Täglich wappnen wir uns gegen die Tücken des Winters und bedienen uns an unserem Alltagswissen, um gesund zu bleiben. Dabei beruhen viele dieser Weisheiten von Oma auf einem Irrtum und können zum Teil sogar schaden. Schützen Vitamin C und Zink tatsächlich vor Erkältung? Härtet kaltes Duschen ab? Und erkälten wir uns wirklich leichter, wenn es draußen kalt ist?

Mythos 1: Hand vor dem Mund beim Niesen schützt die anderen

Beim Niesen und Husten die Hand vor dem Mund zu halten, zählt zu den wichtigsten Benimmregeln. Schließlich verhindert es doch die Verbreitung der bösen Keime, die sich der Erkrankte eingefangen hat. Wenn er schon vor anderen niest, dann soll er wenigstens dafür sorgen, dass sich die Erkältung nicht noch weiter verbreitet. Dass andere durch Niesen angesteckt werden können, ist unumstritten. Aber hilft die Hand als Abwehr gegen einen Nieser, der mit bis zu 150 km/h angeflogen kommt? Nein. Zwar landet ein Großteil in der Hand, der Rest fliegt aber an allen Seiten vorbei und beim nächsten Händeschütteln verteilen sich die Keime endgültig. Besser geeignet ist ein Taschentuch. Es ist größer als eine Hand und saugt die ansteckenden Tröpfchen auf.

Mythos 2: Vitamin C und Zink schützen vor Erkältung

Um gar nicht erst einer Erkältung zu erliegen, greifen viele zu Hausmitteln als Vorsorge. Mit einem starken Immunsystem kommt man gesund und munter durch den Winter. Vitamin C und Zink gelten hier als die Aufbaumittel für das Immunsystem. Vitamin C gilt als hilfreich, da es die Radikale, die das Immunsystem schwächen, einfach auffängt: Es ist ein so genannter Radikalfänger. Aber Studien zeigen, dass eine zusätzliche Vitamin-C-Dosis erst etwas bringt, wenn man bereits krank ist. Im Gegensatz dazu steht Zink im Verdacht, sowohl als Vorsorge als auch akutes Mittel gegen Erkältung zu wirken. Zink ist zwar bisher wenig erforscht, zeigt sich bisher aber vielversprechend. Der Mythos bestätigt sich zum Teil.

Mythos 3: Wenn es draußen kalt ist, erkälten wir uns leichter

Durch Kälte allein holt man sich keine Erkältung, sondern durch die Übertragung von Erregern. Wegen der Kälte bleiben wir vor allem drinnen und gehen selten an die frische Luft. Die Folge davon ist ein Vitamin-D-Mangel. Im Sommer reichen schon ein paar Sonnenstrahlen, um unseren Bedarf an Vitamin D abzudecken. Aber sobald es kalt ist, bleiben wir lieber drinnen wo es warm und kuschelig ist. Dabei sollten wir gerade im Winter, wenn die Sonne weniger scheint, jede Minute an der frischen Luft auskosten. Denn ein Mangel an Vitamin D schwächt das Immunsystem. Das ist der Grund, warum wir als Folge krank werden. Andererseits schützt sich der Körper vor der Kälte, indem er seine Blutgefäße zusammenzieht, um sich warm zu halten. Das schwächt die Abwehr der Schleimhäute, wo Erreger leichten Zutritt finden. Der Tipp von Dr. Lekutat lautet daher: Erst einen Spaziergang im Kalten, dann eine heiße Tasse Tee zu Hause im Warmen.

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Mythos 4: Kaltes Duschen härtet ab

Bei Temperaturschwankungen ist unser Körper schnell mal überfordert. Wenn wir unerwartet in Eiseskälte stehen, straft uns eine Erkältung, weil unser Körper nicht schnell genug auf den Temperaturwechsel reagieren kann. Kaltes Duschen oder Wechselduschen gelten als Training für diese Temperaturschwankungen, damit unser Körper mit der plötzlichen Kälte umgehen kann. Und tatsächlich: Studien zeigen den positiven Effekt vom Wechselduschen auf unser Immunsystem. Aber kalt duschen ist nicht gleich kalt duschen. Bei Wechselduschen werden einzelne Körperpartien erst kalt, dann warm abgeduscht. Wer komplett kalt duschen möchte, kann das Wasser Schritt für Schritt kälter einstellen und sich so daran gewöhnen. Immerhin soll es sehr belebend sein. Es härtet auf jeden Fall ab.

TV-Arzt Dr. med. Carsten Lekutat, bekannt aus der Sendung "fit und gesund", enthüllt in seinem neuen Buch "Halbwahrheiten der Medizin", was von unserem Alltagswissen über Medizin stimmt und was völlig falsch ist.

Gräfer und Unze Verlag

ISBN 978-3-8338-3397-7