5 kleine Pausen - Die Mütter-Ausgabe
Jeder braucht mal eine Pause. Auch Mütter und besonders die, die es sich nicht eingestehen wollen, weil sie es sich doch so gewünscht haben, dieses Kind und dieses Leben und diesen 24/7-Bereitschaftsdienst. Es muss kein Wellness-Wochenende im Yoga-Retreat sein, auch nicht der Mädelsabend mit Cocktails und High Heels. Manchmal sind die besten und erholsamsten Pausen die, die uns das Leben bietet...
Morgens vor allen wach sein
Ein Sonntag im Mai, die Vögel zwitschern und ganz von selbst, ohne Wecker oder Kindergeschrei öffnet man halbwegs ausgeschlafen die Augen, schaut auf den Wecker und stellt fest: Es ist noch mindestens eine Stunde, bis der Rest der Familie wach wird. Jetzt heißt es schnell und leise das Schlafzimmer verlassen (ein Klacks, schläft doch der Mann noch wie ein Stein), die Tür zum Kinderzimmer, die nachts wahrscheinlich offen steht, möglichst geräusch- und luftzuglos schließen und die kleinen Ferien können beginnen. Ein frischer Kaffee auf dem Balkon, zusammen mit der Sonntagszeitung oder einem guten Buch. Oder eine Folge der Lieblingsserie alleine auf dem Sofa. Ohne umherlaufende Kinder oder nörgelnden Partner, der statt Nashville lieber Breaking Bad gucken möchte. Schokolade zum Frühstück? Kein Problem – sieht ja keiner! Und sobald der Rest der Familie erwacht und auf verschlafenen Füßen auf der Suche nach Mama durch die Wohnung tappst, ist eben diese Mama erholt genug, um den Tag in bester Heute-wird-nicht-geschimpft-Laune zu meistern.
Alleine Einkaufen
Als kinderloser Mensch hat man sie mitleidig verurteilt, die Mütter, die mit quengelnden und trotzenden und alles anfassenden und anleckenden Kindern Samstags vormittags einkaufen gegangen sind. Heute, selbst Mutter, weiß man es besser, denn man ist eine von ihnen. Daher ist der Freitag Abend, wenn Papa und Kind vor dem Schlafengehen den neuen Shaun das Schaf Trailer gucken, der perfekte Zeitpunkt, um sich mit einem „Ich fahre einkaufen, gute Nacht“, das keinen Widerspruch duldet, in die Oase des Friedens aka den Supermarkt der Wahl, zu begeben. Dort kann man dann bis kurz vor Ladenschluss durch die frisch für den Samstags-Ansturm aufgefüllten Gänge schlendern, Dinge in den Einkaufswagen tun, die Kinder niemals essen würden und Dinge, die Kinder sehr gerne essen, den anderen Müttern mit demselben Abendprogramm wissend zulächeln und sich beim Anblick der Teenagerhorden mit Asti Spumante, Heydt Sauer Power und Wodka Gorbatschow in den Händen an seine eigene Jugend erinnern.
Babys Mittagsschlaf
Endlich schläft das Baby! Eigentlich wäre es gut, auch ein kleines Nickerchen zu machen – gäbe es nur nicht so viele andere verlockende Dinge, die man in der Zeit machen kann. Da wäre zum Beispiel die längt überfällige Erneuerung des seit Wochen absplitternden und rauswachsenden roten Lackes auf den Zehennägeln oder eine Folge der Lieblingsserie (siehe 1.), ein Telefonat mit der kinderlosen Freundin, die bestimmt ein paar neue Männergeschichten zu erzählen hat, die so viel spannender sind als die Stuhlgang-und-Babymassage-Gespräche auf dem Spielplatz oder ein Schäferstündchen mit dem Liebsten, eine Aktivität, die im stressigen Alltag zwischen Baby, Haushalt und Job oft zu kurz kommt. Endlich mal in Ruhe einen Kuchen backen wäre auch eine Option. Oder fünf Kapitel des neuen Romans lesen, der schon viel zu lange auf dem Nachttisch liegt. Babys Mittagsschlaf gehört ganz dir!
Alleine auf Toilette gehen
Dies ist ein von vielen kinderlosen Frauen und werdenden Müttern unterschätzter Luxus. Ein paar Augenblicke Ruhe, während man einem seit Einzug des Nachwuchses ganz und gar nicht mehr privaten Geschäft nachgeht, sind unbezahlbar. Leider kann man diese Auszeit nicht wirklich planen, haben doch alle Kinder ein sehr empfindliches Mama-will-alleine-aufs-Klo-Radar. Kaum hat man sich hingesetzt, tönt es schon laut „Maaaaama! Wo bist du! Ich hab Hunger!“ Hört man nichts: Augen zu, entspannen, tief ein- und ausatmen und sich freuen, dass man sich zumindest für geschätzte drei Minuten ein wenig Freiheit erkämpft hat. Selbiges gilt übrigens auch fürs Duschen. Denn wie oft musste man schon tropfnass mit Shampooresten in den Haaren aus der Dusche steigen, um zwei Streithähne im Kinderzimmer zu trennen, eine umgekippte Schale Müsli mit Milch aufzuwischen oder das Kind vor einer dicken Monster-Spinne zu retten? Richtig. Oft.
Inkonsequenz ist die Mutter der kleinen Mutter-Pause
Spielt das Kind schon länger als 15 Minuten mit der sprechenden Katze auf dem iPad? Oder guckt es die vierte Folge Dino-Zug, obwohl nur zwei ausgemacht waren? Manchmal ist es eine Erlösung, ein Auge zuzudrücken, so zu tun, als würde man es nicht merken und sich weiterhin dem zu widmen, was man in der Zeit des mediengesteuerten Friedens getan hat. Die mütterliche Autorität erhält keinen Knacks, wenn man von Zeit zu Zeit etwas durchgehen lässt. Im Gegenteil. Denn je früher Kinder merken, dass ihre Eltern auch nur Menschen sind, desto besser.