Jährlich erkranken etwa 72.000 Frauen an Brustkrebs. Davon haben ca. 80% diesen selbst entdeckt, abgesehen von den Fällen, die durch das Mammographie-Screening erkannt wurden. Da liegt es nahe sich regelmäßig selbst abzutasten. Aber wie geht das überhaupt? Und wie sinnvoll ist es tatsächlich? Die Frauenärztin Dr. med. Manthana Haritaworn erklärt, was dabei wirklich wichtig ist. 

Grundsätzlich gilt, dass man sich in verschiedenen Positionen abtasten sollte. Sowohl im Liegen als auch im Stehen ist sinnvoll, da die Brüste anders fallen und einem dementsprechend andere Veränderungen auffallen würden. Nach dem Eincremen oder unter der Dusche bietet sich das Abtasten an, denn durch die eingecremte oder -geseifte Haut gleiten die Finger besser.

Der Zeitpunkt spielt eine große Rolle. Kurz vor der Regel, bzw. in der zweiten Zyklushälfte, ist die Brust viel knotiger, viel empfindlicher und hat mehr Flüssigkeitseinlagerungen. Wer zu dieser Zeit tastet, schließt schnell voreilige Schlüsse. Der ideale Zeitpunkt ist in der ersten Zyklushälfte und am besten mit der ausklingenden Regel oder kurz danach. 

Dann ist es ganz wichtig, zu gucken was auf beiden Seiten zu sehen ist. Die meisten Frauen haben oben außen mehr Gewebe und deshalb finden sie auch dort mehr knotige Anteile. Aber was symmetrisch ist, ist harmlos. Was neu auftritt, was während des Zyklusgeschehens sich nicht verändert und was asymmetrisch ist, das könnte etwas sein. Mit solchen Auffälligkeiten sollte man zum Arzt gehen.

Der Umfang der Brust sollte nicht unterschätzt werden, denn sie beginnt schon knapp unterm Schlüsselbeinund unten bis zur Falte unter der Brust, in der Mitte bis direkt neben dem Brustbein und außen bis in die vordere Achselhöhle.

Deshalb müssen nicht nur die Brüste selbst abgetastet werden. Unter den Achseln bilden sich die ersten Lymphabflussgebiete. Wenn in der Brust eine Entzündung oder ein Tumor ist, dann findet man auch zum Teil vergrößerte Achsellymphknoten. Die nächsten Lymphknotenstationen sind parallel zum Schlüsselbein, weshalb direkt unter dem Knochen getastet werden sollte. Die äußeren Bereiche neben den Brüsten dürfen auch nicht ausgelassen werden.

Letztendlich ist es wichtig seine eigene Brust gut zu kennen. Wenn man sich vor den Spiegel stellt und die Arme hochnimmt, sieht man, ob die Brust relativ symmetrisch fällt, ob Hauteinziehungen zu sehen oder Ekzeme auf der Bustwarze bzw. auf dem Brustwarzenvorhof sind. Die Beobachtung ist sehr wichtig. Wenn man zu tasten beginnt, immer mit den Fingerkuppen, denn diese fühlen am meisten.

Tastet man die Brüste ab, ist es außerdem wichtig, mit beiden Händen zu tasten. Sonst "verschwinden" die Knoten unter dem Druck der Finger und sind nicht zu spüren. Nimmt man beide Hände, wird der Knoten nicht hin und her geschoben sondern von zwei Seiten eingekreist und spürbar.

Aber: Es ist nicht bewiesen, dass Brustkrebs früher erkannt wird, wenn Frauen sich jeden Monat systematisch abtasten. Trotzdem hat es Vorteile und ist sehr wichtig, denn schließlich werden die meisten Fälle von Frauen selber entdeckt. Der Arzt überprüft dann, ob etwas Verdächtiges in der Brust ist oder nicht. Tumore, die eindeutig unverdächtig aussehen, werden beobachtet - auch von den Patientinnen selber. Dabei wird darauf geachtet, ob der Knoten weiterhin verschiebbar und glatt ist und ob seine Größe sich verändert. Sollte er größer und höckerig werden und weniger verschieblich ist, dann wären das Verdachtsmomente, die zu weiteren Untersuchungen führen. 

Man sollte darauf sensibilisiert sein, dass man etwas in der Brust haben, sodass es einem auffallen würde. Das ist aber etwas ganz anderes, als sich jeden Monat systematisch dem Stress auszusetzen einen Brustkrebsfinden zu müssen.

Wer sich abtasten möchte, sollte eines im Hinterkopf behalten: "Es ist etwas anderes ob ich gezielt nach einem Knoten suche, oder ob ich einfach gucke, ob alles in Ordnung ist", so Dr. Haritaworn. 

Die Expertin:

Dr. med. Manthana Haritaworn

ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und hat amicella alle Fragen rund um das Thema Selber Abtasten beantwortet.

Praxis:
Lange Reihe 39
20099 Hamburg

www.meine-frauenarzt-praxis.de

Geschrieben von LINDA SCHULZKI