Hormonelle Verhütungsmittel sind für viele Frauen die erste Wahl, vor allem die Pille. Doch diese bringt sehr viele Nebenwirkungen mit sich, weshalb sie gleichzeitig stark kritisiert wird. Verhütung geht aber auch völlig hormonfrei. Sei es mit Kondomen, die immer noch der einzige Weg sind sich vor Krankheiten zu schützen, oder mit der Kupferspirale oder dem Kupferperlenball. Es gibt jedoch auch den ganz anderen Weg, nämlich zu verhüten, indem mehr oder weniger nicht verhütet wird. Was widersprüchlich klingt, ist bei genauerem Betrachten gar nicht so abwegig.

Was ist NFP?

Die natürliche Familienplanung, kurz NFP, ist eigentlich dazu gedacht gezielt schwanger zu werden, doch viele Frauen haben sich die Methode zu eigen gemacht und den Spieß einfach umgedreht. Natürlicher als mit NFP geht es nicht: keine Hormone, keine Chemie und auch kein mechanischer Eingriff.

NFP basiert auf der Beobachtung des individuellen Zyklus‘. In dessen Lauf verändert sich unser Körper. Die Temperatur schwankt, der Zervixschleim wechselt seine Konsistenz und auch der Muttermund verändert sich.

Wie funktioniert die Verhütung mit NFP?

Das Minimum dieser Methode ist das Messen der Temperatur. Steigt die Temperatur an, ist das ein Hinweis auf den Eisprung, weshalb diese Methode ursprünglich als Hilfe zum Schwangerwerden gedacht war - und auch immer noch ist. Wer einige Wochen jeden Morgen nach dem Aufstehen die Temperatur misst und ein gewissenhaftes Tagebuch, ein Zyklusblatt, führt, kann anhand dieses Protokolls auch ablesen wie der eigene Zyklus verläuft und an welchen Tagen man fruchtbar oder unfruchtbar ist. Die Temperaturmethode wird inzwischen, durch Computer ergänzt, auch symptothermale Methode genannt, die zusätzlich den Zervixschleim und den Muttermund analysieren. Dadurch können noch mehr Rückschlüsse auf den Zyklus gezogen werden. Ist man sicher in der Protokollierung seines Zyklus‘, kann es endlich losgehen. Mit jedem morgendlichen Messen weiß man, ob es heute ein fruchtbarer oder ein unfruchtbarer Tag ist. Während der fruchtbaren Tage darf man keinen Sex haben oder muss zusätzlich mit einem Kondom oder Diaphragma verhüten, da ansonsten kein Schutz gewährleistet ist. An den unfruchtbaren Tagen ist kein weiterer Schutz nötig.

Wie sicher ist NFP?

Frauen können im Schnitt an 5 bis 6 Tagen pro Zyklus schwanger werden. Nun reicht es natürlich nicht aus, nur an diesen Tagen auf Sex zu verzichten oder extra zu verhüten, da Spermien ca. 5 Tage lang überleben können. Die Phase, in der extra verhütet werden muss, ist also um einiges länger und von jedem individuellen Zyklus abhängig. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, äußerst gewissenhaft mit dieser Methode umzugehen. NFP ist nichts für Anfänger und der natürliche Zyklus sollte zunächst einige Monate beobachtet werden, bevor man sich selbst gut genug einschätzen und mit NFP verhüten kann. Insbesondere für junge Mädchen, die noch einen eher unregelmäßigen Zyklus haben, wird NFP nicht empfohlen, da das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft zu hoch ist. Der Zyklus kann außerdem durch Alkohol, Erkrankungen, Stress und einem unregelmäßigen Lebensrhythmus, z.B. durch Schichtarbeit, beeinflusst werden, wodurch die Verhütung mit NFP sehr unsicher werden kann. Wer von diesen Risiken zusätzlich betroffen ist und trotzdem mit NFP verhüten möchte, sollte es sich gut überlegen.

Pearl Index

Das Beurteilungsmaß für Verhütungsmittel

Die Sicherheit von Verhütungsmitteln wird mit dem Pearl Index angegeben. Dieser wird nach der Häufigkeit von Schwangerschaften trotz Verhütung berechnet. Je niedriger der Pearl Index, desto höher die Sicherheit.

Dies sind die Wichtigsten (Quelle: profamilia):

  • Hormonimplantat: 0 - 0,08
  • Hormonspirale: 0,16
  • Pille: 0,1 - 0,9
  • Kupferspirale: 0,3 - 0,8
  • Depotspritze: 0,3 - 0,88
  • Temperaturmethode ("NFP"): 0,8 - 3
  • Kondom: 2 - 12

ProFamilia gibt zu NFP zwei Hinweise was die Sicherheit betrifft. Wer sich fragt, ob NFP die passende Verhütungsmethode ist, sollte auch bedenken, dass die Libido an fruchtbaren Tagen naturgemäß erhöht ist. Wer jetzt nicht auf Sex verzichten möchte, muss zur Verhütung auf Kondom oder Diaphragma zurückzugreifen. Bei Kondomen wird von einem Pearl Index von 2 – 12 ausgegangen, was im Vergleich zu Pille oder Spirale ein sehr schlechter Wert ist. Wer diese erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nicht in Kauf nehmen möchte, muss dazu bereit sein an genau den Tagen, an denen man sich besonders danach sehnt, auf Intimität zu verzichten.

Wer sich trotzdem sicher ist, dass NFP als Verhütung in Frage kommt, sollte sich unbedingt beraten lassen. Nur dein Arzt oder deine Ärztin kann dich am besten beraten, welche Verhütungsmethode genau zu dir passt.