzige Frau in der Runde. Wir haben die sympathische Schauspielerin in Berlin getroffen und mit ihr über die Rolle der "Hähnin im Korb", Dating ab Mitte 30, Freundschaften zwischen Frauen und Männern und Rollenklischees gesprochen.

Interview: Tabea Schäffer
Ich treffe Ellenie Salvo González an einem sonnigen Tag in Berlin, Charlottenburg. So wie die Sonne draußen, strahlt auch sie mich direkt an, als sie den Raum betritt. Sofort entsteht eine angenehm entspannte Atmosphäre. So wie die Rolle der Tine, die sie spielt, wirkt sie sehr offen, freundlich und interessiert. Es scheint, als gäbe es zwischen Ellenie und ihrer Rolle einige positive Parallelen.

amicella: In dem Film "Wie Männer über Frauen reden" steht eine Männerclique im Fokus, die sich viel über ihre Frauengeschichten austauscht. Du spielst Tine, die einzige Frau in der Runde. Wie war es mit so vielen Männern am Set zu drehen?

Ellenie Salvo González: Also ich muss sagen, ich habe mich als "Hähnin im Korb" ziemlich wohl gefühlt. Es war sehr lustig, aber es hat mich manchmal auch viel Energie gekostet. Unsere Darsteller sind sehr wilde Jungs, also zum Beispiel Frederik Lau oder Oliver Korittke. Die alle in Kombination haben so ein hohes Energielevel, auch schon morgens um 8, ich weiß gar nicht wie das geht (lacht)! Wir hatten total viel Spaß, aber es war auch manchmal anstrengend mit so einer Horde von plappernden Schauspieljungs zu drehen, die den ganzen Tag irgendeinen Quatsch machen (lacht). Aber ich hab’s sehr genossen!

Oft hilft es ja auch, wenn man privat viele männliche Freunde hat, oder zum Beispiel einen Bruder...

Genau, das habe ich auch! Ich habe auch Jungs als Freunde. Dadurch bin ich ganz gut im Training (lacht). Außerdem hat es gleich "geklickt" zwischen uns allen, das war sehr angenehm.

Also glaubst du, das hat dir auch bei den Dreharbeiten zu dem Film geholfen?

Genau, davon kannte ich schon dieses, dass Jungs sich die ganze Zeit gerne mal "dissen" (grinst). Wenn man als Frau auch mit "gedisst" wird, dann ist das eine große Ehre (lacht)! Das heißt dann, dass sie dich als eine von ihnen sozusagen angenommen haben und nicht verstummen, mit ihren schmutzigen Witzen, wenn du den Raum betrittst.

Denkst du denn eine Freundschaft zwischen Mann und Frau kann gut funktionieren, ohne dass sich da mal irgendwann mehr draus entwickelt auf einer Seite oder bei beiden?

Also ich glaube die "Gefahr" besteht immer, wenn sich eine Frau und ein Mann sehr gerne haben. Aber ich denke schon, dass eine Freundschaft funktionieren kann. Bei mir und meinen Ex-Freunden ist es zum Beispiel so, dass wir beste Freunde geworden sind. Irgendwann verschwindet dann auch diese Ebene der körperlichen Anziehungskraft. Trotzdem denke ich schon, dass gerade bei Männern, wenn man eng befreundet ist und mal beim anderen übernachtet, zum Beispiel nach einer langen Partynacht, irgendwelche Fantasien entstehen können. Ich liebe meine männlichen Freunde total und das funktioniert auf jeden Fall auch mit reiner Freundschaft zwischen uns! Die sind ja nicht alle nur triebgesteuert (lacht)!

Glaubst du denn weibliche Freunde wie Tine können für Männer auch gute Gesprächspartner sein, bei denen sie sich mal einen Rat holen können?

Ja, und ich glaube das tut ihnen auch ganz gut. In unserem Film zum Beispiel hat Martini, der Sohn von DJ aus der Clique Probleme mit seiner Freundin und Angst davor, dass sie ihm nur etwas vorspielt. Mit seinen Jungs kommt er da aber auch nicht weiter, weil sie ihm nur blöde Sprüche reindrücken. Dann geht er doch zu Tine, um sie um Rat zu fragen und wird bei ihr tatsächlich besser erhört, als bei seinen Jungs. Und ich glaube auch, dass Frankie aus der Runde sich bei Tine wohlfühlt, weil sie ihm eine ein bisschen einfühlsamere, sensiblere Ebene bietet als die anderen Jungs.

Was zeichnet denn Tine besonders aus in der Clique? Wie setzt sie sich gegen die anderen Männer durch und verschafft sich Akzeptanz?

Sie kennt die Männer schon sehr lange und ist ganz ähnlich wie sie: Anders als ihre engsten Freundinnen, hat sie mit Mitte 30 immer noch keinen "Masterplan" für ihr Leben, ist noch immer in keiner festen Beziehung. Ihre Freundinnen sind derweil schon verheiratet und haben Kinder. So bleibt ihr eigentlich nur mit den Jungs abzuhängen und das genießt sie natürlich auch. Ich glaube, sie hat keine festen traditionellen Vorstellungen vom Leben, wie vielleicht eine Frau, die mit Ende 20 schon verheiratet ist. Ich denke deshalb fühlen sich die Jungs bei ihr auch so wohl. Auch wenn sie ihnen klar ihre Meinung sagt von wegen: "Wagt euch doch mal an die erwachsenen Frauen heran", verurteilt sie die Männer auf der anderen Seite auch nicht dafür, dass sie manchmal totale Kindsköppe sind. Sie nimmt die Menschen offen an, so wie sie sind und das liebe ich an meiner Tine total.

Oft macht sich ja bei Single-Frauen Mitte 30 auch so eine Art "Torschlusspanik" breit. Viele fangen dann mit Online-Dates oder Speed-Dating an, was Tine ja auch in einer witzigen Szene probiert und dabei einen Reinfall nach dem nächsten erlebt. Was hältst du von solchen Dating Methoden oder Online-Dating im Allgemeinen?

(lacht) Also ich hab‘ das tatsächlich noch nie probiert. Da bin ich wie meine Tine, also ich verurteile das überhaupt nicht und kann auch total verstehen, dass jeder so sein Ding macht. Mein Bruder sagt mir aber auch immer, dass ich der uneffektivste Smartphone User der Welt bin, weil ich kaum Apps oder Ähnliches auf meinem Handy habe. Mich überfordert dieses ganze Onlinezeugs eher, aber trotzdem wäre ich in der Hinsicht schon neugierig. Ich höre oft, dass das gut klappt, also dass Leute dort echt einen Partner finden und für immer und ewig zusammenbleiben. Mein Weg ist das aber bisher nicht gewesen. Ich stehe mehr darauf, mich auf das echte Leben einzulassen. Durch meinen Beruf und meine Art zu leben, lerne ich aber sowieso viele Menschen kennen, dass da vielleicht auch mal ein potentieller Partner dabei sein könnte (lacht)! Aber wenn man jetzt jeden Tag mit denselben Kollegen im Büro sitzt und kaum Zeit für andere Dinge hat, dann glaube ich, dass man das eher nutzt, weil man im echten Leben ja nicht so vielen neuen Leuten begegnet.

Auch für die Männer im Film geht es, wie gesagt, viel um das Suchen und Finden der Liebe. Glaubst du allgemein, dass ihnen Dating leichter fällt? Denkst du, dass sie leichtfertiger damit umgehen und nicht so viel darüber nachdenken wie Frauen?

Klar, die können ja auch nicht schwanger werden (lacht laut)! Oder wenn sie jemanden geschwängert haben, kriegen sie das vielleicht nicht mal oder können sich einfach aus der Verantwortung ziehen, das soll ja auch ganz modern sein hab‘ ich gehört... (grinst)

Ja, das hab‘ ich auch gehört!

Ich glaube, dass wir Frauen viel intensiver spüren, was für eine Verantwortung aus solchen Geschichten eventuell erwachsen kann. Ich würde auch nicht sagen, dass jede Frau so denkt, aber bestimmt einige. Deshalb passen wir einfach mehr auf, mit wem wir uns zusammentun. Ich kenne tatsächlich wenig Frauen, die sich auf jemanden einfach einlassen, weil er schöne Muskeln hat. Also jede Frau, mit der ich mich unterhalte, sagt, dass sie einen Mann schon irgendwie toll finden und wenigstens für eine Nacht verliebt sein muss, damit da mehr draus wird. Frauen lassen sich ja auch auf One-Night-Stand-Geschichten ein, aber ich denke es muss der Typ sie schon ein bisschen mehr faszinieren, als es bei Männern vielleicht der Fall ist.

Wie der Filmtitel schon verrät, geht es im Film viel darum, wie Männer über Frauen reden. Von Frauen kennt man das ja, dass sie sich vieles über Männer berichten. Glaubst du denn im Allgemeinen, dass Männer auch mehr über ihre Frauengeschichten sprechen, als man denkt?

Also ich glaube Männer brauchen mehr das Gefühl eines vertrauten Kumpels, um sich wirklich zu öffnen und in einem Gespräch vielleicht sogar mal über Gefühle für eine Frau zu sprechen. Ich glaub‘ einfach da läuft unter Männern viel mehr über Sprüche, so von wegen: "Boah ist die geil und haste die gesehen?!", die geben sich untereinander mehr als harte Typen, die unverletzlich sind in Sachen Liebe - da spielt bestimmt viel Testosteron mit rein (lacht). Aber ich glaube, wenn sie einen guten Freund haben, dem sie vertrauen, dann öffnen sie sich auch und ich denke dann tut es ihnen auch gut, sich auszutauschen. Aber da war ich ja noch nie dabei, das machen die ja dann unter sich (lacht)!

Genau, im Film ist dafür dann die Tine gut...

Ja genau! Aber das sind dann ja wieder Gespräche von Kumpel zu Kumpeline (lacht). Da geht’s dann auch schon mal in die wahren Gefühle hinein, also die tiefen Verletzlichkeiten und sowas. Wir Frauen haben denke ich mehr den Mut oder für uns ist es normaler, auch mal in größeren Runden über unsere Verletzlichkeiten oder Sehnsüchte zu sprechen. Ich glaube, das erlauben wir uns irgendwie mehr als Männer, wobei es natürlich immer schwer ist, das so allgemein zu sehen, aber grob würde ich das glaub ich schon so sagen.

Ja natürlich das sind dann auch oft Klischees...

Klar, aber Klischees haben ja durchaus auch ihre Daseinsberechtigung... (grinst)

Das stimmt! Vielen Dank für das nette Gespräch!

Sehr gern!

Wie Männer über Frauen reden

ab 12. Mai 2016 im Kino
Regie: Henrik Regel
mit Oliver Korittke, Ellenie Salvo González, Frederik Lau, Barnaby Metschurat

Frauen sind für ihre offene Art und ihre Gespräche über das andere Geschlecht bekannt. Doch was denken eigentlich Männer über Frauen? Im neuen Film von Regisseur Henrik Regel kommen nun auch mal die Männer zu Wort. Die amüsante Großstadtkomödie erzählt die authentische und witzige Geschichte einer Berliner Clique. DJ, Martini, Frankie, Marco und Tine sind auf der Suche nach dem großen (Liebes)Glück und durchleben dabei den ganz normalen Wahnsinn des Liebeslebens mit all seinen Missverständnissen, Höhen und Tiefen und dem Chaos, das aus der Anziehungskraft zwischen Mann und Frau enstehen kann.