Richtig. Das Kind steht einfach auf, verlässt das Zimmer und geht mit dem Vater das Dinosaurier-Lexikon lesen. Oder das Bücherei-Buch über den Elefant mit der vollgekackten Windel. Unsere Redakteurin Alexandra Bersch kämpft jeden Tag für ein bisschen mehr Kultur und ein bisschen weniger fleischfressende Urzeitmonster im Kinderzimmer.

Als Kind von Bücherwürmern bin ich in einem Haus ohne Spielkonsolen zu einem Bücherwurm erzogen worden. Ich las im Gehen, im Sitzen, im Liegen, auf dem Klo und im Unterricht. Meine gesamten Teenagerjahre waren (neben Unglücklich-verliebt- und Schlecht-in-Mathe-Sein) bestimmt vom Schreiben und Abhaken einer To-Read-Liste bestehend aus Klassikern der Weltliteratur und Coming-of-Age-Werken teilzeitdepressiver Nachwuchsautoren. Mein erklärtes Ziel war es, auch mal eine von ihnen zu werden.

Mittlerweile selbst Mutter, die neben dem hauptberuflichen Schreiben von Artikeln wie diesem hier keine To-Read-, sondern nur noch To-Putz-Listen und Einkaufszettel sortiert nach Laden zu Papier bringt, bin ich stets auf der Suche nach toll illustrierten, unterhaltsam und simpel, aber dennoch tiefgründig und philosophisch geschriebenen Kinderbüchern. Hörbücher sind auch okay. Für abends nach dem Vorlesen, wenn Mama dringend eine Auszeit auf dem Sofa braucht – mit Füße hoch und Mund zu.

Eher früher als später, so die traurige Gewissheit, werden E-Reader, Tablet-PCs und Super-Smartphones die Art bestimmen, wie unsere Kinder lesen. Doch so lange es geht, möchte ich in unserem Haus das Geräusch umgeblätterter Seiten hören. Über die nachweislich positiven Einflüsse, die Vorlesen auf die Entwicklung eines Kindes hat, muss ich an dieser Stelle nichts sagen - sie liegen auf der Hand.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen technischen Fortschritt oder Dinosaurier. Ich erweitere sogar eigenhändig die Sammlung des Nachwuchs-Paläontologen und lasse ihn Memory auf dem iPhone spielen. Aber ich möchte nicht immer nur vorlesen und nachschlagen, wer gefährlicher war, der T-Rex oder der Allosaurus. Ich möchte Geschichten vorlesen, die einen Sinn haben, die mein Kind in seiner Entwicklung fördern, die ihn zum Lachen und zum Nachdenken bringen und in ihm diese Liebe zum geschriebenen Wort entfachen, die gewiss irgendwo in ihm schlummert. Er ist ja schließlich mein Kind. Das alles will ich nicht jetzt sofort, sondern Stück für Stück, damit irgendwann ein Schreiben seines Lehrers in meinem Briefkasten landet, in dem steht: „Frau Bersch, ihr Sohn hatte schon wieder Dickens unterm Tisch!“ Das werde ich dann einrahmen und in die Hausbibliothek hängen.

Neulich stand ich mal wieder ratlos in der Buchhandlung, blätterte durch kunterbunte Neuerscheinungen und wunderte mich kein bisschen, dass sich ein Buch wie „Pipikack“ im Sortiment halten konnte. Kaufen wollte ich es trotzdem nicht. Aber was sollte ich dem Kind mitbringen? Die Lösung kam mit einer E-Mail bei der Arbeit:LibrileoDas Kinderbuchabo: Jeden Monat ein bis drei neue Bücher, passend zum Alter des Kindes und liebevoll ausgewählt von Lese-und-Vorleseexperten. Paket bestellt, ausgepackt, gefreut, gelesen, wieder gelesen und noch ein Dutzend Mal gelesen. Bald ist Geburtstag, eine Geschenkidee haben wir schon.

Bis dahin versuchen wir es behutsam mit Janosch. Manchmal findet mein Sohn es gut, manchmal läuft er weg. Aber der kleine Bär, der kleine Tiger und die innige Freundschaft, die sie verbindet, halten langsam aber sicher Einzug im Bewusstsein des Kindes, was mein Herz mit Stolz und Glücksgefühlen erfüllt. Als nächstes kommt dann die Erweiterung des Hörspielrepertoires von Titanic und müllfressenden Olchis um Momo und die grauen Herren.