Wer nach der englischen Bezeichnung für "Schultüte" sucht, wird schnell enttäuscht. Das Ergebnis:

"a large cornet of cardboard filled with sweets and little presents given to children in Germany on their first day at school"

–  eine Spitztüte aus Karton, gefüllt mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken, die Kinder in Deutschland am ersten Schultag von ihren Eltern bekommen. Die Schultüte ist demnach etwas typisch Deutsches. Eine Einschulung ohne Schultüte? Das ist erst einmal eine traurige Vorstellung. Also wie und womit feiern andere Nationen denn nun den ersten Schultag ihrer Kleinen?

Großbritannien

Die Schulpflicht beginnt in Großbritannien mit 5 Jahren, praktisch kommen viele Kinder aber schon mit 4 in die Schule. Zwar gibt es zur Einschulung keine besonders große Feier, doch in vielen Gebieten Großbritanniens ist es üblich, dass der Klassenlehrer kurz vor Schuljahresbeginn die Familie zu Hause besucht, bevor das Kind eingeschult wird. Diese Besuche sollen eine Brücke zwischen Schulalltag und zu Hause der Kinder bilden. So können sich Lehrer, Schüler und ihre Eltern schon einmal kennenlernen.

Frankreich

Unser Nachbarland Frankreich hält offenbar nichts von Feierlichkeiten in Schulen. Die Franzosen verzichten nämlich die gesamte Schullaufbahn auf Zeremonien wie die Einschulung. Nicht einmal das Abitur wird gefeiert, wenn dann nur privat.

USA

Da es in den USA üblich ist eine Vorschule zu besuchen, ist die Einschulung zur Grundschule nichts Besonderes mehr. Stattdessen ist es eher üblich zu jeder neuen Einschulung kleine Geschenke für die Schule zu machen. Also Stifte, Federmappe, Schulranzen – was das Kind gerade so gut gebrauchen kann.

Russland

Der erste Schultag in Russland findet immer am dortigen Tag des Wissens statt. Mädchen bekommen dazu bunte, oft auch weiße Bänder in die Zöpfe geflochten und alle Kinder werden schick angezogen. Eine Zeremonie zur Einschulung findet eher zu Hause statt, denn in der Schule gibt es meist nur eine Begrüßung durch den Schuldirektor, aber keine große Feier. Dafür wird aber privat ein Familienfest veranstaltet, bei dem nicht nur die engste Familie, sondern viele Verwandte eingeladen werden. Bei der Einschulung selbst bekommen die Klassenlehrer von ihren neuen Schülern je einen Blumenstrauß geschenkt – als Zeichen des Respekts.

Ukraine

In der Ukraine verläuft die Einschulung zum Teil ähnlich wie in Russland. Das Datum ist der 1. September und die Lehrer bekommen einen Blumenstrauß von jedem ihrer neuen Schüler. Diese bekommen von ihren Lehrern auch eine kleine Aufmerksamkeit geschenkt – es gibt also nicht nur für die Lehrer etwas überreicht. Dazu gibt es eine große Schulfeier, bei der auch die Eltern eingeladen sind. Für die Zeremonie stellen sich alle in einem Kreis auf und in der Mitte des Kreises gibt es eine Bühne, auf der Aufführungen von Schülern stattfinden, die singen und tanzen. Zwar gibt es auch in der Ukraine Uniformen, jedoch nur für die Erstklässler.

Japan

In Japan werden Erstklässler schon Anfang April eingeschult, wenn sie 6 Jahre alt sind. Auch in Japans Schulen sind Uniformen gang und gäbe. Kurios: Es ist üblich, dass Kleinkinder von ihren Eltern jeden Tag in den Kindergarten gebracht werden, doch sobald sie in die Schule kommen, ist dies nur noch am ersten Tag erlaubt. Diese Regel besteht, weil kein Kind anders als das andere behandelt werden soll. Bei der Schule angekommen, gibt es dann eine Einschulungszeremonie nachdem die Schüler in ihre Klassen aufgeteilt wurden. Der Direktor heißt die neuen Schüler in einer Rede willkommen, ältere Schüler führen etwas auf, danach werden Fotos gemacht. Danach gehen alle wieder nach Hause, denn der erste richtige Schultag beginnt erst am Tag darauf.

Nigeria

Für die Schüler in Nigeria herrscht Uniformspflicht und sie werden oft ohne Feier von ihren Eltern zur Schule gebracht, müssen sich dann – wie an jedem normalen Schultag – im Schulhof in Reih und Glied aufstellen. Dann gehen Lehrer durch die Reihen und überprüfen die Fingernägel der Schüler, woraufhin erst gesungen und Morgensport gemacht wird, bevor der Unterricht losgeht. Dieses Programm müssen alle Schüler mitmachen, egal ob gerade erst eingeschult oder kurz vorm Abschluss. Die Einschulung ist deshalb nichts Besonderes in Nigeria, da Kinder dort mit 3 Jahren schon die Vorschule besuchen und dort z.B. schon das ABC gelernt wird. Die Vorschulen sind streng und kein Vergleich zu einem deutschen Kindergarten.

Indien

In Indien kommen Kinder schon mit 4 Jahren in die Schule und tragen Schuluniformen. Vor der Einschulung wird ein spezieller Joghurt, der Glück bringen soll, gegessen. Die Tradition Joghurt zu Essen bei wichtigen Ereignissen ist weit verbreitet in Indien, da Joghurt ein Produkt von Kühen und diese in Indien als Heilige Tiere verehrt werden. Als Segnung bekommen Mädchen oft den bekannten roten Punkt auf die Stirn gemalt, den sogenannten Tilaka oder umgamgssprachlich auch Tika genannt. Der rote Punkt ist längst nicht mehr nur als Zeichen einer verheirateten Frau gebräuchlich, sondern wird als Segnung aufgetragen, dort wo das "Dritte Auge" sein soll.

Südafrika

Eine Schuluniform ist für jeden Schüler Südafrikas Pflicht. Da so eine Uniform im Verhältnis zum Vermögen der meisten Südafrikaner sehr teuer ist und die extra für diese Uniformen ausgerichteten Läden meist nicht in unmittelbarer Nähe sind, ist der Kauf der Schulform als Ausflug in die Stadt wie ein Ritual vor der Einschulung. Eine Feier für die in der Schule selbst gibt es jedoch nicht.

Brasilien

In Brasilien erfolgt die Einschulung erst mit 7 Jahren. In dem größten Land Südamerikas gibt es regionale Unterschiede bei der Einschulung. In ländlichen Gebieten wird ein feierliches Ritual aus dem Einkaufen der Schuluniform und das darauf folgende Auspacken und Anziehen der neuen Kleidung gemacht. Eine richtige Einschulungszeremonie gibt es jedoch nicht. In Großstädten dagegen gibt es neben der neuen Kleidung wenigstens noch eine feierliche Begrüßung der Schüler, bei der auch die Eltern eingeladen sind. Diese Unterschiede kommen daher, dass die ländlichen Gebiete oft ärmer und die Kinder durch ihre Hilfe im Alltag um einiges selbstständiger sind. Die Einschulung ist für sie daher kein so großer Schritt. Hinzu kommt, dass es recht wenig Schulen auf dem Land gibt und die Schulwege daher sehr weit sind.