Danke, Oma – für Puddinghaut, Festivalkarten und Liebe!
Oma-Tag 2015
Italien, Frankreich, Polen und die USA feiern ihn schon lange – den Oma-Tag. In Deutschland brauchten wir etwas länger. Seit vier Jahren ist der zweite Sonntag im Oktober hierzulande offizieller Oma-Tag. Ein Tag, an dem nicht nur die Kinder, sondern vor allem die Eltern erinnert werden, der älteren Generation zu danken – für all die Dinge, die Omas tun. Und das ist bei weitem mehr als nur Kuchenbacken und Geldzustecken.
Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach helfen über 50 Prozent der Großeltern bei der Kinderbetreuung. Knapp 40 Prozent der Großeltern nehmen die Kinder nicht nur dann, wenn die Eltern arbeiten, sondern auch, damit die Eltern mal Zeit für sich haben. 16 Prozent nehmen die Enkel sogar mit in den Urlaub. Das Klischee von der Oma, die häkelnd in ihrem Schaukelstuhl sitzt und an Feiertagen die Umschläge mit Bargeld verteilt ist längst überholt - wenn es denn tatsächlich mal wahrheitsgemäß gewesen sein sollte. Omas verhätscheln nicht, sie erziehen mit Geduld und zärtlicher Überzeugung - welche den Eltern im stressigen Alltag nicht selten abhanden kommen. Omas prägen. Sie lesen stundenlang vor, bis sie selber einschlafen, machen dir abends auch noch nach dem Zähneputzen eine Milch mit Honig. Omas gehen aufs Stadtfest und kaufen ihren Enkeln Rambo-Klappmesser, Omas lieben bedingungslos und bewahren alles auf, was du ihnen je gemalt hast. Omas brüten über den Mathehausaufgaben und fragen Französischvokabeln ab, auch wenn sie gar kein Französisch sprechen. Omas machen die besten Reibekuchen und die beste Puddinghaut. Omas begleiten zum Schwimmkurs und zum Klavierunterricht, zum 18. Geburtstag verschenken sie Festivalkarten. Sie füllen den ganzen Kühlschrank mit Dosenthunfisch, Yoghurette und Erdbeerlimes - weil du ein Mal gesagt hast, dass du das gerne magst - und lieben deine Freunde.
Unsere Redakteurin Alexandra Bersch hat eine ganz besondere Bindung zu ihrer Oma – die gerade jetzt, während dieser Artikel geschrieben wird, ihren Sohn mit Kartoffelbrei versorgt um danach mit ihm Fußball zu spielen und ihn ermahnt, nicht immer beim Schach zu mogeln.
In meinem ganzen Leben war ich nur zwei Jahre von meiner Oma getrennt. Denn auch, als ich in anderen Städten wohnte, war Oma immer da. Um auf meine Schwester aufzupassen, damit unsere Mutter arbeiten konnte oder am Wochenende, wenn ich mit Laptop und Uni-Skripten beladen mein altes Kinderzimmer bezog und sie mir Essen machte und meine Wäsche wusch.
Als ich 12 war und immer hungrig, machte mir Oma Bratkartoffeln und klopfte mit einem Stock an die Wand, die unsere Balkone trennte, damit ich sie in Empfang nahm.
Auch wenn sie ab und zu mit Hausschuhen nach mir warf, stand sie immer hinter mir, hat nie daran gezweifelt, dass aus mir etwas werden würde.
Als ich mitten im Studium schwanger wurde, war sie die einzige, die sagte: „Richtig so!“, anstatt wie alle anderen mit einem entsetzten: „Scheiße!“ zu reagieren. Überhaupt sagt Oma niemals „Scheiße“. Oder „Arsch“.
Sie hat keinen Führerschein, nur ein Fahrrad und will mich immer noch nachts von meiner besten Freundin zwei Straßen weiter abholen. Es ist ja spät und dunkel.
Sie erzieht und belehrt mich, auch wenn ich schon seit Jahren selbst Mutter bin.
Sie kann weder backen noch stricken, sie häkelt keine Spitzendeckchen und im Fernsehen guckt sie nie „Das Traumschiff“, dafür immer Eurosport. Sie weiß, wer in der Bundesligatabelle vorne und wer hinten ist und hat keine meiner Aufführungen, Konzerte und Tanzturniere verpasst. Beim allerersten Fußball-Turnier meines Sohnes saß sie in der ersten Reihe und hat gejubelt, als wäre es die Weltmeisterschaft.
Meiner Oma verdanke ich, dass ich bin, wer ich bin und dass ich tun kann, was ich tue. Seit knapp drei Jahrzehnten liebt sie mich, hält mir den Rücken frei und bügelt meine Kleider. Sie hat immer einen Topf Suppe auf dem Herd, eine Flasche Sekt im Schrank und einen Hammer zum Nüsse-Knacken.
Danke, Oma!