„SMS für dich“ wirkt auf den ersten Blick wie eine typische Komödie. Setting: In einer deutschen Großstadt treffen zwei gutaussehende Menschen im heiratsfähigen Alter aufeinander und verlieben sich. Beide haben jeweils eine beste Freundin bzw. einen besten Freund, der für die Gags sorgt und wohnen in perfekt-unperfekt eingerichteten Apartments, die sie sich in Wirklichkeit niemals leisten könnten. Auf den zweiten Blick bekommt der Film mehr Tiefgang, legt jedoch gleichermaßen noch einiges an Klischees obendrauf. 

Die Geschichte

Claras (Karoline Herfurth) Verlobter Ben starb vor zwei Jahren bei einem Autounfall. Seitdem ist die Kinderbuchautorin so niedergeschlagen, dass sie nicht mal mehr etwas Neues veröffentlichen kann. Sie zieht zu ihrer besten Freundin Katja (Nora Tschirner) nach Berlin. Um ihre Trauer zu bewältigen, schreibt Clara SMS an Ben’ s alte Nummer. Die wurde jedoch neu vergeben an den Journalisten Mark (Friedrich Mücke). Er versucht mit Hilfe seines besten Freundes David (Frederick Lau), die Unbekannte zu finden. Ihm gelingt es, ein erstes Date auszumachen. Das läuft - abgesehen vom obligatorischen peinlichen Schweigen - gut. Das war aber nicht das einzige Hindernis. Einige Verwirrungen und ein großer Streit folgen. Kriegen sich die beiden doch noch während ihre Best Buddies via Tinder-Äquivalent flirten?

Wie viel Drama verträgt eine Komödie?

Obwohl Ben nur während der ersten paar Minuten zu sehen ist, ist er während des gesamten Films präsent. Clara hadert oft mit der verlorenen Liebe und der Chance, sich auf etwas Neues einzulassen. Das gibt dem Film, für ein Feelgood Movie, einen ungewohnten Tiefgang - eine dramatische Komponente im sonst immer gleichen Muster von Verlieben, Streit, wieder verlieben. Im Buch ist dieser Teil der Handlung jedoch noch dramatischer: Clara und Ben streiten sich ganz fürchterlich, gehen auseinander und etwas später erfährt Clara von Bens unerwartetem Tod. Das wäre für die angestrebte Kinokomödie wahrscheinlich ein bisschen viel der Tragik gewesen. So beginnt der Film mit den beiden albernden Verliebten und binnen der ersten drei Minuten wird man mit dem traurigsten Moment des ganzen Films konfrontiert, der sonst bis mindestens zur Hälfte auf sich warten lässt. Der Kontext seines Todes entscheidet hier über das Genre. Trotzdem wäre die tragischere Variante auch die interessantere gewesen.

Beste Freundinnen und Schlagerstars

Im weiteren Handlungsverlauf tauchen zwei Nebencharaktere auf, die mir als leidenschaftlicher Komödienguckerin leider ziemlich bekannt vorkommen. Da ist zum einen die beste Freundin, die sich durch entscheidende Eigenschaften von der Hauptfigur abgrenzt: Sie ist anders gestylt aber nicht weniger gutaussehend, macht die besten Sprüche und ist insgesamt ein bisschen forscher und freigeistiger. Auch zu sehen in 27 Dresses, Keinohrhasen oder Groupies bleiben nicht zum Frühstück.

Außerdem hat sich der esoterisch angehauchte Popstar in den letzten Jahren einen festen Platz im Komödiensetting erschlichen. Hier tritt Katja Riemann als Schlagerstar und Interviewpartnerin von Mark auf. Sie wirkt wie eine Mischung der Cora Corman aus Ein Song für dich und Bruce Berger aus Männerherzen. In ihren Musikvideos präsentiert sie sich als Objekt der Begierde zwischen zahlreichen Tänzern - gleichzeitig ist sie Anhängerin einer Pseudoreligion der Liebe, macht Atemübungen und verschenkt Heilsteine. Außerdem berät sie Mark schon fast mütterlich und gibt den entscheidenden Anstoß dafür, dass die Liebenden zusammenfinden.

Klassiker als Vorbild?

Abgesehen davon fühlt man sich generell sehr an den Klassiker E-Mail für dich erinnert. Dass sich zwei Menschen via E-Mail kennenlernen und verlieben können, war Ende der 90er noch eine Innovation. Die Leute hielten das mindestens für unpersönlich, wenn nicht sogar gefährlich. Diese Sichtweise ist heute bei Online-Dating fast die Gleiche. Der Film beweist beide Male das Gegenteil und zeigt auch, wie vergänglich Technik ist.

Trotzdem sehenswert?

Was den Film aufwertet, sind die Schauspieler. Der Cast um Karoline Herfurth schafft es tatsächlich, den flach geschriebenen Charakteren Leben einzuhauchen. Sie selbst leistet als Hauptdarstellerin und Regisseurin zugleich Herausragendes. Außerdem bringt einen der Film im Minutentakt zum Lachen. Jeder, der ein Handy besitzt und schon mal verliebt war, erkennt sich in vielen Situationen wie dieser wieder: Katja bekommt von ihrer Affäre eine SMS à la „Ja, man sieht sich dann ;)" und rätselt gemeinsam mit Clara, was das bedeuten soll: „Das heißt ganz sicher, dass er mich wiedersehen will. Außerdem: der Zwinkersmiley! Also der Zwinkersmiley ist ja mal total verbindlich!“

Insgesamt ist SMS für dich eine romantische Komödie, die dich zwei Stunden lang mit witzigen Sprüchen, einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und authentischen Charakteren unterhält. Wer möchte, kann dafür auch ein paar Klischees in Kauf nehmen. 

Überzeugt euch selbst von der romantischen Herbst-Komödie. Hier geht’s zum Trailer: