Der Umgang mit der eigenen Weiblichkeit und Sexualität nach Behandlungen gegen Brustkrebs fällt vielen nicht leicht. Denn die Brust ist eines der Merkmale, die uns zur Frau machen. Wenn wir keine Brüste mehr haben, wer sind wir dann?

Die Expertin für Gynäkologie und Onkologie Dr. med. Verena Breitenbach hat für amicella Fragen zum Thema Brustkrebs und Sexualität bei Frauen beantwortet.

Was macht eine Operation gegen Brustkrebs mit der Psyche von Frauen?

Die Brustkrebsbehandlung kann unterschiedliche Auswirkungen auf die weibliche und sexuelle Selbstwahrnehmung haben. Für manche ist es sehr schlimm: Diese fühlen sich ganz drastisch nicht mehr als Frau, weil ihnen etwas fehlt, das sie als zentrales Merkmal ihrer Weiblichkeit empfinden. Andere sind mehr auf die Heilung der Krankheit fixiert, weshalb der Verlust oder die Veränderung eines weiblichen Merkmals nicht als schlimm empfunden wird. In solchen Fällen ist der Körper für die Frau eher sekundär. Im Allgemeinen kommt es darauf an, welche Rolle die Brust in der Sexualität spielt. Das ist auch abhängig vom Partner, wenn dieser besonders auf die Brust fixiert ist oder nicht. Denn es spielt nicht nur die eigene, sondern auch die gemeinsame Sexualität eine tragende Rolle.

Die Brust musste entfernt werden – was nun?

Wer sich nicht mehr "ganz Frau" fühlt, kann die Brust chirurgisch wieder aufbauen lassen, sodass sie wieder vollständig hergestellt ist. Damit hat man die volle Weiblichkeit zurück – auch im sexuellen Sinne. Ein Wundermittel ist das aber nicht. In manchen Fällen wird das Thema Brustkrebs und Sexualität zur Aufgabe von Psychotherapeuten. Gerade in jüngeren Jahren besteht bei vielen Frauen noch ein Kinderwunsch, der erstmal aufgeschoben werden muss.

Welche Auswirkungen auf die Sexualität gibt es?

Nach einer Behandlung oder ganzen Entfernung der weiblichen Organe kann die Lust auf Sex gehemmt sein. Nicht nur Therapien gegen Brust- oder auch Gebärmutterkrebs können dies verursachen. Es hat sich jüngst herausgestellt, dass auch im Gebärmutterhals Nerven sind, die zum Sexualtrieb beitragen. Für manche sind sehr große Veränderungen spürbar, vor allem was die Intensität des Orgasmus angeht. Aber nicht nur das, denn durch Verwachsungen sind Schmerzen ein stetiger Begleiter für diese Frauen und können auch beim Sex auftreten.

Was kann man gegen Schmerzen tun?

Die äußeren Narben zu lasern ist eine gute Option. Zumal es nicht nur von den Schmerzen befreit, sondern die Haut auch optisch wieder schöner macht. Bei Brustkrebs handelt es sich dabei eher nicht um Narben an der Brust, sondern um Narben von Eingriffen an anderen Stellen, die wegen des Krebses durchgeführt werden mussten. Wurde die Gebärmutter entfernt, kann die dadurch entstandene Naht am Bauch auch gelasert werden. Bei dieser Operation entstehen aber auch innere Narben, die nicht durch Lasern entfernt werden können. Gegen diese Schmerzen können alternative Behandlungen wie Akupunktur, Homöopathie oder Bioresonanztherapie helfen. Diese Therapien sind in der Regel privat zu bezahlen und es sollte mit dem Arzt beraten werden, welche sinnvoll ist. Durch eine Bauspiegelung können die Narben von innen entfernt werden, jedoch kommen sie oft wieder.

Wo findet man Hilfe?

Hilfe und Beratung speziell für Frauen mit Brustkrebs gibt es bei Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V. und Brustkrebs Deutschland e.V. Eine allgemeine Anlaufstelle ist die Deutsche Krebshilfe e.V.

Dr. med. Verena Breitenbach

ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit einer Zusatzausbildung in Onkologie. Mehr Infos gibt sie in ihrem Buch "Weibliche Lust ohne Tabus".

Kösel-Verlag

ISBN 978-3-46634-585-4

Geschrieben von LINDA SCHULZKI