Familienurlaub in Miami – ein Reiseführer für Groß und Klein
Der Kälte entfliehen – nach Florida!
Sonne, Strand und Meer – warum bis zum Sommer warten, wenn man auch schon im Frühling der norddeutschen Kälte entfliehen kann? Zum Beispiel nach Florida, genauer gesagt Miami. Abseits des heißen Sandes und leicht bekleideter, mit Gold und Diamanten behangener Luxus-Touristen, der bombastischen Wohnhochhäuser am Ocean Drive und den legendären Spring Break-Partys ist Miami ein äußerst familienfreundliches Reiseziel.
Unsere Redakteurin Alexandra Bersch hat Mann, Sohn, viel Sonnencreme und kurze Hosen eingepackt und ist auf Entdeckungstour in Miami gegangen!
Miami Children's Museum
Es gibt auf der Welt nur wenige Orte, an denen Kinder Bildung getarnt als Spiel verfüttert bekommen und sich dabei auch noch so austoben können, dass abends die lästige Diskussion ums Schlafengehen entfällt. Das Miami Children's Museum ist einer dieser Orte. Auf einer Fläche von über fünf Quadratkilometern können Kinder (und Erwachsene) jeden Alters spielend die Welt, in der sie leben, entdecken. Schwerpunkt dabei bildet eindeutig die amerikanische Kultur und besonders das Leben in der multinationalen Gesellschaft Miamis. Jedes Exponat – außer der Teddybären in der Nationalkleidung verschiedener Länder – darf angefasst, bespielt und von allen Seiten betrachtet werden, alle Beschriftungen sind auf Englisch und Spanisch. Obwohl doch eher für amerikanische Kinder im Grundschulalter gedacht, war auch für unseren knapp vierjährigen deutschen Sohn der Besuch im MCM ein Treffer ins Schwarze. Ferngesteuerte Boote, ein Containerhafen und ein echtes Polizeimotorrad! Die Entdeckung des Tages aber war sein Faible für Blues und das Sonnensystem-Mobile aus dem Souvenir-Laden.
The Dezer Collection
Wenn mein Sohn wüsste, was das Paradies ist, würde er es wahrscheinlich genau so beschreiben: Autos, Autos, und noch mehr Autos. Und Motorräder und Flugzeuge und Autos. Die Dezer Collection ist ein Geheimtipp für Miami-Besucher. Über 23 Quadratkilometer Ausstellungsfläche bedeckt mit Fahrzeugen – die alle einem Mann gehören: Michael Dezer. Der Milliardär sammelt Autos. Jedes der knapp 1800 Fahrzeuge ist sein persönlicher Besitz, der bis 2011 auch nur ihm und handverlesenen Freunden zur Verfügung stand. Bis er sich entschied, das Spielzimmer seines inneren Kindes für die Außenwelt zu öffnen. In den 60ern aus Israel in die USA eingewandert ist Dezer mit Immobilien reich geworden, seine Leidenschaft für alles, was fährt, begann aber nicht mit einem Auto, sondern mit einer Vespa, die ihm sein Vater noch in Tel Aviv schenkte, nachdem er den jungen Michael aus dem Gefängnis auslösen musste – dieser hatte mit Freunden ein Auto geklaut. Heute, mit über 70, fährt Michael Dezer mit einem Opamobil durch die schmalen Gänge seiner außergewöhnlichen Sammlung. Wir waren an einem Donnerstag Vormittag in der Ausstellung und hatten diese zusammen mit dem Besitzer, dessen Freund und zwei weiteren Besuchern ganz für uns allein. Der Sammlung europäischer und amerikanischer Klassiker, Motorräder, Roller und Fahrräder, Militärfahrzeuge und Mikroautos setzen die Hollywood-, Batman- und James-Bond-Collection die Krone auf. Original-Filmfahrzeuge aus weltberühmten Filmen und Serien wie der Indiana-Jones- und Zurück-in die Zukunft-Reihe, A-Team, Knight Rider und sogar das Flintstones-Steinzeitauto und das Auto vom Grinch lassen sich in der riesigen Lagerhalle im Norden Miamis bestaunen.
Monkey Jungle
Affen füttern. Mehr muss man eigentlich nicht sagen, um das Erlebnis Monkey Jungle zu beschreiben. 1933 gegründet und seitdem in Familienbesitz sind die frei lebenden Javaaffen eine der Top-Familien-Attraktionen in Florida. Durch den kleinen Souvenirladen, in dem sie sich mit Rosinen ausstatten, betreten die Besucher ein Käfig-Labyrinth mitten im speziell für die Affen angelegten Urwald. Feiner Maschendraht umspannt die Wege, alle paar Meter baumeln kleine Metallschüsseln an Ketten von oben. Bleibt man neben einer des Schüsseln stehen, kann man das Klacken von kleinen Krallen auf Metall über seinem Kopf hören – die Affen wissen: Gleich gibt’s was zu naschen! Unser Sohn machte jedes Mal einen kleinen Freudensprung, wenn die Affen seine Rosinen in der Schüssel an der Kette zum kleinen Loch im Maschendraht zogen und aufmümmelten. 30 Affenarten leben heute im Monkey Jungle (von denen neben den Javaaffen noch zwei weitere Arten über Rohre, die in die Käfige reichen, von den Besuchern gefüttert werden können). Ein ganz besonderer Bewohner ist und bleibt aber King, der Tieflandgorilla. Vor über 30 Jahren wurde das Männchen aus einem Wanderzirkus befreit, wo es unter schrecklichsten Bedingungen leben musste und ihm alle Vorderzähne so wie Reißzähne gezogen wurden. Da King diese Zähne fehlen, die unter Gorillas Stärke und Männlichkeit demonstrieren, ist es den Pflegern und Forschern im Monkey Jungle bis heute nicht gelungen, King mit einem Weibchen zu verkuppeln – der große, schwarze Primat wurde von den Frauen seiner Art immer zurückgewiesen. So lebt King, dessen geistige Leistungsfähigkeit der eines dreijährigen Kindes entspricht, allein im Monkey Jungle, spielt mit seinen Pflegern, guckt für sein Leben gern Cartoons im Fernsehen und trinkt Eistee.
Zoo Miami
Irgendwie sind Zoos ja doch alle gleich. Und doch geht man trotzdem immer wieder hin. Für Hagenbecks Tierpark hatten wir zwei Jahre in Folge eine Jahreskarte und würden wir in Miami leben, hätten wir bestimmt auch eine für den Zoo Miami – nicht nur wegen der Tiere, sondern auch wegen des großartigen Wasser-Spielplatzes in der Mitte der Anlage. Im feuchtwarmen Klima Miamis ist dieser Spielplatz eine echte Oase und wir Erwachsenen haben uns kein bisschen geschämt, als wir zusammen mit unserem Sohn durch die Fontänen gesprungen sind – der Kleine in Unterhose, wir natürlich angezogen. Für das nächste Mal merken wir uns, dem Kind stets eine Badehose einzupacken. Unser Fortbewegungsmittel im Zoo war ein Safari Cycle – die Erwachsenen treten in die Pedale und das Kind sitzt vorne im Körbchen und ruft "Schneller! Schneller!"
Seminole Hard Rock Hotel & Casino
Waren die ersten vier Stationen unserer Reise vorrangig der Kindes-Unterhaltung gewidmet, so war der Besuch im Casino doch nur uns Erwachsenen vorbehalten. Fährt man mit dem Auto über die I-95 in Miami, leuchten einem von allen Seiten Werbetafeln für Casinos entgegen. Das Hard Rock Casino wurde uns von Leuten Empfohlen, die sich das Prickeln eines Spiels um Geld regelmäßig gönnen und schon den ein oder anderen Automaten ausprobiert haben. Der Spielsaal des Seminole Hard Rock Hotel & Casino ist wie ein Wald aus blinkenden, klingelnden Spielautomaten. Hübsche junge Frauen in Korsagen und Hotpants bringen Drinks, Rauchen ist erlaubt. Klima- und Lüftungsanlage laufen auf Hochtouren. Gedämpfte Flüche mischen sich mit freudigem Lachen, wenn man mit zehn Dollar Einsatz plötzlich 100 oder sogar 1000 gewinnt. Neben den Automaten gibt es im Casino Blackjack-Tische und Roulette, Live-Musik und außerhalb der Spielhalle eine Shopping- und Amüsiermeile mit Restaurants, Boutiquen und exklusiven Nachtclubs. Der Dresscode reicht von Hawaii-Hemd und Badelatschen bis Cocktailkleid und Louboutins. Wir hatten Sonnenbrand, Jeans und Sandalen an und haben 70 Dollar verloren. Aber die Erfahrung war's wert.
Chocolada
Das kleine Café um die Ecke, das sich innerhalb von 20 Jahren zu einem Treffpunkt für Liebhaber feinster Patisserie entwickelt hat – Chocolada in Hollywood, nördlich von Miami Beach. 1993 eröffnete eine preisgekrönte rumänische Konditorin das kleine Café und brachte ein Stück europäische Esskultur nach Florida. Seitdem wurde das Menü neben einer Vielzahl Torten und Desserts auch um eine umfangreiche Speisekarte erweitert, auf der sich neben traditionellen rumänischen Gerichten auch saisonale und lokale Spezialitäten finden.
Dania Beach Pier & Quarterdeck
Der Pier am Strand von Dania Beach im Norden von Miami ist ein beliebter Treffpunkt für Hobby-Angler. Für drei Dollar kann man dort den ganzen Tag angeln, relaxen und sich die Sonne auf den Scheitel scheinen lassen und übrig gebliebene Köder an die zutraulichen Pelikane verfüttern. Für Menschen-Verpflegung sorgt Quarderdeck, das Restaurant direkt am Pier, von dessen Terrasse aus man einen tollen Blick auf den Strand und das offene Meer hat. Das Essen ist sehr frisch, fischig und unglaublich lecker. Dazu schmeckt am besten ein echter Eistee – schwarzer Tee, Eiswürfel, Zitronenspalte, sonst nichts.
Hollywood Beach Theater & Organic Brewery
Wer nach Sonnenuntergang ohne nervige Moskitos draußen sitzen und dem Meeresrauschen lauschen möchte, sollte auf jeden Fall den ein oder anderen Abend auf den Hollywood Beach & Broadwalk verbringen und sich ein Russian Knight und norwegische Shrimps in der Organic Brewery gönnen. Dort wird das ausgeschenkte Bier selbst hergestellt. Russisches, Belgisches, Deutsches und Britisches – für jeden Geschmack ist etwas dabei (direkt nebenan befindet sich übrigens eine echte russische Sauna, falls es mal nicht warm genug sein sollte). An fünf Abenden die Woche gibt es im Hollywood Beach Theatre kostenlose Live-Konzerte. Seit 1966 gehört die Bühne zu den Sehenswürdigkeiten Miamis. Von Jazz über Country, Rock und Pop ist alles dabei. Viele der Zuhörer stehen auf und tanzen. Die meisten von ihnen sind 65 plus. Florida, das Rentnerparadies, was keinesfalls abwertend gemeint ist. Denn wer wünscht sich nicht, seinen Lebensabend tanzend unter den Sternen zu verbringen?