Ideen mit Wachstumspotenzial: Erfolgreich mit Kindermode, Sprachunterricht und medizinischer Kosmetik

Es ist Dienstag Nachmittag. Im Kindermoden-Geschäft „Flotte Klamotte“ herrscht reges Treiben. Die kleine Sarah tritt strahlend aus der Umkleidekabine und präsentiert stolz ihr neues Kleid. „Das passt super!“, sind sich Mutter und Tochter einig. Ein paar Meter weiter schauen zwei andere Mütter die Kleiderständer nach passenden Pullovern und Hosen für ihre Kinder durch, während die Sprösslinge munter durch den Laden streifen. Das kleine Outlet-Geschäft für Kindermoden im südbayrischen Stein an der Traun gehört Michaela Esterbauer (42). Sie ist seit 2010 Franchise-Nehmerin bei Prinoba Kids Outlets und verkaufte zunächst Kleidung in ihrem Prinoba-Hausladen, also ihrer Wohnung. Als sie damit immer erfolgreicher wurde, beschloss sie zu vergrößern. Im März 2012 feierte sie die Eröffnung ihres eigenen Ladens.

Zur gleichen Zeit 500 Kilometer weiter nördlich in Duderstadt gibt Christina Gatzemeier (30) gerade einen Englisch-Kurs für Kinder. Sie leitet als Franchise-Nehmerin ein Learning Center von Helen Doron Early English. In ihrem Kursraum ist sie von sechs drei- und vierjährigen Kindern umringt, die fröhlich ein englisches Kinderlied singen. Passend zum Text machen die kleinen Teilnehmer dazu Handbewegungen, laufen im Kreis oder drehen sich. Anschließend erklärt die Kursleiterin den Kindern die fremden Wörter und zeigt ihnen dazu passende Abbildungen. Schon seit 2008 betreibt Christina Gatzemeier ihr eigenes Helen Doron Learning Center. Nach ihrem Studium unterrichtete sie Frühenglisch für Kinder, zunächst ein Jahr freiberuflich. Da die Nachfrage wuchs, hatte sie Arbeit für weitere Lehrkräfte. Daher beschloss sie, mit einem professionellen Anbieter zusammenzuarbeiten: „Von Helen Doron Early English habe ich mir die beste fachliche Unterstützung und Fortbildungsmöglichkeiten für meinen Englisch-Unterricht versprochen“, begründet sie ihre Auswahl.

„Der Schritt in die Selbstständigkeit brachte mir auch ein Stück mehr Lebensqualität.“

Bei Ingrid Otto (45) in ihrer Osnabrücker Cleanskin-Fachpraxis für medizinische Kosmetik geht es weniger turbulent zu. Nicht, dass ihr Terminkalender nicht voll wäre. Aber die Kundinnen erwarten eine Atmosphäre entspannter Ruhe in einer Kosmetik- und Wellness-Praxis. An diesem Tag stehen diverse Beratungsgespräche und Behandlungstermine an. Als Franchise-Nehmerin von Cleanskin nimmt die zertifizierte Spezialistin in ihrer eigenen Praxis dauerhafte Haar- und Tattoo-Entfernungen vor. Drei Jahre leitete Ingrid Otto zunächst als Angestellte das Cleanskin-Studio in Münster und eröffnete im Mai 2011 ihre eigene Cleanskin-Fachpraxis. Als Vorteil erwies sich ihre generalstabsmäßige Vorbereitung: „Mit einer Standortanalyse und mit überlegter Wahl einer gut gelegenen Immobilie, konnte ich viele typische Anfängerfehler vermeiden.“ Beispielsweise achtete sie darauf, dass für die Kunden auch ausreichende Parkmöglichkeiten vorhanden sind. Ingrid Otto ist eigentlich gelernte Zahnarzthelferin und Prophylaxeassistentin. Dazu machte sie Fortbildungen unter anderem als Kosmetikerin und medizinische Fußpflegerin. „Ich bin jetzt 30 Jahre berufstätig. Als Angestellte habe ich mich in dieser Zeit immer ein wenig unterfordert gefühlt. Viele meiner Ideen und Vorstellungen konnte ich nämlich nicht umsetzten“, blickt sie zurück. „Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht immer für andere arbeiten wollte. Der Schritt in die Selbstständigkeit brachte mir auch ein Stück mehr Lebensqualität.“

Der Wunsch nach etwas „Eigenem“ gab auch Michaela Esterbauer den entscheidenden Schub: „Ich wusste schon immer, dass es mir gefallen würde, im Beruf unabhängig und eigenbestimmt zu arbeiten.“ Die richtige Gelegenheit dafür bot sich der gelernten Bürokauffrau dann 2010: „Meine zwei Kinder waren aus dem Windelalter heraus. Mir stand wieder mehr Zeit zur Verfügung, etwas Neues anzupacken.“ Für das Betreiben eines Kindermoden-Outlets entschied sie sich, weil sie die Geschäfts-Idee bei Bekannten kennengelernt hatte. Dass es sich dabei um ein Franchise-System handelt, sieht sie als Vorteil: „Ich hatte von vorneherein kompetente Ansprechpartner, die mir in vielen Fragen weiterhelfen konnten. Zusätzlich motivieren die Erfolgsgeschichten anderer Franchise-Nehmer. Und wenn es erst einmal läuft, steht einem eine unkomplizierte Struktur zur Verfügung, die den Wareneinkauf und das Marketing erleichtert.“

Hinter der Idee, sich als Lehrerin für Frühenglisch selbstständig zu machen, steckten bei Christina Gatzemeier familiäre Gründe. Sie kam nach erfolgreichem BWL- und Anglistik-Studium frisch von der Uni: „Kurz vor meinem Studienabschluss habe ich mein erstes Kind bekommen. Mit Baby und Familie im Gepäck war aber Flexibilität gefragt. Eine Arbeitsstelle im Ausland direkt nach dem Studium, die ich mir früher mal gewünscht hatte, war nicht mehr interessant.“ Schon während ihres Studiums hatte sie mit sehr viel Spaß Kinder in Englisch unterrichtet. Deswegen lag es für sie nahe, das weiterzuführen. Sie entschied sich für Franchising und für Helen Doron Early Englisch und war froh über diese Partnerwahl. „Im Franchise zählt der Netzwerkgedanke. Gerade als Berufseinsteiger sind die Tipps der erfahrenen Franchiser sehr wertvoll. Das hilft, von vorneherein Fehler zu vermeiden.“ Zwar bedeutet die Selbstständigkeit für Christina Gatzemeier auch mehr Arbeit und Verantwortung. Trotzdem ist sie unabhängiger in der Zeiteinteilung und der Koordination von Kind, Familie und Beruf: „Wenn es nicht anders geht, kann ich meine eigenen Kinder auch einfach mal mit in mein Learning-Center nehmen.“

Hürden, Probleme und Lösungen: „Nicht von Unwegsamkeiten abschrecken lassen“

„Gerade in der Gründungsphase sind auch Hürden zu nehmen“, weiß Ingrid Otto. Sie erlebte viele frustrierende und hektische Momente. Bankgespräche sind nicht immer einfach zu meistern und können Überraschungen ergeben. Dann gerät der Zeitplan in Gefahr, weil die Handwerker nicht rechtzeitig fertig werden. Aus der eigenen Erfahrung heraus empfiehlt sie Existenzgründern, sich daher im Vorfeld eine Agenda aufzustellen: „Darin kann man seine Ziele fest schreiben. Was will ich erreichen? Wo will ich zum Zeitpunkt XY stehen?“ Gerade das Finanzielle muss durchdacht sein: „Bei allen Fragen rund um Bankkredite und Eigenkapital sollte man daher unbedingt mit erprobten, vertrauenswürdigen Beratern zusammenarbeiten.“ Und Michaela Esterbauer ergänzt: „Am besten finanziell nicht zu eng planen. Es ist wichtig, im Notfall noch Ressourcen für unvorhergesehene Ausgaben zu haben.“ Dazu rät Christina Gatzemeier: „Bevor man loslegt, sind gründliche Recherchen und eine Markt- und Standortanalyse wichtig.“ Zudem ist zu beachten: Gibt es in meiner Region schon Anbieter? Wer ist meine Zielgruppe? Welche Franchise-Systeme kommen für mich infrage? Worin unterscheiden sie sich? Wie sind die Entwicklungsmöglichkeiten für mein Unternehmen?“ Sie rät daher, nicht auf das persönliche Gespräch mit den Franchise-Gebern zu verzichten. Existenzgründer sollten sich einen persönlichen Eindruck verschaffen.

„Existenzgründer stehen nicht allein da“, weiß Michaela Esterbauer. Sie nutzte jede Möglichkeit, sich Rat und Erfahrung von Fachleuten zu holen: „Arbeitsagenturen und IHKs bieten beispielsweise Existenzgründerseminare an. Dort erfährt man auch, was es mit Businessplänen auf sich hat und wie und wo Gründungszuschüsse beantragt werden können.“ Trotz ihres erfolgreichen Starts fühlt sie sich eigentlich immer noch nicht so richtig als Geschäftsfrau: „Mir macht mein eigener Laden und die zufriedene Kundschaft einfach viel zu viel Spaß, als dass ich dabei dauernd denke: 'Das ist jetzt aber Arbeit'.“. Für Ingrid Otto bleibt ihr „Wow, das ist meins“-Gefühl am Tag ihrer Geschäfts-Eröffnung unvergesslich. Und auch Christina Gatzemeier ist stolz, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben. Besonders freut sie, dass durch ihren unternehmerischen Erfolg jetzt schon drei zusätzliche Lehrkräfte in ihrem Learning Center Geld verdienen.

Im Moment ist das Interesse an Existenzgründungen am Abflauen. Ausnahme: Frauen zeichnen für einen immer größeren Anteil der Firmenstarts verantwortlich. Seit 2004 ist das Gründungsinteresse der Frauen höher und wächst stärker als das der Männer. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 30 Prozent aller neuen Unternehmen von Frauen gegründet. Dies geht aus dem aktuellen Gründerreport des Deutschen Industrie und Handleskammertages (DIHK) hervor. Existenzgründer benötigen aber nicht nur eine gute Geschäftsidee. Am Anfang stehen Businesspläne, Anträge auf Bankkredite und die Suche nach passenden Geschäftsräumen. Sicherheit und gute Planung sind daher wichtig. Schließlich gilt es auch, das eigene unternehmerische Risiko möglichst gering zu halten. Wer nicht ganz bei null starten möchte, hat die Möglichkeit, sich als Franchise-Nehmer für eines der 990 Franchise-Systeme in Deutschland zu entscheiden. Die Vorteile solcher Franchise-Systeme sind unter anderem etablierte Marken und bestehende Marketing- und Vertriebs-Strukturen.

Autor: Gregor Wessely