Alexander Klaws schwingt sich seit April 2010 als Tarzan im gleichnamigen Musical im Hamburger Theater Neue Flora durch den Zuschauerraum und hat im Bühnendschungel die Liebe gefunden - in Gestalt von Nadja Scheiwiller, Lianen-Flug-Trainerin und Jane-Zweitbesetzung. Mit unserer Redakteurin Alexandra Bersch haben die beiden über ihr gemeinsames Leben voller Arbeit, (Un-)Ordnung und verlegte Feiertage gesprochen...

Ihr arbeitet jetzt fast drei Jahre zusammen. Ist es immer noch toll oder geht euch das so langsam auf die Nerven?

Alex: Alles in allem hat sich nichts geändert. Die erste Nervosität hat sich gelegt, klar, die ganze Kennenlern-Phase ist natürlich viel aufregender.
Nadja: Das ist ja bei jeder Beziehung so.
Alex: Aber es ist schön, dass wir zusammen sind. Und ansonsten ist jeder Tag auch irgendwie anders, man kann nicht sagen, dass es immer der gleiche Trott ist. Jeder Tag bringt eine neue Herausforderung. Alles funktioniert – und das ist das Wichtigste.

Also ist bei euch nicht der Alltagstrott eingekehrt, der bei vielen Paaren ja irgendwann kommt?

Alex: Alltag insofern nicht, weil wirklich jeder Tag einen anderen Ablauf hat und... das kann man schwer beschreiben.
Nadja: Natürlich ist es vielleicht nicht mehr dieses Kribbelige, Nervöse. Aber das Gefühl an sich ist stärker geworden bei uns.

Ihr habt ja ziemlich ähnliche Berufe. Wie ist es denn, wenn da einer versucht, den anderen zu belehren?

Alex: Nadja ist ja in gewisser Hinsicht meine Chefin, Assistant Flight Captain. Wenn ich als Tarzan auf der Bühne stehe, sagt sie schon: „Pass mal auf, bei dem Flug ist das so.“  Wenn man Beruf und Privates verschmelzen lässt, ist es ganz wichtig, zu wissen: Dies ist mein Bereich und das ist dein Bereich. Man muss dem anderen zuhören und auch wissen, wann man selbst etwas sagen kann oder wann der Zeitpunkt dafür ungünstig ist. Man versucht einfach, alles hinzukriegen.
Nadja: Ich finde es wichtig, dass man Kritik annehmen kann. Es gibt Bereiche, in denen ich sehr viel mehr Erfahrung habe als Alex, zum Beispiel bewegungstechnisch, tänzerisch...
Alex: Wie jetzt? (lacht)
Nadja: ... aber auf der Tour von DIR GEHÖRT MEIN HERZ, die ja seine Tour war, war ich auch gerne bereit, Tipps von ihm anzunehmen. Er hat ja wirklich viel mehr Bühnenerfahrung als ich.
Alex: Kritik gehört natürlich auch dazu.
Nadja: Wir können dann auch diskutieren. Aber im Endeffekt finden wir schon immer einen gemeinsamen Nenner. Für mich. Für dich auch? (lacht)
Alex: Grundsätzlich geht’s immer darum, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Da ist es wichtig, dass man den anderen respektiert. Man findet einfach einen Weg. Kritik ist ja auch etwas Positives. Und am wichtigsten ist, dass man versucht, den anderen dann irgendwie besser zu machen mit dem, was man selbst schon an Erfahrungen gesammelt hat und der andere das auch annimmt. Ich glaube, dass das bei uns der Fall ist.
Nadja: Wir kritisieren uns schon manchmal, aber auf nette Weise.

"Für mich ist das Wichtigste an einer Beziehung,
dass man immer neue Dinge aneinander entdeckt"

Nadja, du hast Alex ja das Fliegen beigebracht. Hast du Nadja auch etwas beigebracht, Alex?

Alex: Aber hallo?! Genau das!
Nadja: Was, das Fliegen?
Alex: Das innerliche Fliegen. Ich fliege ja immer! Nein, ich habe halt echt viel Erfahrung, was Auftritte angeht, was auf Tour sein angeht. Das hat Nadja noch nie gemacht. Ich war jetzt mit meinem ersten Musical-Programm DIR GEHÖRT MEIN HERZ auf Tour und da habe sie mitgenommen, um ihr mal eine andere Welt - meine Welt - näher zu bringen. Ich bin ja jetzt kein gebürtiger Musical-Darsteller. Für sie war es, glaube ich, auch etwas anderes, zu sehen, wie es abläuft hinter der Bühne vor dem Auftritt. Wie nervös man ist. Oder was eine Autogrammstunde ist. Das ist eine andere Vorbereitung, als wenn man sich auf eine Rolle vorbereitet.
Nadja: Es ist schon ganz anders, mehr konzertmäßig, was ich auch kenne, aber noch nicht in der Form. Ich finde, man kann bei jedem Auftritt etwas dazu lernen. Ich höre mir immer gern die Erfahrung von anderen an und ziehe mir das raus, was ich brauche.
Alex: Ich meine, als Musicaldarsteller hast du das Mikro über der Stirn am Haaransatz und bei einem Konzert klingt es unterschiedlich, je nachdem wie du das Mikro anfasst. Das klingt jetzt wie Pillepalle, aber ob du gerade reinsingst oder schräg reinsingst macht einen großen Unterschied. Und so kann man immer etwas von einander lernen. Das ist auch für mich das Wichtigste in einer Beziehung. Dass man nicht nach ein paar Jahren gelangweilt ist, sondern dass man immer neue Dinge aneinander entdeckt, die einem der andere beibringen kann und das ist bei uns definitiv der Fall, ob beruflich oder privat. Da gibt es immer neue Herausforderungen.

In langen Partnerschaften lernt man ja nicht nur von einander, sondern übernimmt auch irgendwann bestimmte Eigenarten des Partners. Ist das der Fall bei euch? Hast du, Nadja, irgendeine von Alex' Marotten übernommen?

Alex: Bestimmt! Ich bin Jungfrau - ordnungsliebend.
Nadja: Ich muss zwingend etwas übernehmen. Ich bin eher die Chaotische im Haushalt und er ist der Ordentliche. Meistens ist es ja umgekehrt. Wenn wir bei ihm sind, dann muss ich gucken, dass ich ein bisschen ordentlicher bin, sonst regt er sich auf. Was aber auch gar nicht schlecht ist. Und mein Aszendent ist ja Jungfrau.
Alex: Ich bin aber auch schon entspannter geworden. 
Nadja: Ja, ja... (lacht)
Alex: Ich glaube, wenn man miteinander lebt, nimmt man manches zwangsläufig mit. Wir haben jetzt noch keine gemeinsame Wohnung, das wird nochmal intensiver.
Nadja: Man nimmt schon Sachen an, auf jeden Fall. Zum Beispiel den Schlafrhythmus. Alex hat einen ganz anderen Rhythmus als ich. Wenn ich alleine bin, gehe ich früher ins Bett und stehe früher auf. Bei ihm ist es genau andersrum.
Alex: Kompletter Nachtmensch!
Nadja: Wenn wir zusammen sind, dann stehe ich immer später auf. Aber das liegt auch an mir, ich könnte ja früher aufstehen. Das sind halt so Sachen.
Alex: Ich überlege gerade, was ich denn von dir angenommen habe? Ich bin schon, denke ich, in manchen Sachen chaotischer geworden. Oder dadurch, dass ich jetzt gesehen habe, wie chaotisch du eigentlich bist, weiß ich, wie ordentlich ich bin. (lacht)
Nadja: Ja, ein bisschen entspannter und positiver bist du geworden.
Alex: Ich muss ehrlich gestehen, ich bin eher dominant in einer Beziehung und versuche mehr, dir meine Sachen beizubringen als umgekehrt. Dabei merke ich auch, dass wir hier und da gar nicht so unterschiedlich sind.
Nadja: Das mit der Ordentlichkeit ist eigentlich das Hauptding. Ich habe mir Sachen angewöhnt wie immer Sets auf den Tisch zu legen, wenn man isst...
Alex: Wie immer?
Nadja: Ja, wenn wir essen. Und auch das Glas nicht ohne Untersetzer hinstellen.
Alex: Bei mir ist es so, dass ich erst seit ich Nadja kennen gelernt habe merke, was ich eigentlich für Ticks hab.
Nadja:(lacht)
Alex: Und dadurch bin ich teilweise von mir selbst genervt, weil ich denke „Ach komm, jetzt sei doch mal entspannter“. Und ich bin entspannter geworden, auch wenn ich mich manchmal einfach dazu zwingen muss.
Nadja: (lacht) Oder ich zwinge dich.

"Manche Pärchen sitzen auf der Couch und du siehst,
dass die das eine Woche lang geprobt haben"

Geht bei euch Liebe denn auch durch den Magen? Wie wichtig ist es für euch, zusammen zu essen und für den anderen etwas mit Liebe zuzubereiten?

Alex: Allzu oft können wir das nicht machen, aber es gibt immer einen Tag in der Woche, an dem wir zusammen essen, mit einem schönen Wein und nebenbei läuft unsere Serie...
Nadja: Also ich koche meistens, er macht dann dafür die Küche.
Alex: Kann ich auch mal ausreden? (lacht) Es ist auf jeden Fall ein wichtiges Ritual, man nimmt sich die Ruhe und Zeit füreinander und schaltet ein bisschen ab.

Habt ihr euch jemals Gedanken über die öffentliche Präsenz eurer Beziehung gemacht, so wie das andere prominente Paare machen, die sagen „Nee, wir geben jetzt überhaupt nichts nach außen.“ Habt ihr euch da bewusste Gedanken gemacht, wie ihr als Paar nach außen wirken wollt oder macht ihr einfach euer Ding?

Alex: Nicht wirklich. Wir sind jetzt keine Victoria und David Beckham, die sagen „So, du trägst jetzt mal die Schuhe und ich ziehe passend dazu mal das Sakko an.“ Wir sind nicht darauf versessen, nach außen etwas darzustellen. Uns ist es wichtig, erstmal einander kennenzulernen. Ich bin ja bekannt dafür, nicht alles nach außen zu kehren, die Vergangenheit hat mich das gelehrt. Natürlich achten wir schon darauf, was wir sagen, mit wem wir Interviews führen. Aber wir haben keine Berater, die uns sagen, was cool wirkt in der Öffentlichkeit. Wir leben unser Leben, wir machen unser Ding, und reagieren auf das, was kommt.
Nadja: Naja, wir haben und schon Gedanken gemacht am Anfang. Aber wir sind einfach so, wie wir sind. Wenn eine Interview-Anfrage kommt, gucken wir, ob wir es machen wollen und dann sind wir da und sind wir.
Alex: Wir verstellen uns nicht. Auf dem roten Teppich waren wir noch nicht so oft zusammen zu sehen, aber wenn wir das machen, sprechen wir nichts ab. Sie sagt, was sie denkt, ich sage, was ich denke. Deswegen passen wir auch so gut zusammen. Bei uns ist nichts gekünstelt oder geplant. Ich meine, manche Pärchen sitzen auf der Couch und du siehst, dass sie das eine Woche lang geprobt haben. Und da stehe ich überhaupt nicht drauf.
Nadja: Ich auch nicht.

Und wie geht es jetzt für euch weiter? Alex geht ja im Juni nach Tecklenburg und spielt dort den Ranger in einer Inszenierung von DER SCHUH DES MANITU.

Alex: Ich habe dann drei Shows die Woche, das weiß ich jetzt schon. Und nebenbei mache ich noch mein sechstes Album. Es wird spannend.

"Nee, ich hab keine Zeit."
- "Wie, du hast keine Zeit?"


Aber in eurer Beziehung wird das ja ein ganz neues Kapitel – nachdem ihr jetzt drei Jahre lang jeden Tag zusammen wart. Weißt du schon, wie es für dich weitergeht, Nadja?

Nadja: Noch nicht genau. Ich werde ihn bestimmt auch öfter mal besuchen in Tecklenburg und mich erstmal freuen, nichts zu machen. TARZAN ist ja schon ein anstrengender Job, der auf die Knochen geht und ich habe das nun fünf Jahre gemacht und freue mich auf eine kleine Auszeit. Und dann kommen alle möglichen Vorsprechen, Auditions. Es ist halt üblich in dem Beruf, dass man sich – ist ein Engagement ausgelaufen – erstmal wieder vorstellen und Auditions machen muss und dann erst weiß, wie es weiter geht. Aber erstmal muss ich sagen, dass ich froh bin, ein bisschen Urlaub zu haben.
Alex: TARZAN war ja dein erster Job nach der Ausbildung. Deswegen ist es umso wichtiger, dass man danach nicht alles überstürzt und direkt das nächste Ding macht und gar keine Zeit hat, alles ein bisschen auf sich wirken zu lassen.
Nadja: Wenn wir dann irgendwo zusammen ziehen, werde ich es auch erstmal genießen, die Wohnung einzurichten.

Der Anlass für unser Zusammentreffen ist ja der Valentinstag. Wie sind da eure Pläne?

Nadja: Er geht fremd! (lacht)
Alex: Nein! Ich bin an dem Tag mit Ina, also mit Jane, in Stuttgart und gucke mir die Premiere von MAMMA MIA! an. Aber ich fliege ja nicht morgens um sechs, so dass wir schon den Morgen für uns haben.
Nadja: Nee, ich hab keine Zeit.
Alex: Wie, du hast keine Zeit?
Nadja: Ich muss doch proben.
Alex: Okay. Ich habe dann einen wunderschönen Morgen für mich alleine. (lacht)
Nadja: Aber wir haben Urlaub ab Montag, da fliegen wir in die Sonne.
Alex: Wir verschieben den Valentinstag also nur.
Nadja: Das ist dann unser Valentins-Urlaub. Und der Valentinstag an sich ist mir nicht so wichtig, muss ich ehrlich sagen. Ich freue mich aber natürlich über Blumen(blickt vielsagend zu Alex) oder so...
Alex:(lacht) Die sind nach zwei Tagen doch eh vertrocknet. Sie landen sowieso bei mir zu Hause, kann ich mir genauso gut selber Blumen schenken.
Nadja: Also ich finde unseren Jahrestag wichtiger als Valentinstag.
Alex: Das stimmt schon. Aber ich komme auch aus einer Familie, in der solche Tage immer ein bisschen zelebriert wurden und wo man dann auch genau an solchen Tagen zeigt - ich habe mein Kind lieb, ich habe meine Mutter lieb. In unserer Familie hat das immer eine Rolle gespielt. Mal sehen, Nadja und ich sind da entspannt.
Nadja: Ich bin ja eh hier, spiele die Show bis um elf Uhr abends.
Alex: Wir machen uns da schon Gedanken. Du hast ja auch gesagt: „Wieso bist du am Valentinstag weg?“, als die Premieren-Einladung kam. Es ist halt eine Tradition und man hält irgendwie daran fest.
Nadja: Wir holen ihn ja nach im Urlaub. Dann ist jeden Tag Valentinstag.