"The Shape of a Mother": Raus aus dem Ganzkörpertarnanzug!
Bonnie Ratliff aus Südkalifornien – selbst zweifache Mutter – rief 2006 The Shape of a Mother ins Leben. Eine Community. Ein Ort, an dem Mütter die Last des Unperfekten von den Schultern genommen wird.
Sich in Unterwäsche vor den Spiegel zu stellen, ein Foto zu machen und für alle sichtbar im Internet zu zeigen, hat etwas Befreiendes an sich. Auch wenn du weder dein Gesicht zeigst, noch deinen Namen nennst – das Bild deines schwangerschaftsgestreiften, zerknautschten Bauches erzählt eine Geschichte. Deine Geschichte.
Jeder kennt sie aus dem Fernsehen, den Klatschzeitschriften und die meisten von uns haben mindestens eine davon im Verwandten- und Bekanntenkreis. Die Rede ist von Sixpack-Müttern, die wenige Wochen nach der Geburt ihres Kindes bereits wieder in die Sachen passen, die sie schon zu Abi-Zeiten getragen haben. Die ihre knautsch- und streifenfreien Bäuche in knappen Bikinis und ihre „Ein bisschen weicheren aber sonst noch genauso wie früher“-Brüste, die beide genau gleich groß sind, in heißen Dessous präsentieren. Gerne begleitet von „Sport? Ach, ich habe einfach nur gestillt.“ Und „Ich habe sehr viel gecremt und nichts ist gerissen.“ Es gibt Frauen, die haben einfach gute Gene, was den Körper angeht. Frauen, die einfach mehr Glück haben mit dem Bindegewebe und der Haut und den Haaren.
Und dann steht man zu Hause vor dem Spiegel, im viel zu ehrlichen kalten Licht der Energiesparlampe und improvisiert sich einen Ganzkörpertarnanzug aus figurformender Unterwäsche, einem BH mit extrabreiten Trägern, der eine Nummer größer ist, als die linke Brust (damit ein Stück der ausgeleierten, größeren rechten Brust nicht rausquillt) und extra-schwarz getuschten Wimpern, in der Hoffnung, das der einzige Körperteil, der noch genauso ist wie früher – nämlich der Augapfel – so schön gerahmt von den Problemzonen ablenkt.
The Shape of a Mother gibt all den Frauen, die ihren Körper verstecken, weil sie denken, er wäre „falsch“, eine Stimme und das verlorene und vergessene Gefühl zurück, schön zu sein. Denn die Wahrheit unter den Ganzkörpertarnanzügen sieht genauso aus und das Beste daran ist: Ihr seid mit euren Narben nicht allein und es ist nichts Schlimmes, wenn eine Schwangerschaft Spuren hinterlässt. Jeder Streifen, jeder Zentimeter Haut, der nicht mehr so ist wie früher, erinnert euch ein Leben lang daran, was euer Körper vollbracht hat und zeigt jedem, der ihn ansieht: Ich habe einen neuen Menschen gemacht!