"88 Dinge, sie Sie mit Ihrem Kind gemacht haben sollten, bevor es auszieht"
Unvergessliche Kindheitsmomente
Jede Eltern-Kind-Beziehung erreicht irgendwann den Punkt, an dem beide Seiten sich fragen, was man verpasst hat, zusammen zu machen. Die Autoren Hans Rath und Edgar Rai haben mit "88 Dinge die Sie mit Ihrem Kind getan haben sollten, bevor es auszieht" eine Ideensammlung zusammen gestellt, die Eltern dabei unterstützt, ihren Kindern wunderbare Momente und Erinnerungen zu bescheren. Wir stellen zwölf Dinge vor, die Eltern zum coolen Helden in den Augen ihres Nachwuchses machen.
Die Nacht zum Tag machen
Durchwachte Nächte passieren meist spontan. Vielleicht wird aus einem Videoabend ein Filmmarathon oder aus einer Schachpartie ein stundenlanger Wettstreit. Vielleicht ist es aber auch einfach zu heiß zum Schlafen. Machen Sie sich keine Sorgen darum, dass die Schlaflosigkeit Ihrem Kind schaden können, denn Kinder sind Ihren Körperfunktionen wehrlos ausgeliefert. Wenn der Schlaf kommt, kann es nichts dagegen tun. Seien Sie am nächsten Morgen deshalb verständnisvoll und sagen etwas wie: "Ich bin auch schon vor Sonnenaufgang eingeschlafen."
Zusammen zocken
Es wird um Geld gespielt. Nicht viel, nur so, dass es wirklich Spaß macht, zu gewinnen und nicht so tragisch ist, zu verlieren. Denn vielleicht wollen Sie Ihr Kind gewinnen lassen? Es kann aber auch sein, dass Ihr Kind sie vernichtend schlägt. Verkneifen Sie sich Kommentare, denn Sie könnten einem künftigen professionellen Glücksspieler gegenüber sitzen, von dem Sie sich im Alter Geld pumpen können.
Eine Geheimsprache erfinden
Sla Dnik nettah Eis hcod hcua enie Ehcarpsmieheg - geben Sie's zu! Warum erfinden Sie nicht auch mit Ihrem Kind eine Geheimsprache, die nur Sie beide verstehen. Dabei muss es keine neue Chiffrierung sein, wichtig ist, dass es Sie näher zusammen bringt. Und seien Sie nicht traurig, wenn Ihr Kind irgendwann eine Geheimsprache spricht, die Sie nicht verstehen - schließlich haben Sie es auf die Idee gebracht und Geheimnisse vor den Eltern sind sowieso bei Weitem spannender, als Geheimnisse mit den Eltern.
Über Liebe reden
Ihre Tochter verkündet Ihnen am Abendbrottisch, dass sie einen Klassenkameraden liebt - und dabei geht sie erst in die zweite Klasse! Keine Panik, versuche Sie sich einfach daran zu erinnern, wie es war, mit sieben jemanden zu lieben. Fragen Sie ihre Tochter, wie es sich anfühlt. Sie werden überrascht sein, wie Kinder solch ein großes Gefühl wie Liebe ausdrücken.
Paris sehen
Wo wir schon mal bei Liebe sind - fahren Sie mit Ihrem Kind nach Paris! Sie können Führungen buchen oder die Stadt auf eigene Faust erkunden. Dabei sollten Sie sich aber nicht zu straff an den Tourismus-Spots orientieren, dies kann zu Stress führen. Fahren Sie auch in entlegene Stadtteile, entdecken Sie zusammen wunderschöne Architektur, Parks, Menschen. Sollte Ihr Kind schon kurz vor dem Abitur stehen, zeigen Sie ihm unbedingt den Stadtteil Bellville mit seinem regen studentischen Leben und dem wohl besten Couscous der Stadt.
Etwas bauen, das schwimmt
Und dabei ist es gar nicht schlimm, wenn das Boot oder Floß untergeht. Denn das Bauen an sich macht Spaß und landet das Schiff auf dem Meeresboden, ist es eine wertvolle Lektion für ihr Kind: Nicht alles, was schön ist, taugt auch automatisch etwas.
Einen Film drehen
Hollywood-Regel Nummer eins: Investieren Sie nie eigenes Geld. Am besten finanziert sich ein Familien-Film-Projekt, wenn Sie von jedem, der den Film sehen will, einen total überhöhten Eintrittspreis verlangen - schon vor Beginn der Dreharbeiten. Finden Sie sich auch damit ab, dass Sie keienrlei künstlerisches Mitspracherecht haben, obwohl Sie die meiste Arbeit machen. Wenn Ihnen alles über den Kopf steigt, bestellen Sie einfach Pizza.
Einander Briefe schreiben
Einen Brief zu schreiben, bedeutet, Freude zu schenken. Schlagen Sie Ihrem Kind vor, der Oma einen Brief zu schreiben und ihr zu erzählen, was man in den letzten Tagen Tolles erlebt hat. Die Oma kann ja schließlich nicht Emails lesen und vielleicht hört sie auch schon schlecht. In unserer digitalisierten Welt gehört der schöne, alte, liebevoll mit Tinte geschriebene Brief zu den gefährdeten Arten - tragen Sie zusammen mit Ihrem Kind zu seiner Erhaltung bei!
Pilze suchen und finden
Jeder hat es wohl schon mit seinen Eltern gemacht: Pilze suchen. Nur leider fehlte meist das Finden bei diesem Ausflug. Wollen Sie, dass das nie gekochte Pilzragout Ihrer Kindheit nun Ihrem Kind zuteil wird? Dann gehen Sie auf Nummer sicher. Fragen Sie jemanden, der sich auskennt, wo man die größten und leckersten Steinpilze findet und los gehts. Mit Körbchen und Messer bewaffnet können Sie mit Ihrem Kind durchs Unterholz kriechen und am Ende des Tages ein wunderbar selbst gesammeltes Essen genießen.
Kirschen klauen
Denn geklaute Kirschen schmecken am besten, an ihnen haftet das süße Aroma von Gefahr. Ja klar, rechtlich gesehen ist das Diebstahl, aber der Baum in Nachbars Garten hängt so voll, alleine wird es niemald schaffen, alle zu essen und auch die Vögel haben schon genug. Sollten Sie erwischt werden, tragen Sie gemeinsam die Konsequenzen, das ist eine wichtige Lektion für Ihr Kind. Sollte es glatt laufen - ernten Sie den Baum nicht ab, lassen Sie immer noch mehr als genug für den Besitzer dran. Und ganz wichtig: Klauen Sie niemals bei Hundezüchtern.
Einen Berg besteigen
Lassen Sie uns eines vorweg klären: Wenn Sie hinauflaufen oder -spazieren können, ist es kein Berg! Ein Berg muss bestiegen werden. Nicht unbegingt mit Bergsteigerausrästung, aber Sie müssen dennoch die Anstrengung im ganzen Körper spüren. Auf dem Gipfel angekommen gibt es zur Belohnung ein Picknick. Wollen Sie das Erlebnis intensivieren, planen sie eine Hüttenübernachtung in einer Sternschnuppennacht ein und schenken Sie Ihrem Kind eine unvergessliche Erinnerung.
Ein Legoboot aus 2000 Einzelteilen unter dem Weihnachtsbaum zusammenbauen
Eines können wir Ihnen mit Sicherheit sagen: die 2000 Teile werden sich anfühlen, als wären es wesentlich mehr. Sollten Sie selbst Ihrem Kind dieses Geschenk gemacht haben, sollten Sie sich dessen bewusst sein, dass es auf keinen Fall ohne Ihre Hilfe zu seiner in der 200-seitigen Bauanleitung vorgesehenen Form gelangen wird. Auch wenn es die Bauarbeiten verzögert, lassen Sie ihr Kind "mithelfen", geben Sie ihm das Gefühl, zu dem Unternehmen Legoboot beizutragen. Eine solche existenzielle Erfahrung schweißt zusammen!
Die hier aufgelisteten 12 Ideen findet ihr in dem Buch 88 Dinge, die Sie mit Ihrem Kind gemacht haben sollten, bevor es auszieht. Diese nie zu vor da gewesene Art von unbevormundendem Elternratgeber ist 2011 im Rowoholt Verlag erschienen. Für Illustrationen sorgte Anja Filler.