"Kein Stern leuchtet schöner als die Lichter der Straßen von Edinburgh", so beschrieb einst der "Schatzinsel"-Autor Robert Louis Stevenson seine Liebe zur schottischen Hauptstadt. Tatsächlich verleihen die vielen verwinkelten Gassen der Altstadt besonders abends einen ganz eigenen mystisch-romantischen Charme. Auch das Edinburgh Castle, das über der Stadt, auf einem erloschenen Vulkan thront, trägt seinen Teil dazu bei und lässt gemeinsam mit den unweit entfernten schottischen Highlands einen verwunschenen Wind durch die Straßen des Zentrums wehen.

Dennoch verbindet Edinburgh seinen altehrwürdigen, mystischen Charakter mit jugendlichem Flair. Wer hierher kommt sollte in jedem Fall trinkfest sein: In keiner anderen europäischen Stadt herrscht eine so hohe Kneipen- und vermutlich auch Whiskydichte wie hier. Außerdem ist die Metropole die Festivalhauptstadt schlechthin – in den Sommermonaten finden in Edinburgh nahezu ineinander übergreifend, unter anderem Feste zu Kunst, Musik, Film und Literatur statt. Was ihr in der sehenswerten Stadt im Süden des Landes auf keinen Fall verpassen solltet, haben wir für euch zusammengetragen.

Edinburgh Castle

Das Edinburgh Castle thront im Zentrum der Stadt auf dem Castle Rock, dem Basaltkegel eines erloschenen Vulkans. Es ist eine der bekanntesten und bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands. Die Geschichte der Festung ist eng verbunden mit der des Landes: 1566 brachte hier zum Beispiel Maria Stuart, Königin der Schotten, ihren Sohn James den Ersten zur Welt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Anlage stark verändert und sich, wie andere Verteidigungsanlagen auch, der aktuellen Kriegsführung angepasst. So war die Burg auch Zentrum vieler Eroberungszüge und Belagerungen im Mittelalter. Ältester Teil und zugleich auch am längsten erhaltenes Gebäude der Stadt ist die St. Margaret's Chapel. Zudem befindet sich auf der Burganlage die berühmte "One O'Clock Gun", eine Kanone, die jeden Tag, außer sonntags, um 13 Uhr einen Schuss abfeuert. Ursprünglich stammt diese Tradition aus der Zeit der Seefahrer, als die Schiffe vor der Küste Edinburghs eine genaue Zeitangabe brauchten, um ihre Chronometer zu justieren. In Zeiten der Atomuhren wird die Kanone eigentlich nicht mehr gebraucht, als Touristenattraktion wird die Tradition jedoch weiterhin fortgesetzt. Um das historische Gebäude und die Geschichte des Landes zu würdigen begehen die nationalstolzen Schotten auf der Burg jährlich im August das "Royal Edinburgh Military Tattoo", das größte Musikfestival Schottlands. Nach wie vor spielt militärische Musik die größte Rolle der Veranstaltung, sie wurde aber mittlerweile um viele zivile Programmpunkte aus verschiedenen Bereichen erweitert.

Holyrood Palace

Der Holyrood Palace ist die offizielle Residenz der Queen in Schottland. Das vierflügelige Gebäude befindet sich am östlichen Ende der Royal Mile, einem Zusammenschluss von Straßen, die quasi das Herz der Old Town von Edinburgh bilden. Zum Palast gehört auch der Holyrood Park. Die ganze Anlage steht seit 1970 als "Listed Building" unter Denkmalschutz. Für die Geschichte des Landes spielt das Gebäude eine wichtige Rolle – so heiratete hier zum Beispiel Maria Stuart 1565 Lord Darnley. Nachdem der gesamte Hof Anfang des 17. Jahrhunderts nach London zog, war Holyrood Palace einige Zeit ungenutzt. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Anlage aus verschiedenen Anlässen jedoch nach und nach renoviert und ausgebaut. Seit den 1920er Jahren dient sie schließlich als offizielle Bleibe des britischen Monarchen in Schottland. Die Queen ist hier mindestens einmal im Jahr anzutreffen, wenn Ende Juni die Holyrood Woche begangen wird, ein Fest zu Ehren der schottischen Geschichte und Kultur. Wenn die britischen Monarchen gerade nicht ansässig sind, können einige Räumlichkeiten des Palastes sowie der Schlossgarten besichtigt werden. Im Eintrittspreis inbegriffen ist ein Audioguide, der detaillierte Informationen zur Geschichte und den einzelnen Räumen bietet. Vom Holyrood Park lässt sich ein schöner Ausblick auf den benachbarten "Arthurs Seat" genießen, dem Hausberg Edinburghs.

Calton Hill

Wohl eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt ist der Calton Hill. Am Abend, wenn die blaue Stunde naht, in der das Tageslicht langsam der Nacht weicht, versammeln sich hier zahlreiche Fotografen mit Stativen. Auch viele Pärchen sind dann anzutreffen, die mit einem Picknick, auf dem Hügel die wohl beste Aussicht über die Stadt im Sonnenuntergang genießen wollen. Calton Hill befindet sich im Osten der New Town, am östlichen Ende der Princes Street. Mit seinen zahlreichen Monumenten trägt er eine wichtige Rolle für die Geschichte der Stadt und des Landes und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe Edinburghs. Die vielen Bauwerke zusammen wirken auf manchen Besucher vielleicht erstmal wie ein kleines, architektonisches Chaos, doch alle Bauten haben ihre eigene Geschichte und historische Bedeutung. So zum Beispiel das National Monument, ein Kriegerdenkmal, das mit seinen zwölf Säulen griechisch angehaucht aussieht. Ebenso von der Antike inspiriert wirkt das Denkmal für den Edinburgher Moralphilosophen Dugald Stewart, das architektonisch ein wenig an einen kleinen Tempel erinnert. Weitere Monumente sind das Nelson Monument - ein 30 m hoher Turm, von dem sich ein herrlicher Ausblick bietet sowie das City Obervatory, eine Sternwarte. Zusätzlich liegt am Rande des Calton Hill auch der Sitz der regionalen Regierung Edinburghs und der Calton-Friedhof. Auch die Royal Highschool ist ansässig, eine der ältesten Schulen Schottlands.

Schottisches Parlament

Am Ende der Royal Mile, im Zentrum Edinburghs, befindet sich das schottische Parlamentsgebäude. Es stammt vom katalanischen Architekten Enric Miralles und wurde 2004 fertiggestellt. Seither tagt das schottische Parlament in dem modernen Bauwerk, das zunächst sehr umstritten war: Der futuristische Baustil steht in starkem Kontrast zur umgebenden Old Town und auch zum Holyrood Palace direkt gegenüber. Zusätzlich lagen die Kosten bei der Fertigstellung rund 10 mal höher, als ursprünglich geplant. So galt das Bauwerk einst als modernstes und teuerstes Parlamentsgebäude weltweit. Heute zählt es zu den wichtigsten und beliebtesten Touristenattraktionen Edinburghs und wird als "architektonisches Designwunder" angepriesen. 2005 erhielt das Gebäude den Stirling Prize, einen renommierten Architekturpreis, der vom Royal Institute of British Architects vergeben wird. Die außergewöhnliche Architektur des Baus, bestehend aus verschiedenen Materialien wie Granit, Eiche, Glas und Beton, hat eine symbolische Bedeutung und soll die schottische Geschichte, die Kultur des Landes sowie der Stadt aufgreifen. Grundstein für die Symbolik ist das "Queenbury House" aus dem verhängnisvollen 17. Jahrhundert der schottischen Niederlage. Online können Interessierte sich zu kostenlosen Führungen anmelden, die von Montag bis Freitag mehrmals täglich angeboten werden. Hierbei können Teile des Gebäudes, wie zum Beispiel der Plenarsaal (wenn gerade keine Sitzung stattfindet) sowie verschiedene Ausstellungen besichtigt werden.

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Must do: Literary Pub Tour

Zwei besondere Attribute der Stadt lassen sich auf einer Literary Pub Tour miteinander verbinden: Literatur sowie Pubkultur. Seit Jahrhunderten lassen sich offenbar zahlreiche Schriftsteller von den hügeligen, alten Gassen und dem mystisch-urigen Charme der vielen Pubs und Lokale der Stadt inspirieren – so entstanden hier unter anderem schon Werke wie "Die Schatzinsel", "Sherlock Holmes" oder "Trainspotting". Sogar Joan K. Rowling schrieb in einigen Cafés in Edinburgh an ihren Harry Potter Büchern. So wurde die schottische Hauptstadt 2004 zur ersten "Weltstadt der Literatur" überhaupt ernannt. Die geführten Touren durch die Old und New Town werden meist von 2 Schauspielern geführt, die witzige Anekdoten zu den einzelnen Lokalitäten, aber auch geschichtliche Hintergründe zu Sehenswürdigkeiten auf dem Weg anschaulich erzählen. In jedem Pub kann ein Getränk (auf eigene Kosten) bestellt und kurz verweilt werden. So folgt man auf unterhaltsame Art und Weise den Spuren berühmter schottischer Literaten, die ihre Fantasie vom Charme Edinburghs beflügeln ließen.