Die Tage werden kürzer, der Himmel ist grau. Rutschen, Klettern und Schaukeln macht keinen Spaß mehr, alles ist feucht, glitschig und klamm. Doch wie beschäftigt man am besten ein energiegeladenes Vorschulkind, das sich partout nicht dem elterlichen Winterblues anschließen und die Wochenenden auf dem Sofa mit Gewürztee und einem düsteren skandinavischen Krimi verbringen will?

Die Lösung, die mindestens drei Fliegen mit einer Klappe schlägt (nämlich Kind beschäftigt, Nikolaus- und Adventssonntag-Mitbringsel für Großeltern & Co. und immer etwas zu Naschen im Haus), heißt Backen! Am besten Kekse und davon viele. Unsere Redakteurin hat es mit der Unterstützung von Kochzauber gewagt und für einen Tag ihre Küche der Herrschaft der Mehl-mit-Butter-Finger überlassen. Eine Sieben-Schritte-Anleitung.

1. Hände waschen

Und Fingernägel schneiden. Auf dem Weg vom Badezimmer in die Küche wurden Schuhe angefasst? In der Küche nochmal Hände waschen. Dem Kind dunkle Klamotten ohne Taschen anziehen, damit man anschließend alle Mehlreste abklopfen kann und keine Überraschungen auf dem roten Sofa findet. Oder im Bett. Oder auf dem Weg ins Badezimmer.

2. Probieren geht über Studieren

Dass Mehl aussieht wie Puderzucker, aber nicht mal annähernd so lecker schmeckt ist uns Erwachsenen bekannt und bedarf keiner erneuten Überprüfung. Kinder müssen probieren. Also lasst den kleinen Schatz seine sauberen Finger in die Mehlschüssel stecken, anschließend ablecken und angewidert das Gesicht verziehen. Bereitet euch darauf vor, ihm danach den Mund ausspülen zu müssen und legt ein paar Gummibärchen bereit, die über den geschmacklichen Reinfall hinwegtrösten.

3. Kneten und kneten lassen

Wo Rezepterfinder schreiben „schnell mit dem Knethaken zu einem glatten Teig verrühren“ meinen sie in Wirklichkeit: Mit den Händen rein in die Matsche! Denn schließlich ist kein Mixer so variabel, beweglich und sensibel wie unsere Finger. Und wer schon mal Frikadellen aus rohem Hack geknetet hat: Keksteig fühlt sich tausend Mal besser an. Und riecht besser. Und schmeckt besser. Frische Bio-Eier verwenden, dann besteht auch so gut wie keine Bauchweh-Gefahr. Da euer Kind in der Zeit, in der ihr die Zutaten abgewogen, die Butter in kleine Stückchen geschnitten und die Eier getrennt habt, wahrscheinlich die Finger abgeleckt, damit in der Nase gebohrt oder den Hund gestreichelt hat – nochmal Händewaschen. Und dann steht dem Knetspaß nichts mehr im Wege!

4. Das langweilige Warten ...

Wegen der vielen Butter muss der meiste Keksteig grundsätzlich nach dem Durchkneten für etwa eine Stunde in den Kühlschrank. Wer Lust hat, kann die Zeit zum Anrühren eines anderen Teigs nutzen. Oder zum Weihnachtsgeschichten lesen. Unser All-Time-Favourite ist „Weihnachtsgeschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger. Drei Mal das ganze Buch durchlesen, auf den Sockensohlen aus der Küche entwischte Teigreste aus dem Teppich und dem Sofa kratzen – schon ist die Teigmasse gut durchgekühlt und kann ausgerollt werden.

5. Auf die Plätzchen, fertig, Ausstechen!

(Oder rollen. Oder biegen.) Wer immer noch kein Nudelholz besitzt, kann auf die gute Rotweinflasche – noch voll und zugekorkt – zurückgreifen. Spart euch das „Immer schön am Rand und nah beieinander ausstechen!“ Bringt nichts. Bereitet euch lieber emotional darauf vor, nach jedem vierten Keks den Teig erneut auszurollen. Schwund ist dabei ganz normal, denn es gibt kaum einen Keks, der besser schmeckt, als KeksTEIG. Bei Vanillekipferln oder Cookies, die nicht ausgestochen werden müssen, kann das Kind Würstchen oder Kugeln rollen. Das geht mit kleinen Kinderhänden sowieso viel besser. Aber auch hier gilt: Unbedingt unmittelbar vorher waschen!

6. Der Backofen wird zum Discovery Channel!

Backbleck mit Keksen in den Ofen schieben und das Kind auf einem Kissen davor setzen. Man muss aufpassen, sonst verbrennen sie (an dieser Stelle ein Augenzwinkern von uns, denn natürlich stellt ihr die Eieruhr auf die richtige Zeit ein). Aber während das Kind wie gebannt vor dem hell erleuchteten Ofen sitzt und sich die Teigrohlinge langsam von Blassbeige in Leckerbraun verfärben, könnt ihr die Füße hochlegen, und bei einer Tasse Tee oder Kaffee ein paar Seiten des skandinavischen Krimis lesen, der zu kinderlosen Zeiten euer bester Freund an Tagen wie diesen war.

7. Reinbeißen!

Endlich, die Eieruhr hat geklingelt, das Kind ist aus seiner Trance erwacht und die Kekse können aus dem Ofen geholt werden. Ganz wichtig ist hier: Nur solange abkühlen lassen, dass man sich gerade so nicht Mund und Finger verbrennt, dann darf nach Herzenslust genascht werden. Was übrig bleibt, wird in Brottüten aus Papier verpackt, die das Kind während die Kekse weiter abkühlen, mit weihnachtlichen Aufklebern oder eigenen gemalten Versionen von Festtagsdeko verziert hat. Zugeschnürt mit rotem oder goldenem Schleifenband und schon hat man für die Wochen bis zum Fest ein allzeit beliebtes Gastgeschenk.