Die "Vogelstrauß-Lösung": Einfach mal den Kopf in den Sand stecken…

Die Hamburger Paartherapeutin Nina Zucker kennt dieses Problem nur zu gut: "Häufig gibt es bezüglich der Aufgaben im Haushalt vermeintliche Absprachen, die allerdings bei näherer Betrachtung Vorschläge der Frau waren. Ihr Partner ahnt, dass er ein Zugeständnis machen muss, damit es sich gerecht anfühlt. Also willigt er ein, ohne wirklich innerlich mit dieser Absprache verbunden zu sein." Eigentlich hört sich das gar nicht so schlecht an: Er möchte uns nur glücklich machen. Leider führt das oft dazu, dass er mehr verspricht, als er halten kann. Erinnern wir ihn an seine Aufgaben, bekommt er schnell schlechte Laune. "Ein Mann, ein Wort – Männer erwarten von sich selbst, ihre Versprechen einzuhalten", erklärt Nina Zucker. "Hält seine Partnerin ihm die Dinge vor, die er zugesagt hat, aber nicht tut, reagiert er wütend. Wie ein Strauß steckt er den Kopf in den Sand, denn eigentlich ärgert er sich bloß über sich selbst." Sicherlich wäre es da einfacher, öfter mal nein zu sagen und sich nicht mit Aufgaben zu überladen. Doch unsere Männer, die sich meist mehr vor Auseinandersetzungen fürchten als Frauen, möchten es uns so recht wie möglich machen und versprechen lieber zu viel als zu wenig.

Ein Haushalt, zwei Blickwinkel

So sehr man sich über seine Unzuverlässigkeit ärgert: Auch frau muss sich gelegentlich den Spiegel vorhalten. "Frauen möchten oft, dass ihr Partner den Haushalt auf die gleiche Weise erledigt, wie sie es tut", erläutert Nina Zucker. "Er soll die kurzärmeligen Hemden von den langärmeligen trennen und die Jacke an den Haken hängen, statt sie über den Stuhl zu werfen. Dabei kommt sie gar nicht auf die Idee, dass man den Haushalt auch anders organisieren kann." In seinen eigenen vier Wänden würde unser Partner vieles sicher ganz anders handhaben, als wir es gewohnt sind. Natürlich wünschen wir uns, dass er die Zeitung ordentlich zusammenfaltet, nachdem er sie gelesen hat – aber ist es tatsächlich so schlimm, wenn er es nicht tut? Zuverlässigkeit und Verantwortung verlangen alle Frauen von ihrem Partner, doch wenn wir stets mehr erwarten, als für ihn machbar ist, kann er uns nur enttäuschen. Nicht nur unser Partner muss an sich arbeiten, auch wir sollten unsere Ansprüche ein wenig herunterschrauben. Die Antwort heißt Toleranz: Wir müssen lernen, lockerer zu werden.

Das könnte dich auch interessieren:

Konsequenz und Wertschätzung

Haben wir uns nicht schon oft dabei ertappt, wie wir aus lauter Ungeduld selbst die Spülmaschine ausgeräumt und ihn dann später schlecht gelaunt angeschnauzt haben? "Frauen neigen dazu, Aufgaben in dem Glauben zu erledigen, ihr Partner würde sich schon früher oder später dafür revanchieren. So rutscht er immer mehr in unsere Schuld, ohne davon zu wissen", sagt Nina Zucker. "Er denkt: Sie tut es freiwillig, ich habe sie schließlich nicht dazu gezwungen." Unseren Ärger in solchen Situationen kann er nicht nachvollziehen, stattdessen fühlt er sich in die Ecke gedrängt. Immer widerwilliger tut er, worum wir ihn bitten und das Paar gerät in einen Teufelskreis. Frauen sollten diesen Mechanismus bewusst durchbrechen: Auch wenn es schwer sein kann, ist hier Konsequenz das Zauberwort – was nicht unsere Aufgabe ist, sollten wir auch nicht erledigen. Doch wie bringen wir ihn nun dazu, verlässlicher zu werden? Für Frau Zucker liegt die Lösung in einer ausgiebigen Menge Wertschätzung: "Wenn Sie ihm das Gefühl geben, er sei ein guter Mann, hat er mehr Energie und ist viel aufmerksamer." Möchten wir, dass er etwas erledigt, sollten wir ihn freundlich darum bitten und die Dinge, die er tut, anerkennen und wertschätzen. Sei es seine Arbeit, dass er den Urlaub organisiert oder tatsächlich den Müll mit nach unten genommen hat - wichtig ist, ihm zu zeigen, dass wir seine Mühe wahrnehmen. Je öfter wir uns für seine Anstrengung bedanken, desto mehr Freude hat er daran. Und allmählich werden wir merken, dass sein "Mach ich später, Schatz" irgendwann wirklich das bedeutet, was es verspricht.