Ich habe keine Kinder und gehöre auch nicht zu den Leuten, die einen Niedlichkeits-Overflow verspüren, wenn sie ein Baby sehen. Aber meine beste Freundin hat bereits zwei. Eine vierjährige Tochter und einen sechsjährigen Sohn, der gerade in die Schule gekommen ist. Ich bin für die beiden so etwas wie eine Tante und durfte bei der Einschulung als "Familienmitglied" nicht fehlen. An meine eigene Einschulung erinnere ich mich nur vage und bin daher völlig unvorbereitet auf das wichtige Event meines "Neffen" gegangen. Aus meiner Erfahrung gibt es folgende Dinge, auf die man sich als kinderloser Gast bei einer Einschulung gefasst machen muss:

1. Lautstärke

Kinder sind laut. Je mehr von ihnen da sind, desto ohrenbetäubender ist es. Du kannst dich nicht darauf vorbereiten und es gibt auch keine Methoden, dem Lärmpegel zu entkommen oder diesen wenigstens besser zu vertragen. Die einzigen Menschen, die immun gegen Kinderlärm zu sein scheinen, sind Eltern. Du musst da einfach durch.

2. Morgengrauen

Mach dich darauf gefasst, so früh wie noch nie aufstehen zu müssen. Schule beginnt oft früher als die Bürozeiten der Eltern. Die Einschulung macht da keine Ausnahme. Wenn du Glück hast, wird zwischendurch Kaffee und Kuchen angeboten.

3. Geschenke

Bring ein kleines Geschenk für das glückliche Kind mit, denn dieser einschneidende Tag in seinem Leben wird gefeiert, fast als hätte es Geburtstag. Du möchtest nicht alleine ohne Geschenk da stehen, sonst wird bald auch von Rabentanten gesprochen. Die anderen Gäste, die im Gegensatz zu mir, daran gedacht haben etwas mitzubringen, haben Spiele, Playmobil und Lego verschenkt.

4. Aufführungen

Zur Tradition gehören nicht nur Schultüten, sondern auch Aufführungen der höheren Klassen. Das Theaterstück "Pipi Langstrumpf geht zur Schule" ist süß, aber sobald die nächste Klasse ankündigt einen Breakdance einzulegen, musst du dich zusammenreißen. Die einzige angemessene Reaktion auf hampelnde Kinder auf der Bühne ist Klatschen, nicht Lachen.

5. Erziehung

Das Kind, für das du hier bist, mag gut erzogen und lieb sein. Das gilt aber nicht automatisch für die anderen. Mach dich auf rotzfreche Antworten, Schokoladenhände, die an deiner Hose abgeschmiert werden und Ich-schreie-so-lange-bis-ich-kriege-was-ich-will-Methoden gefasst, die dich daran erinnern, warum du Kindern normalerweise aus dem Weg gehst. Wenn du Pech hast, wird dir wie mir genau so ein Kind von seinen Eltern aufgezwungen, weil die Mutter ganz dringend "aufs Klo" muss.

6. Kamera

Denk an deine Kamera. Die Eltern meines Neffen waren aufgeregter als er selbst und hatten aus Vergesslichkeit nur ihre Smartphones dabei. Als Retterin in Not hast du somit für die ganze Zeremonie etwas zu tun. Wer fotografiert, bekommt nicht die Aufgabe die Cousins und Cousinen des Schulkinds auf dem Spielplatz zu hüten. Aus irgendeinem Grund gehen manche Eltern davon aus, ihre kinderlosen Freunde machen das gerne.

7. Getrennte Eltern

Kompliziert wird es auch, wenn die Eltern getrennt und zerstritten sind. Bereite dich darauf vor, von einigen Familienmitgliedern ignoriert und mit bösen Blicken abgestraft zu werden, weil du zur 'anderen Seite' der Familie gehörst und erinnere dich daran, dass es hier um das Kind und nicht deinen Stolz geht.

Geschrieben von LINDA SCHULZKI