Sie nennen sich "digitale Nomaden" und kennzeichnen sich dadurch, dass sie keinen festen Arbeits- bzw. Wohnort besitzen. Digitale Nomaden stehen für einen aktuellen Arbeitstrend, der durch die Digitalisierung und das ständig verfügbare Internet möglich geworden ist. Sie arbeiten von unterwegs, über Laptop, Tablet oder Smartphone und reisen dabei durch die Welt. Wie das möglich ist? Wir haben ein paar Infos und Tipps zusammengetragen.

Welche Jobs eignen sich für das digitale Nomadentum?

Grundsätzlich können digitale Nomaden in vielen Arbeitsbereichen tätig sein, vorausgesetzt sie sind online zu bewerkstelligen. Daher bieten sich Jobs im Bereich Programmierung, Webdesign, Suchmaschinenoptimierung (SEO), E-Commerce oder Blogging an. Nützlich sind im Allgemeinen Kenntnisse in Kommunikation und (Online) Marketing oder Betriebswirtschaftslehre.

Die gängigsten drei Wege mit dem Internet Geld zu verdienen sind eigene Dienstleistungen und Produkte oder die anderer zu verkaufen sowie Werbung. Bei eigenen Dienstleistungen tritt man selbst als Experte in einem Fachgebiet auf. So können zum Beispiel ein E-Book veröffentlicht oder Workshops angeboten werden. Für die Workshop-Termine ist es zwar nötig, zu einer bestimmten Zeit an einem Ort zu sein, das Drumherum lässt sich jedoch problemlos von überall auf der Welt aus erledigen. Eine andere Möglichkeit der Selbstvermarktung ist ein eigener Online-Shop. Damit das ideal und ortsunabhängig funktioniert, bietet es sich an, den Versand an externe Dienstleister weiterzugeben (Outsourcing).

Ein weiteres ortsunabhängiges Geschäftsmodell stellt der Vertrieb fremder Produkte und Dienstleistungen dar. Hierbei kann man zum Beispiel Produkte eines befreundeten Unternehmers anbieten und sich am Prinzip des "Affiliate Marketing" orientieren. Das heißt, der kommerzielle Anbieter stellt Werbemittel zur Verfügung und lässt seine Produkte durch externe Vertriebspartner verkaufen, die dafür Provisionen erhalten.

Eine dritte und gängige, jedoch auch schwierigere Methode des Geldverdienens im Web ist Werbung. Hierzu wird zunächst eine erfolgreiche Webseite oder ein Blog benötigt, der viele Besucher anzieht. Wenn das erreicht wurde, hilft ein Mediakit mit Infos, Zahlen und Daten zur Leserschaft, die Seite für Werbung attraktiver zu machen und schließlich damit Geld zu verdienen.

Einstieg als Freelancer

Viele digitale Nomaden arbeiten zudem als Freelancer, also als freier Mitarbeiter eines Unternehmens. So kann man beispielsweise als Texter, Cutter, Virtueller Assistent oder Übersetzer von überall aus tätig sein. Die Bezahlung erfolgt meist auf Stundenbasis. Freelancer sind zeitlich und räumlich völlig unabhängig und stehen nicht in einem klassischen Angestelltenverhältnis. Jobs solcher Art finden sich häufig auf Jobbörsen wie Elance, UpworkBloggerjobs, Textprovider, Webbyjobs oder Content. Oft nutzen angehende digitale Nomaden Jobs als Freelancer zum Einstieg. Auf lange Sicht sollte man jedoch versuchen etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, um sich noch mehr Freiheit und höhere Gewinnchancen zu ermöglichen.

Wo findet man digitale Nomaden?

Prinzipiell können die "Wanderarbeiter" von heute überall dort arbeiten wo eine gut funktionierende Internetverbindung vorhanden ist. So sind sie häufig in Cafés, Bibliotheken oder anderen Free-Wi-Fi-Spots im Freien anzutreffen. Dennoch gibt es einige besondere Orte, an denen digitale Nomaden vermehrt arbeiten. Sogenannte "Coworking Spaces" sind Standorte, die zeitlich befristet gemietet werden können und den Nutzern neben einem Platz zum Arbeiten eine gute Infrastruktur in Form von W-LAN, Druckern, Fax, Telefon, Beamer oder Besprechungsräumen zur Verfügung stellen. Die Räume sind meist offen angelegt und so kommen digtale Nomaden, Freiberufler, Gründer und Kreative aus verschiedenen Bereichen zusammen, die oft schnell eine Gemeinschaft ("Community") bilden. Dadurch können sich Arbeiter aus unterschiedlichen Fachgebieten vernetzen, wodurch oft ein wertvoller und höchst kreativer Nährboden für neue Ideen entsteht. Ein weiterer Vorteil besteht in meist wesentlich geringeren Mieten als für einen Arbeitsplatz in einem gewöhnlichen Büro fällig würden. Mittlerweile gibt es Coworking-Spaces an vielen Orten auf der Welt. Die meisten finden sich bisher in den USA, aber auch in vielen europäischen Großstädten, in Australien und Asien gibt es bereits derartige Angebote und es entstehen immer mehr davon. 

Communities – gute Kontakte sind das A und O

Die Jobsuche wird durch ein gutes Netzwerk mit sicheren Kontakten oft erheblich erleichtert. Gut vernetzte digitale Nomaden finden durch Empfehlungen und die Vermittlung an andere Unternehmen meist schneller Jobs. Hilfreiche Kontakte lassen sich zum Beispiel bei der jährlichen "Digitale Nomaden Konferenz" (DNX) in Berlin generieren. Hier sind zehn Redner zu Gast, die verschiedenste berufliche Hintergründe haben und online Geld verdienen. Sie berichten von ihren Erfahrungen und stehen für Fragen zur Verfügung. Auch zahlreiche Workshops und inspirierende Talks zu den Themen Digitale Nomaden, Online Selbstständigkeit und ortsunabhängiges Arbeiten geben wichtige Informationen sowie Tipps und die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen.

Nützliche Apps fürs Arbeiten unterwegs

Bei der digitalen Selbstständigkeit ist das Smartphone mit nützlichen Apps ein wertvoller Helfer. Ob man auf der Suche nach dem nächsten günstigen Flug ist, seine "To-Do-Listen" organisieren möchte oder Sport in den Alltag integrieren will, für alles gibt es passende Apps, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Besonders nützlich zum Reisen sind dabei zum Beispiel "Foursquare", "Trip Advisor", "CityMaps 2 Go" oder "Sicher reisen". Bei der Verständigung helfen "Google Übersetzer" oder "dict.cc Wörterbuch". Gute Tools zur Organisation sind beispielsweise "Wunderlist" und "miCal", "Google Drive" oder "Dropbox". Zu täglichem Sportprogramm motivieren "VT Suspension" oder "7 Minuten Training".

Durchhaltevermögen ist wichtig

Möchte man ein digitaler Nomade werden, ist insgesamt eine Menge Durchhaltevermögen gefragt. Gerade der Anfang ist nicht leicht. Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit mit einem kleinen Budget auszukommen sind wichtig, ebenso wie damit zurecht zu kommen Familie und Freunde selten zu sehen. Sicherlich gibt es auch Momente in denen man am liebsten wieder auf dem heimischen Sofa lungern und einen geregelten Alltag leben möchte. Wenn es jedoch gut läuft und man sich schnell in das Leben eines wandernden Arbeiters einfinden kann, dann ist man wahrlich in einem Job tätig, von dem viele Festangestellte nur träumen: Ständig auf Reisen sein, neue Leute kennenlernen, das Hobby zum Beruf machen und dabei auch noch die schönsten Orte der Welt sehen. Der Lebensstil des digitalen Nomaden bietet Chancen und Risiken. In jedem Fall läutet er eine neue Arbeitsära ein, die vor wenigen Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre.